Wie man Boden und Wasser vor Tierarzneimittel-Rückständen schützen kann

Gießener Forscherinnen und Forscher an BMBF-gefördertem Verbundprojekt zu nachhaltigem Wassermanagement beteiligt – Übergabe des Bewilligungsbescheides durch den Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Helge Braun am 16. März 2012

Die Abwässer von Betrieben mit intensiver Tierhaltung können Rückstände von Tierarzneimitteln sowie antibiotikaresistente Bakterien enthalten – eine Belastung für den Boden, aber auch für Grund- und Oberflächenwasser. Mit dieser Problematik beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) um Prof. Dr. Gerd Hamscher, Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie (ILL) am Fachbereich 08, und Prof. Dr. Dr. Peter Kämpfer, Institut für allgemeine Mikrobiologie (IAM) am Fachbereich 09, höchst erfolgreich. Sie erhalten für ihre Arbeit nun eine Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der ersten Förderbekanntmachung (Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf – RiSKWa) des Forschungsförderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement – NaWaM“.

Den Bewilligungsbescheid in Höhe von rund 700.000 EUR wird Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, am Freitag, 16. März 2012, um 10 Uhr im Rektorenzimmer im JLU-Hauptgebäude übergeben. Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind hierzu herzlich eingeladen.

Mit den Mitteln aus dem BMBF werden sich die Gießener Forscherinnen und Forscher an dem Verbundprojekt „Risiken durch Abwässer aus der intensiven Tierhaltung für Grund‐ und Oberflächenwasser“ (Risk AGuA) beteiligen, das von der RWTH Aachen koordiniert wird. Ein hochaktueller Schwerpunkt der geplanten Untersuchungen wird das Verhalten von verschiedenen Veterinärantibiotika und von antibiotikaresistenten Bakterien in Biogasanlagen sein.

Umfangreiche Untersuchungen in verschiedenen Bundesländern und der EU haben gezeigt, dass Tierarzneimittel nach wie vor in beträchtlichen Mengen eingesetzt werden. Nach der Anwendung gelangen die Wirkstoffe und/oder ihre Stoffwechselprodukte sowie Mikroorganismen über Wirtschaftsdünger in den Boden. Hier können sich langlebige Stoffe und Resistenzgene möglicherweise anreichern. Denkbar ist allerdings auch, dass die Schadstoffe durch Adsorption, Abbau, Mineralisierung und/oder Inaktivierung während des Transports unschädlich gemacht werden. Die Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen eine Bilanzierung dieser Prozesse und die Bewertung der natürlichen Barrieren für den Schutz von Grund- und Oberflächenwasser vor diesen Substanzen durchführen. Neben hochselektiven chemisch-analytischen Untersuchungen von Veterinärpharmaka und ihren Transformationsprodukten am ILL werden am IAM auch moderne mikrobiologische und molekularbiologische Techniken eingesetzt.

Da sich der Tierarzneimitteleinsatz kurzfristig nicht wesentlich reduzieren wird, sollen auch technologische Barrieren auf ihre Effizienz zur Schadstoffreduktion in die Untersuchungen eingeschlossen werden. Die Verwertung von Wirtschaftsdüngern als Substrat in Biogasanlagen stellt – neben einer umweltfreundlichen Energiegewinnung – eine Möglichkeit dar, pharmakologisch wirksame Stoffe zu deaktivieren und resistente Bakterien zu eliminieren.

Wichtige Ziele des Forschungsverbundes sind neben einer Quantifizierung des Ausmaßes der Umweltbelastung durch Veterinärantibiotika und resistente Bakterien die Entwicklung von Handlungsdirektiven für die Praxis. Durch die Optimierung bestehender sowie die Entwicklung von neuen dezentralen biotechnologischen Verfahren zur Gülle- und Wertstoffverwertung in der Landwirtschaft sollen umweltfreundliche Lösungsmöglichkeiten bereitgestellt werden.

Weitere Informationen:

http://www.riskagua.de/index.php