Partizipation als Trumpf?!

Das Thema Partizipation im Kontext der „Großen Transformation“ hin zu einer klimaverträglichen, nachhaltigen Gesellschaft wirft viele wissenschaftliche und praktische Fragen auf. In einem Workshop am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) diskutierten rund 50 Teilnehmende über verschiedene Verständnisse von Partizipation, über Formate und Bedingungen, die Akteure sowie die Rolle der WissenschaftlerInnen in Transformationsprozessen.

Nach einleitenden Vorträgen von Patrizia Nanz (KWI) und Ortwin Renn (Universität Stuttgart) wurden zunächst die verschiedenen Verständnisse von Partizipation im Kontext der sozial-ökologischen Transformation diskutiert. Impulse von Cordula Kropp (Hochschule für Angewandte Wissenschaften München) und Benjamin Best (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) boten dabei eine gute Diskussionsgrundlage. Den zweiten inhaltlichen Abschnitt leitete Heike Walk (FU Berlin) ein. In ihrem Vortrag zeichnete sie die Rolle von Engagement für den Transformationsprozess nach. Rainer Kuhn (Dialogik gGmbH) stellte in der zweiten Session „Top-Down“ und „Bottom-Up“ Prozesse gegenüber und diskutierte Formate und Kontextbedingungen. Dabei betonte er, dass die meisten deliberativen Partizipationsverfahren nicht auf Empowerment ausgerichtet seien. Über die Erfolgsfaktoren von Grassroots-Initiativen sprach anschließend Gesa Maschkowski (Universität Bonn). Am zweiten Workshoptag stellte Sarah Ginski (RWTH Aachen) Erkenntnisse aus dem Projekt “Multilaterale Kommunikation in Stadtentwicklungsprozessen vor. In der dazugehörigen Session sprachen Sophia Alcántara (Dialogik gGmbH) und Björn Ahaus (KWI) über die Ergebnisse aus den Projekten „Stuttgart – Stadt mit Energieeffizienz“ und „Klima-Initiative Essen“ und diskutierten die Möglichkeiten zur Mobilisierung der Stadtgesellschaft für Energieeffizienzthemen. Welche Herausforderungen sich durch die Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure für die Wissenschaft ergeben, thematisierte Steffi Ober (Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende) in ihrem Vortrag. In diesem Zusammenhang wurde anschließend über die Rolle der ForscherInnen sowie über die Rahmenbedingungen des Wissenschaftssystems diskutiert. Impulse für die Diskussion in der Session gaben Rico Defila (Universität Basel), Antonietta Di Giulio (Universität Basel) und Markus Egermann (Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung).

Partizipation sei ein wesentlicher Trumpf für die Transformation, waren sich die Teilnehmenden im Abschlussplenum einig. Teilweise seien die Bedingungen dafür jedoch (noch) nicht gegeben. Ob eine Erweiterung des Partizipationsbegriffs um Engagement und Selbstorganisation förderlich für transformative Prozesse wäre, blieb offen. Eine Konkretisierung der Begriffe erscheint allerdings in jedem Fall notwendig. Die vom BMBF geförderten Projekte „Klima-Initiative Essen“ und „Stuttgart – Stadt mit Energieeffizienz“ organisierten und finanzierten die Veranstaltung in Kooperation mit dem KWI, der DIALOGIK gGmbH, dem ZIRIUS (Uni Stuttgart) und dem IASS Potsdam.