Klimaneutrale und gesunde Städte

CoSynHealth: Dr. Peter Hoffmann erforscht mit seinem Team, wie Städte klimaneutral und nachhaltig transformiert werden können und wie dabei die Gesundheit der Menschen unterstützt wird.

Von der Meteorologie zur gesundheitsfördernden Stadtplanung

Peter Hoffmann war schon immer vom Wetter und insbesondere von Wetterextremen wie Gewittern und tropischen Wirbelstürmen fasziniert. „Mir sind noch viele Unwetter aus meiner Kindheit im Gedächtnis, wie zum Beispiel ein Hagelunwetter zu meiner Grundschulzeit, das riesige Bäume umstürzte und erheblichen Sachschaden hinterließ." Als er älter wurde, wollte er etwas studieren, das relevant für viele Menschen ist. So hat er sich für ein Studium der Meteorologie entschieden. Schon während seines Studiums hat Hoffmann in den USA Unwetter gejagt und dabei auch einen Tornado beobachten können.
Heute forscht der Meteorologe am Climate Service Center Germany (GERICS) des Helmholtz-Zentrums Hereon in Hamburg und leitet dort die Nachwuchsgruppe „CoSynHealth" (Conflicts and Synergies between carbon-neutral and healthy City Scenarios) – übersetzt: „Konflikte und Synergien zwischen Szenarien für CO2-neutrale und gesunde Städte". Bei der Idee zu CoSynHealth ging es ihm darum, mit Forschung zur Lösung von gegenwärtigen und zukünftigen Problemen der Bevölkerung zu beizutragen. „Hierfür habe ich versucht, meine Forschungsarbeiten zur Klimaforschung, zum Stadtklima und zur städtischen Gesundheit zu integrieren. Mir ist während meiner Karriere oft aufgefallen, dass viele Themen einzeln betrachtet werden. So war es auch beim Thema Klimaschutz und Klimaanpassung in Städten. Einige der geplanten Klimaschutz- und Klimaanpassungmaßnahmen, wie die Veränderung der Stadtstruktur oder die Veränderung des Mobilitätsverhaltens, können Auswirkung auf die Gesundheit der Stadtbevölkerung haben, aber wie groß diese sind und, ob es zwischen den Maßnahmen auch Konflikte oder Synergien gibt, ist oft nicht bekannt."

Nachwuchsgruppe CoSynHealth

Hoffmanns Ziel ist es, Klimadienstleistungen zu entwickeln, die Gesundheitsbehörden und Städteplanerinnen und -planern die Möglichkeit geben, Städte klimaneutral und nachthaltig zu transformieren. Diese Klimadienstleistungen werden auf computergestützten Modellen basieren, welche die zukünftigen Gesundheitsgefahren durch extreme Hitze in Städten berechnen und gleichzeitig die Auswirkungen von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen berücksichtigen.
Schon während seines Studiums drehten sich seine Forschungsthemen vor allem um die Modellierung des Stadtklimas sowie dessen Zusammenhang zum Klimawandel. Peter Hoffmann weiß, dass sogenannte Hitzeinseln in Städten vor allem durch versiegelte Flächen entstehen: „Beton und Asphalt speichern Wärme und zwischen hohen Gebäuden zirkuliert die Luft kaum. Hinzu kommt die Abwärme von Autos oder Fabriken. Gerade bei vulnerablen Gruppen, also zum Beispiel älteren Menschen, Schwangeren, Kindern oder Menschen mit Vorerkrankungen kann Hitzestress zu verstärkten Atemwegskrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hitzschlag führen. Bei extremer Belastung kann dies auch in Nierenversagen enden." Er arbeitet mit seinen Nachwuchsforschenden am Climate Service Center Germany mit dem Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie britischen und japanischen Institutionen zusammen, um Klimadienstleistungen zu entwickeln, die der Gesundheit der Bevölkerung dienen.
Methodisch werden in einem gemeinsamen Entwicklungsprozess gemeinsam mit Stakeholdern neue Klimadienstleistungen identifiziert, die den Bedarf an klima- und gesundheitsbezogenen Informationen in der Stadt decken, um damit Szenarien für eine CO2-neutrale, gleichzeitig gesunde Stadt zu entwickeln. In Szenarien-Workshops mit Akteuren aus den Bereichen Stadtplanung und öffentliche Gesundheit wird die prak-tische Anwendbarkeit überprüft. Die Szenarien und Modellierungen bieten damit transformationsbezogene Entscheidungshilfen für politische Entscheidungsträger in Städten.

Partizipative Workshop-Techniken

Für die bei CoSynHealth geplanten Workshops nutzt die Nachwuchsgruppe eine Methode, die schon sehr erfolgreich in Japan angewandt wird und die auf dem sogenannten „Future Design-Ansatz" beruht. „Das heißt, wir versuchen der zukünftigen Stadtbevölkerung eine Stimme zu geben, in dem wir eine Gruppe der Workshop-Teilnehmenden zu einer ‚imaginären zukünftigen Generation' machen. Diese verhandelt dann mit den übrigen Teilnehmenden die Szenarien aus." Studien aus Japan haben gezeigt, dass die so entwickelten Szenarien nachhaltiger sind. Bei der Planung der Workshops arbeitet die Nachwuchsgruppe daher eng mit den Partnern von der Osaka University zusammen.

CoSynHealth knüpft an KLIMZUG-Forschungserebnisse an

Dr. Peter Hoffmann hatte bereits in der BMBF-Fördermaßnahme „KLIMZUG – Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten" im Projekt KLIMZUG-NORD geforscht. Die dort erzielten Ergebnisse liefern unter anderem auch für das Projekt CoSynHealth eine gute Basis. Darüber hinaus kann Hoffmann nun auf seinem bereits bestehenden Netzwerk aufbauen und die vielen Kontakte nutzen, die er während der KLIMZUG-Forschungszeit geknüpft hat. „Der Austausch mit den Expertinnen und Experten der anderen Fachrichtungen hat mir geholfen, interdisziplinär und transdisziplinär zu arbeiten. Dafür mussten wir erst einmal die Sprache der jeweiligen anderen Fachrichtung erlernen. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe."

Anpassung an die Klimarealität

Auch als Bürger ist es Hoffmann wichtig, der Stadt Hamburg aber auch anderen Städten wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen an die Hand zu geben, die sie befähigt, trotz der Gefahren des Klimawandels Lebensqualität zu bieten und zu sichern. Gerade im Hinblick auf seine beiden Söhne ist das für ihn auch von persönlicher Bedeutung. „Als Vater möchte ich natürlich, dass sie gesund aufwachsen können."

CoSynHealth und Karriere

Die Leitung der Nachwuchsgruppe ist Hoffmann sehr wichtig für die Karriere. „Ich kann damit zeigen, dass ich die Verantwortung für ein großes Forschungsprojekt tragen und zum Beispiel auch Promovierende betreuen kann. Gleichzeitig kann ich mich als Experte für ein Forschungsgebiet ausweisen, das immer weiter an Bedeutung gewinnen wird." Während der Zeit im Projekt CoSynHealth plant er sich zu habilitieren, um den nächsten Schritt in der akademischen Laufbahn zu gehen. „Auch würde ich gerne weiter an der Schnittstelle von Klima- und Gesundheitsforschung arbeiten. Dann vielleicht sogar mit einem noch größeren Team beziehungsweise einem Konsortium. Dabei werden die vielen Kontakte, die ich während der Projektlaufzeit knüpfe, helfen."
Das BMBF-Nachwuchsprogramm ermögliche es ihm, in einem spannenden inter- und transdiziplinären Forschungsfeld über fünf Jahre zu forschen und sich mit den anderen Gruppen im Programm auszutauschen. „Über einen solchen Zeitraum lässt sich ein Thema unter verschiedenen Blickpunkten beleuchten, was an der Schnittstelle von Klima, Umwelt und Gesundheit sehr wichtig ist."

Familie und Karriere

Peter Hoffmann hat zwei Söhne im Alter von vier und sieben Jahren. Ihm ist es wichtig, dass er bei möglichst vielen Aktivitäten seiner Kinder teilhaben kann und dass in einer Partnerschaft beide Partner ihre Karriereziele verfolgen können. „Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die am Helmholtz-Zentrum Hereon geschaffen wurde und die damit verbundene Möglichkeit, Arbeit auch von zu Hause aus zu erledigen, hat mir geholfen, Familie und Beruf besser zu verbinden." Im Laufe seiner Karriere haben ihn seine Eltern und seine Frau immer unterstützt und Verständnis gezeigt, wenn er dann doch etwas länger im Büro sein musste oder wenn er einen längeren Auslandsaufenthalt hatte.

 

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