Meerwasserentsalzung und grenzüberschreitender Transfer sollen Wasserdefizit im Nahen Osten beheben

Jordanien und die Palästinensischen Autonomiegebiete sind dringend auf Wasserimporte aus dem Ausland angewiesen, um ihre Wasserversorgung langfristig und kosteneffizient sichern zu können. Dies kann über einen Transfer von entsalztem Meerwasser aus Israel erfolgen im Austausch für Solarstrom aus Jordanien. Hierfür hat das internationale Forschungsprojekt SALAM2 mehrere umsetzbare und wirtschaftliche Optionen ermittelt. Beteiligte aus Deutschland, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten kamen Mitte Juni in Göttingen auf der Abschlusskonferenz des Vorhabens zusammen.

Der Nahe Osten gehört zu den trockensten Gebieten der Welt und muss mit immer größeren Wasserdefiziten kämpfen. So gehen Prognosen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes SALAM 2 davon aus, dass z.B. in Jordanien im Jahr 2050 allein für Haushalte und Industrie eine Lücke von 712 Millionen Kubikmeter zwischen verfügbarem Süßwasser und Bedarf klafft. Ähnlich hoch wird das Süßwasserdefizit in den Palästinensischen Autonomiegebieten sein: Auf 605 Millionen Kubikmeter pro Jahr beziffern es Standardszenarien in SALAM 2.

Die Gebiete sind daher dringend auf Wasserimporte angewiesen, um ihren Bedarf zu decken und die regionale Wasserkrise nicht noch mehr auszuweiten. Die in SALAM 2 zusammengeschlossenen Akteure aus Deutschland, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten haben daher in den vergangenen zweieinhalb Jahren nach grenzüberschreitenden Strategien zur Lösung des Wasserdefizitproblems im Nahen Osten geforscht. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Meerwasserentsalzung. So baut etwa Israel seine Kapazitäten in diesem Bereich bereits seit zwanzig Jahren massiv aus, um die Wasserversorgung zu sichern.

Durch sogenannte SWAP-Konzepte kann die Umsetzbarkeit der Wasserstrategien weiter gesteigert werden. Das bedeutet, dass z. B. israelisches Trinkwasser aus der Meerwasserentsalzung gegen Solarenergie aus Jordanien „ausgetauscht" wird. SWAP-Abkommen für Wasser und Energie zwischen den Partnerländern erhöhen die Wirtschaftlichkeit und wirken vertrauensbildend.

Neben der Meerwasserentsalzung haben die Forschenden in SALAM 2 auch Möglichkeiten des Abwassermanagements und der Wiederverwendung aufbereiteten Abwassers sowie zur Zwischenspeicherung von Wasser in Grundwasserleitern betrachtet. Mit Hilfe eines Entscheidungsunterstützungssystems wurden zwölf alternative Strategien mit verschiedenen Kombinationen aus Entsalzungsanlagen und Verteilungssystemen nach unterschiedlichen und mit den Stakeholdern definierten Kriterien bewertet, wobei ökonomische, technische, ökologische, soziale als auch politische Aspekte berücksichtigt wurden.

Kosteneffiziente Optionen zur Sicherung der Wasserversorgung in Jordanien und den palästinensischen Gebieten basieren auf einem Transfer von entsalztem Wasser aus israelischen Anlagen am Mittelmeer in Kombination mit einer Meerwasserentsalzungsanlage am Roten Meer. Anlagen nahe der israelischen Städte Netanya und Ashdod könnten die Versorgung der Westbank sicherstellen, während der Süßwasserbedarf des Gazastreifens über eine lokale Anlage zu decken wäre. Die kostengünstigste Option für Jordanien beruht dagegen auf der Meerwasserentsalzung nördlich der Bucht von Haifa, ergänzt durch eine eigene Anlage, die in der Hafenstadt Aqaba entstehen soll. Bei dieser Kombination liegen die spezifischen Wasserkosten, die sowohl die Wasserproduktion als auch den Wassertransfer umfassen, bei 1,07 Dollar pro Kubikmeter für Palästina und 1,63 Dollar je Kubikmeter für Jordanien unter Bezugnahme auf den Planungshorizont 2050.

Noch effizienter und nachhaltiger könnte diese Strategie durch ein SWAP-Abkommen gestaltet werden: Eine in SALAM 2 durchgeführte Fallstudie hat ermittelt, dass jährlich 400 Millionen Kubikmeter entsalztes Meerwasser aus Israel gegen 12.776 Gigawattstunden Solarstrom aus Jordanien getauscht werden könnten.

Ein Video gibt Einblicke in die Arbeiten des Kooperationsprojektes SALAM 2; darüber hinaus werden alle Ergebnisse zeitnah auch in einer Broschüre sowie auf der Projektwebseite veröffentlicht.

Das Projekt „Grenzüberschreitende Strategien zur Lösung des Wasserdefizit-Problems im Nahen Osten" (SALAM 2; Laufzeit 01.01.2020 – 31.07.2022) wird vom BMBF mit 2,48 Millionen Euro als Teil der Fördermaßnahme „Integriertes Wasserressourcen-Management" (IWRM) im Rahmen der FONA-Strategie gefördert.