Innovative Regenwasserbewirtschaftung

Neues Verbundprojekt untersucht, wie Regenwasser nachhaltig bewirtschaftet werden kann.

Der Regen fällt wann und wo er will - doch wohin fließt das Wasser? In Städten und Gemeinden ist diese Frage von besonderem Interesse: Um z. B. nach Starkregen Überschwemmungen zu vermeiden, wird Regenwasser in Bäche und Flüsse abgeleitet. Diese wiederum wurden begradigt und mit Deichen begrenzt, damit Siedlungen vor Hochwasser geschützt sind. So wurden im Laufe der Jahrhunderte in besiedelten Regionen der Wasserhaushalt und das hydrologische Regime der Bäche und Flüsse erheblich gestört. Bei der Modellierung der Bewirtschaftung von Regenwasser lag der Fokus bislang vornehmlich auf dem Oberflächenabfluss. Nur wenige Erkenntnisse gibt es hingegen zur Grundwasserneubildung oder zur Verdunstung von Regenwasser - dabei sind dies bedeutsame Komponenten, gerade in Zeiten des Klimawandels

Damit in Zukunft auch das Regenwasser nachhaltig bewirtschaftet werden kann, brauchen Kommunen und Planungsbüros effiziente Planungsinstrumente. Diese müssen nicht nur die Ein-flüsse von Klima und Mensch auf den Wasserhaushalt einbeziehen, sondern umgekehrt auch die Folgen der Maßnahmen für die Siedlungen des Menschen abschätzen können. Kommunen ist es weiterhin z. B. wichtig, zu erfahren, welcher Planungsaufwand und welche Kosteneinsparungen mit einer Maßnahme verbunden sind und wie es um die Betriebs¬sicherheit steht.

Um beim Wasserressourcen-Management den Faktor Regenwasser zu integrieren, startete im Juni 2015 das interdisziplinäre Projekt Wasserhaushalt siedlungsgeprägter Gewässer (WaSiG). Zunächst untersucht das Projektteam, wo das Regenwasser hinfließt - ob es beispielsweise ins Grundwasser gelangt oder eher verdunstet. Mithilfe der Messwerte wird ein auf physikalischen Gleichungen basiertes Modell entwickelt, mit dem berechnet werden kann, welche Veränderun-gen durch Klima oder Mensch welche Folgen für den Wasserhaushalt hätten.

Anschließend analysieren die Forscher und Forscherinnen zusammen mit den im Projekt betei-ligten Städten Münster, Freiburg und Hannover, wie vermieden werden kann, dass Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. Dazu geeignet sind Maßnahmen, die es dem Niederschlag erlauben zu versickern, wie z. B. Mulden, durchlässige Flächen¬beläge oder Gründächer. In WaSiG werden sowohl messtechnisch erhobene Daten als auch Ergebnisse der Simulationsmodelle dazu genutzt, Planungsinstrumente und Bewirtschaftungskonzepte zu entwickeln und zur Ver-fügung zu stellen.

Neben den technischen Faktoren erforscht das Projekt aber auch die menschlichen Aspekte: Also die Frage, wie es um das Wissen und die Akzeptanz der geplanten Maßnahmen steht - nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei der Verwaltung und allen anderen an der Planung beteiligten Personen. Offen ist auch, ob sich verschiedene Siedlungsstrukturen hinsichtlich der Regenwasserbewirtschaftung unterscheiden müssen. Da Studien bislang fehlen, analysieren die Humangeografen und -geografinnen, wie die Bevölkerung die Maßnahmen akzeptiert, und defi-nieren dafür Akzeptanz-Indikatoren. Außerdem untersuchen sie die regionalen Organisations-strukturen und entwickeln Managementmethoden für die Stadtentwicklung, die auch den regio-nalen Wasserhaushalt berücksichtigen. Modellhaft und praxisnah werden diese anschließend in ausgewählten Kommunen getestet. Ziel ist, dass die mit dem Simulationsmodell errechneten Vorhersagen die Planung optimieren, die Kosten senken und die Akzeptanz bei allen Beteiligten steigern.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte dreijährige Projekt WaSiG hat ein Volumen von 2,5 Millionen Euro und läuft bis Ende Mai 2018. Es ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Ge-wässerschutz in Deutschland (ReWaM) im Förderschwerpunkt Nachhaltiges Wassermanage-ment (NaWaM).

An dem Verbundprojekt sind neun Partner beteiligt: die Fachhochschule Münster (Leitung), die Universität Freiburg mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus der Hydrologie und der Humangeographie, die Stadtverwaltungen von Freiburg, Münster und der Landeshauptstadt Hannover, weiterhin das Wasserversorgungsunternehmen badenova AG & Co. KG, Freiburg, das Ingenieurbüro BIT Ingenieure AG, Karlsruhe, Standort Freiburg, sowie die Ingenieurgesellschaft für Stadthydrologie mbH aus Hannover.