Gebündeltes Wissen zur Erforschung und zum Schutz unserer Küsten - Das marine Geoportal coastMap am Institut für Küstenforschung

Schelfmeere und ihre Küsten verändern sich ständig. Sie sind geprägt von dem fortschreitenden Klimawandel, der mit steigenden Temperaturen und höherem Meeresspiegel einhergeht. Aber auch der Druck durch menschliche Aktivitäten auf die Ökosysteme im Küstenmeer wird weltweit größer wie etwa durch Fischerei, Schifffahrt oder den Ausbau der Offshore-Windenergie. Allein mehr als drei Milliarden Menschen, das entspricht über 40 Prozent der Weltbevölkerung, leben heute in unmittelbarer Nähe der weltweiten Küsten – Tendenz steigend.

Die Reaktionen des Lebensraums Küstenmeer auf diese natürlichen und menschengemachten Drücke müssen erkannt und in ihren Auswirkungen auf den Umweltzustand bewertet werden. Das ist eine komplexe wissenschaftliche Aufgabe, denn häufig wirken unterschiedliche Einflüsse zusammen und erschweren die Suche nach geeigneten Maßnahmen, um unerwünschte Entwicklungen zu verhindern oder rückgängig zu machen. Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht haben das marine Geoportal coastMap entwickelt, um diese Arbeit wesentlich zu erleichtern. Auch externen Partnern aus dem In- und Ausland bietet coastMap dabei eine besondere Internet-Plattform zur Darstellung und Analyse ihrer Daten.

Das neue Internet- Portal umfasst verschiedene Werkzeuge:

Kampagnendaten
Über 250.000 Datenpunkte aus Untersuchungen des Meeresbodens der Nordsee, der darüber liegenden Wassersäule und der Atmosphäre werden anwenderfreundlich in einem Online-Werkzeug zur Verfügung gestellt. Filterfunktionen ermöglichen den Nutzern die Suche nach allgemeinen Themen wie einem meereskundlichen Interessengebiet sowie nach einzelnen Kriterien, zum Beispiel einer spezifischen Schiffskampagne oder einem der über 1.000 Messparameter wie beispielsweise Schadstoffmengen oder Salzgehalt. Alle Daten können kostenlos heruntergeladen und sofort visualisiert werden.

Kartengalerie
Aus Modell- und Messdaten werden regelmäßig aktualisierte Darstellungen abgeleitet und in der Kartengalerie angeboten. Über weiterführende Links können die frei verfügbaren Datengrundlagen in interaktiven Karten erkundet werden.

Werkzeug zur Analyse von großen Modelldatensätzen
Modelle produzieren Daten zum Zustand des Küstenmeers, welche lange Zeiträume und große Gebiete deutlich vollständiger abdecken als dies auf Fahrten mit Forschungsschiffen möglich ist. Diese Modellergebnisse werden aber oft nur von Experten genutzt – zu groß sind die Datensätze. Das Modellanalysetool in coastMap nutzt einen besonderen Big Data Ansatz, um einen einfachen Zugang zu komplexen und typischerweise riesigen Modelldatensätzen zu öffnen. Damit schließt dieses Werkzeug die Lücke zwischen modellierenden Wissenschaftlern und Experten anderer Fachdisziplinen wie zum Beispiel Biologen oder Geologen, die zwar Modelldaten im Rahmen ihrer Forschung benötigen, aber häufig wenig Erfahrung mit deren Umgang haben. Über eine benutzerfreundliche Oberfläche können selbstständig statistische Analysen durchgeführt und abgeleitete Modelldaten heruntergeladen werden.

Schlaglichter
In wissenschaftlichen Schlaglichtern werden Ergebnisse unterschiedlicher Wissenschaftsschwerpunkte allgemeinverständlich erklärt. So werden zum Beispiel die Bedeutungen von Meeresströmungen, die Verteilungen von Schiffsabgasen oder die Methoden der Forschung in diesen Bereichen interessant dargestellt.

„Das zentrale Geoportal leistet einen wichtigen Beitrag, um den Datenaustausch unter Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen zu fördern, Entscheidungen aus Politik und Wirtschaft zu unterstützen und einen Dialog mit der Öffentlichkeit zu initiieren, fasst Instiutsleiter Prof. Kay Emeis des Helmholtz-Zentrums Geesthacht das Portal coastMap zusammen.

Hintergrund
Die Wissenschaftler der Abteilung Biogeochemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht waren federführend in der Entwicklung von coastMap. Die Forscher am Institut untersuchen den Wandel der Küstenregionen unserer Erde mit einem Schwerpunkt auf den Schelfmeeren Nord- und Ostsee.

In die Entwicklung des Portals flossen Daten und Erkenntnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten NOAH-Projekt (North Sea Observation and Assessment of Habitats) ein. Das Projekt ist eines von zwölf Projekten der Küstenforschungsagenda für Nord- und Ostsee (KüNO) des BMBF-Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA).