Dem Verteilnetz wachsen Fühler

Im Forschungsprojekt „Fühler im Netz“ werden neue kostengünstige Wege bei der Zustandsanalyse von Verteilnetzen und angeschlossenen Anlagen entwickelt. Hierbei werden Frequenzanalysen der Breitband-Powerline-Datenübertragung zur kontinuierlichen Netzzustandserfassung sowie zur Detektion von Anlagen- und Netzstörungen genutzt. Das Projekt unter Führung der Power Plus Communications AG mit einem Gesamtbudget von ca. 2,5 Millionen Euro wird im Rahmen der Initiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Projektpartner sind die Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co. KG (EVL), die Nexans Power Accessories Germany GmbH und die Bergische Universität Wuppertal.

Im Gegensatz zu den Transportnetzen werden die Betriebszustände der Energieverteilnetze im Nieder- und Mittelspannungsbereich bisher kaum kontinuierlich überwacht. Mit der stark wachsenden Anzahl dezentraler Anlagen im Verteilnetz steigt der Bedarf für aktive Steuerung und kontinuierliche Überwachung, um die Versorgungssicherheit und Effizienz weiterhin zu gewährleisten. Der Netzzustand kann derzeit oft nur mittels teurer Messverfahren punktuell und in Momentaufnahmen erfasst werden. Das Erkennen von schleichenden Veränderungen der Kabeleigenschaften oder von Anlagendefekten bei Kundenanlagen (z. B. EEG-Anlagen, Speicher, Steuerungen) ist sehr schwierig und erfolgt daher meist zu spät.

Solche Störungen und Netzzustandsänderungen sind jedoch auch aus den Hochfrequenzeigenschaften des Netzes für die Datenübertragung mittels Breitband-Powerline-Technologie (BPL-Technologie) ablesbar. BPL wird zurzeit im Rahmen der Einführung von Messsystemen und dezentraler Regeltechnik in vielen Verteilnetzen eingesetzt. „BPL stellt eine attraktive Kommunikationstechnologie für Intelligente Stromnetze dar, denn mit BPL wachsen Stromversorgungs- und Telekommunikationsnetze intelligent zusammen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek von der Bergischen Universität Wuppertal.

Bei der Energieversorgung Leverkusen wird BPL im Rahmen eines Smart-Meter-Pilotprojekts schon seit 2009 erfolgreich als Kommunikationsweg eingesetzt. In den letzten Jahren fiel dabei auf, dass es eine starke Korrelation zwischen den Störinformationen und den im BPL-Netzwerk-Management-System erfassten Daten gibt. „Für das Management der Datenübertragung analysiert Breitband-Powerline permanent die Signalübertragung zwischen den einzelnen BPL-Modems im Stromnetz. Im Projekt „Fühler im Netz“ werden wir diese Informationen gemeinsam analysieren, um Rückschlüsse auf den Zustand der Kabel und Anlagen zu gewinnen“, fasst Dr.-Ing. Ulrik Dietzler (Geschäftsführer EVL) die Projektidee zusammen. „Ergänzt um Daten aus breit im Netz verteilten Sensoren erzeugen wir so ein umfassendes Zustandsbild und können Netz- und Anlagenstörungen frühzeitig erkennen. Wenn uns gelingt, was wir uns vorgenommen haben, dann erhalten wir eine einfache und sehr preiswerte Zustandsanalyse für die zukünftigen Stromnetze.“

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.