ScreenForBio - Arten im Globalen Wandel: Auswirkungen von nachhaltiger Forstwirtschaft auf die biologische Vielfalt

Südostasien ist ein Biodiversitäts-Hotspot, der vom anthropogenen Verlust natürlichen Lebensraumes stark bedroht ist; die Internationale Union zur Bewahrung der Natur IUCN hat die Gefährdung von großen Tieren in dieser Region als eine der drei großen gegenwärtigen Aussterbekrisen identifiziert.

Um die Abholzung der südostasiatischen Regenwälder zu stoppen, ruhen große Hoffnungen auf zwei globalen Programmen, die auf marktwirtschaftlichen Prinzipien aufbauen: der Zertifizierung von Hölzern (durch den Forest Stewardship Council, FSC), sowie dem Waldklimaschutzprogramm REDD+ (Reduced Emissions from Deforestation and Forest Degradation). Allgemein wird davon ausgegangen, dass diese Programme auch dem Artenschutz zugutekommen. Der Nutzen dieser Programme für die Biodiversität ist jedoch unzureichend dokumentiert, da standardisierte Methoden zur Erfassung und Untersuchung von Lebensgemeinschaften fehlen.

Projektziele

  1. Ökologisches Verständnis:
    Das Projekt kombiniert eine Reihe modernster Methoden wie Populationserfassungen mit Fotofallen, die Gewinnung von Wirts- und Pathogen-DNS aus Blutegeln, moderne statistische Simulationen und Modellierungen, sowie die Analyse hochauflösender Satellitenaufnahmen. Dieser umfassende Ansatz wird es uns erstmals ermöglichen, verschiedene Zeigerarten für einen menschengemachten Lebensraumwandel zu identifizieren: Welche Arten sind „Gewinner“ und profitieren von den anthropogenen Veränderungen, welche sind „Verlierer“, deren Populationen unter den Veränderungen leiden? Diese Ergebnisse sollen genutzt werden, um den Einfluss unterschiedlicher forstwirtschaftlicher Nutzungsformen sowie von REDD+ Initiativen auf Säugetierarten und -gemeinschaften zu untersuchen.

  2. Anwendungsbezogener Naturschutz:
    Die Erfassung der Säugetierpopulationen in den Untersuchungsgebieten, in Kombination mit Simulationsstudien, wird zur Entwicklung eines umfassenden, robusten Monitoring-Werkzeugs verwendet, das eine standardisierte Bestandsaufnahme von Säugetieren in Regenwäldern ermöglicht. Dieses Werkzeug soll bisher vorherrschende ad-hoc Untersuchungsmethoden ablösen, um zu verhindern, dass Management-Entscheidungen auf Basis von Daten getroffen werden, die mit ungeeigneten Methoden gesammelt wurden und daher falsch oder unzureichend sind. Langfristiges Ziel ist es, dass dieses Werkzeug als Teil eines standardisierten Biodiversitäts-Monitoring-Verfahrens weltweit Anwendung im Bereich der Evaluierung von FSC- und REDD+-Gebieten findet.

  3. Konkreter Beitrag zur Gestaltung des Umgangs mit dem Globalen Wandel:
    Die Entwicklung von nachhaltigen Strategien zum Umgang mit dem globalen Wandel setzt voraus, dass wir wissen, was dieser Wandel für Arten, Lebensgemeinschaften und Ökosysteme bedeutet. Doch für viele gefährdete und seltene Tierarten, besonders in schwer zugänglichen Gebieten wie den tropischen Regenwäldern, existieren diese Kenntnisse nicht. Unsere Untersuchungen werden in den Regenwäldern Vietnams und Borneos durchgeführt. Für die meisten Arten dort fehlen selbst grundlegende Informationen zur ihrer Ökologie und es ist gänzlich unbekannt, ob und wie sich diese Arten an die anthropogenen Veränderungen ihres Lebensraums (z. B. durch selektive Holzwirtschaft oder globale Klimaveränderungen) anpassen. Unser multidisziplinärer Ansatz macht es möglich, ihre Anpassungsfähigkeit zu evaluieren, und legt somit die wissenschaftliche Grundlage für Naturschutzmaßnahmen. Eine Anwendung des entwickelten Monitoring-Werkzeugs über die Studiengebiete hinaus würde außerdem sehr zur Vergleichbarkeit von Studien in unterschiedlichen Gebieten beitragen. Dies könnte zu neuer Präzision in der Evaluierung von FSC und REDD+-Maßnahmen im Bereich des Biodiversitätsschutzes führen.

 

Projektleitung
Dr. Andreas Wilting
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
Tel.: +49 30 5168 333
E-Mail: wilting@izw-berlin.de

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