Migration und Umweltwandel

Dr. Kathleen Hermans erforscht mit ihrem Team Wechselwirkungen zwischen Migration und Umweltveränderungen im Projekt MigSoKo.

Klimawandel und Migration

Kathleen Hermans hat Geographie studiert, nachdem es auch in der Schule eines ihrer Lieblingsfächer war. Sie fand es schon immer spannend, wie der Mensch seine Umgebung beeinflusst und andererseits die Umwelt den Menschen, und das in einer zunehmend vernetzten Welt. Bevor sie die Leitung des Projektes „MigSoKo" übernahm, hatte sie sich überwiegend damit beschäftigt, wie Landnutzung zum Klimawandel beiträgt. Dabei kristallisierte sich immer mehr die Frage heraus, was der Klimawandel ganz konkret und für einzelne Betroffene bedeutet und welche Anpassungsoptionen es gibt.

Als Nachwuchsgruppenleiterin in der sozial-ökologischen Forschung untersucht sie mit ihrem Team das komplexe Geflecht von Ursachen und Wirkungen zwischen Klimawandel und Migration. Wie hängen Umweltwandel und menschliche Migration zusammen? „Dabei betrachten wir eine Vielzahl sozialer, politischer und ökonomischer Faktoren und deren Beziehung zum Klimawandel, um so die Ursachen für Migration besser verstehen zu können", erklärt Hermans.

Ein sozial-ökologischer Teufelskreis?

Umweltwandel und Migration können sich gegenseitig bedingen: So tragen sich verändernde Umweltbedingungen, zum Beispiel in Form von Dürren und Starkwetterereignissen als Folgen des Klimawandels, zu Abwanderungsbewegungen bei. Ebenso kann Einwanderung neue ökologische Probleme wie die Übernutzung natürlicher Ressourcen verursachen. Laut Kathleen Hermans werden sich diese Phänomene aller Voraussicht nach aufgrund steigender Bevölkerungszahlen und der globalen Erderwärmung noch verstärken.

Viele der empirischen Arbeiten von „MigSoKo" finden in Äthiopien statt. „Das erste Mal hat unser Team das Land im Jahr 2015 während der damaligen El-Niño-Dürre besucht", erklärt Hermans. „Wir haben im nördlichen Hochland Kleinbauern zu den Folgen der Dürre befragt und untersucht, inwiefern Abwanderung eine Strategie zur Anpassung an diese extreme Situation darstellt. Interessant für uns war, dass die deutliche Mehrheit aller befragten Haushalte in irgendeiner Form in Wanderungsbewegungen involviert war." Migration findet in Äthiopien aber nicht als Massenabwanderung statt, sondern vielmehr verlassen einzelne Familienmitglieder für einen – oftmals begrenzten – Zeitraum die Heimat. Die Gründe sind sehr vielfältig und umfassen Perspektivlosigkeit im ländlichen Raum, Armut, Verschlechterung der Böden, Landknappheit sowie den stets unzuverlässiger werdenden Niederschlag. Es kann somit keinesfalls von einer reinen klimabedingten Abwanderung gesprochen werden.

Zusammenarbeit mit Äthiopien

Hermans lobt die Zusammenarbeit: „Sie verläuft sehr gut und ich bin dankbar dafür. Denn Zusammenarbeit ist essentiell für das erfolgreiche Umsetzen unserer lokalen Arbeiten, ohne gegenseitiges volles Vertrauen können wir unsere Arbeiten vor Ort nicht realisieren." „MigSoKo" hat in Äthiopien zwei wichtige Forschungspartner, einen universitären Partner und einen Partner bei einer großen NGO. „Sie ermöglichen uns den Zugang ins Feld, Kontakt mit den Stakeholdern und führen uns in die Kultur ein, so Kathleen Hermans.

Ziele und Ergebnisse

„Auf Grundlage unserer Erkenntnisse werden wir ein Instrument für politische Entscheidungsträger entwickeln, das eine systematische Integration von Migration und nachhaltiger Ressourcennutzung in Klimaanpassungspolitiken und -programmen ermöglichen soll", erklärt Hermans. Damit sollen Effekte wie eine verbesserte Existenzgrundlage der Haushalte vor Ort, eine regionale Verbesserung der Umweltbedingungen sowie überregionale Synergieeffekte erreicht werden.

Blick über den Tellerrand

„Als Mutter von drei Kindern profitiere ich von flexiblen Arbeitszeiten", so Kathleen Hermans. Andererseits fordere die Kombination von Arbeit und Familie einen ungeheuren Spagat. Die Arbeit sei nie fertig und fordere ohne Festanstellung und fehlender Sicherheit sehr viel Kraft. Dennoch rät sie jungen Wissenschaftler:Innen, Forschungsaufenthalte und Semester im Ausland zu nutzen, um über den Tellerrand zu schauen: „Als Wissenschaftler und als Mensch! Knüpft Netzwerke, lernt, was andere Wissenschaftler:Innen in ihren Ländern bewegt oder auch hindert."

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