Gewässer nachhaltig vor Pestiziden schützen

Neues interdisziplinäres Projekt verbessert auch den Schutz vor Abbauprodukten und Metaboliten

Um den ökologischen Zustand von Grund- und Oberflächengewässern zu verbessern, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Bewirtschaftungsmaßnahmen initiiert. Auslöser waren Neuerungen in der europäischen Umweltgesetzgebung. Bei der Bewertung dieser Maßnahmen wird jedoch der mögliche Effekt einer verstärkten Mobilisierung organischer Spurenstoffe vernachlässigt. Dabei handelt es sich nicht nur um Pestizide aus der Intensivlandwirtschaft oder um Biozide aus urbanen Gebieten, sondern auch um deren Abbauprodukte und Metaboliten (Transformationsprodukte). Hier setzt das Verbundprojekt „Maßnahmen für einen nachhaltigeren Umgang mit Pestiziden und deren Transformationsprodukten im Regionalen Wassermanagement (MUTReWa)“ an: Ziel ist zum einen, die bei Mobilisierung und Transformation von Pestiziden bzw. Bioziden relevanten Prozesse genauer zu untersuchen. Zum anderen soll im Hinblick auf diese Prozesse die Effektivität und Nachhaltigkeit ausgewählter Bewirtschaftungsmaßnahmen bewertet werden. Sich als geeignet herausstellende Maßnahmen sollen direkt in das regionale Wassermanagement implementiert werden.

Das dreijährige Verbundprojekt MUTReWa startete mit einer Auftaktveranstaltung am 10. Juni 2015. Geleitet wird es vom Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie (INUC) der Leuphana Universität Lüneburg (Prof. Dr. Klaus Kümmerer). Mit ca. 2 Mio. Euro wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“.

Ziel des Projektes ist es,
  • das Verständnis der Prozesse bei der Mobilisierung und Transformation von Pestiziden in Flusseinzugsgebieten zu verbessern,
  • aktuelle Belastungen durch ausgewählte Pestizide und ihre Transformationsprodukte sowie deren ökotoxikologische Relevanz und deren Gefährdungspotential für Trinkwasser zu bestimmen,
  • die Effektivität und Nachhaltigkeit ausgewählter Maßnahmen und Strategien zur Minimierung des Eintrags von Pestiziden/Transformationsprodukten zu bewerten, insbesondere
      - für bereits existierende Maßnahmen in den Modellregionen und
      - für neu initiierte Maßnahmen, unter Berücksichtigung erhobener Daten sowie des Nationalen Aktionsplans
         zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (2013),
  • Empfehlungen zur Anpassung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen abzuleiten und diese gemeinsam mit zentralen Akteuren der Wasserbewirtschaftung in das regionale Wassermanagement umzusetzen.
  • Das interdisziplinäre Projektteam setzt sich aus Experten aus drei Forschungseinrichtungen und fünf Praxispartnern zusammen. Aus dem naturwissenschaftlichen Bereich arbeiten neben dem INUC das „Institut für Hydrologie“ und das „Institut für Bodenökologie“ der Universität Freiburg sowie das „Institut für Natur- und Ressourcenschutz“, Abteilung „Hydrologie & Wasserwirtschaft“, der Christian Albrecht Universität Kiel im Projekt mit. Praxispartner sind das „Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume“ (Flintbek, Schleswig-Holstein), die „Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH“ (GFN, Molfsee), der „WWL Umweltplanung und Geoinformatik GbR“ (Bad Krozingen), die „Stadt Freiburg im Breisgau mit dem Umweltschutzamt, Fachbereich Wasserwirtschaft und Bodenschutz“, sowie die Gemeinde Eichstetten am Kaiserstuhl.

Durch die kontinuierliche Einbindung wichtiger Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in das Verbundprojekt werden sowohl die Praktikabilität als auch der Grad der Implementierung der Maßnahmen stark erhöht. So wird es möglich, den ökologischen Zustand von Grund- und Oberflächengewässern umfassend und nachhaltig zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie auf www.mutrewa.de.