Der Mensch nahm schon früh Einfluss auf seine Umwelt

Bereits vor 6000 Jahren hat der Mensch so in die Natur eingegriffen, dass sich die Vegetation verändert hat. Das ist das Ergebnis einer Studie von Dr. Mahyar Mohtadi vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und seinen Kollegen. Grundlage ist der Vergleich von mehreren vergangenen Warmzeiten. Die Fachzeitschrift Nature Geoscience hat die Studie jetzt veröffentlicht.

„Unsere Ergebnisse liefern einen wichtigen Mosaikstein: Der Mensch beeinflusst die Umwelt, und das hat bereits wesentlich früher begonnen, als bislang vermutet“, sagt Dr. Mahyar Mohtadi vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Vor etwa 6000 Jahren ist der Mensch in Südchina sesshaft geworden und hat begonnen, Nutzpflanzen zu kultivieren. Die Ergebnisse des Forschungsteams deuten darauf hin, dass der Einfluss auf natürliche Vegetation sofort begonnen hat. Solch ein Ergebnis ist laut Mohtadi nur möglich, wenn Daten verschiedener Warmzeiten miteinander verglichen werden – für die aktuelle Studie waren es fünf, die einen Zeitraum von etwa 420.000 Jahren umfassen.

Vegetation im Südchinesischen Raum nachhaltig und unwiderruflich verändert

Der Vergleich der Warmzeiten zeigt, dass Menschen die Vegetation nachhaltig und – so Mohtadi – unwiderruflich verändert haben. „Die Pollenanalyse hat eine völlig veränderte Vegetationsstruktur gezeigt“, sagt er. Bis zum Holozän vor etwa 10.000 Jahren ähneln sich die Vegetationsabfolgen: Mit steigenden Temperaturen dehnen sich die tropischen Pflanzen aus und dominieren am Anfang der Warmzeiten, sobald die Meeresoberflächentemperatur die 27 Grad Celsius überschreitet. Gegen Ende der Warmzeiten dominiert dann die gemäßigte Vegetation, sobald die Temperaturen unter 25 Grad sinken. Im Holozän aber gibt es einen Bruch, die Ausbreitung der tropischen Arten stockt. Ein Grund dafür könnte der Reisanbau durch den Menschen sein, der die die tropische Vegetation verdrängt. Als Beleg dafür konnten die Forschenden Holzkohle nachweisen. Sie ist, so vermuten die Wissenschaftler, entstanden, als Bäume mit Feuer gerodet wurden, um Platz für den Anbau von Nutzpflanzen zu schaffen. „Diese Spuren von Brandrodung und Pflanzenarten, die sich später nicht durchsetzen konnten, zeigen, dass der Mensch eingegriffen hat“, erklärt der Bremer Geowissenschaftler.

Bei den geowissenschaftlichen Untersuchungen haben sich die Forschenden auch auf Daten von Anthropologen und Archäologen gestützt. Sie zeigen, ab wann der Mensch Einfluss auf die Natur genommen hat – zum Beispiel, weil es Fundstellen von Töpferarbeiten oder Reispollen gibt. Diese Daten fließen mit in die Studien von Geowissenschaftlern ein, erklärt Mohtadi und betont noch einmal, dass sie nur dann aussagekräftig sind, wenn die Vegetation über einen langen Zeitraum und über mehrere Warmzeiten verglichen wird.

Ergebnisse repräsentativ für den südchinesischen Raum

Grundlage für die Studie ist ein Bohrkern, den das Team mit dem Meeresbodenbohrgerät MARUM-MeBo70 auf einer Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE im Südchinesischen Meer gewonnen hat. Die Untersuchungsergebnisse dieses Kerns, sagt Mohtadi, seien repräsentativ für den gesamten südchinesischen Raum. Auf Europa lassen sich die Ergebnisse jedoch nicht übertragen. Grund dafür ist das gemäßigte Klima, die Pflanzen sind – verglichen mit tropischen Pflanzen – weniger abhängig von der Temperatur und daher auch weniger leicht zu verdrängen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Studie unter dem Dach von Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) in den Projekten CARIMA und INVERS gefördert.

Originalpublikation:

Zhongjing Cheng, Chengyu Weng, Stephan Steinke, Mahyar Mo­htadi: An­thro­po­genic modi­fic­a­tion of ve­get­ated land­scapes in south­ern China from 6,000 years ago. Nature Geoscience 2018. DOI: 10.1038/?s41561-018-0250-1