Abwasser aus dem Bergbau sinnvoll wiederverwenden

Die Ha-Long-Bucht im Norden Vietnams ist Weltnaturerbe und Touristenmagnet. Doch belastetes Abwasser aus dem dortigen Bergbau bereitet Probleme. Ein neues Projekt will Abhilfe schaffen.

Wie sich stark belastetes Abwasser aus dem Bergbau wiederverwenden lässt, untersuchen Forscher und Industriepartner im neuen Projekt „Waterminer am Beispiel der vietnamesischen Stadt Ha Long. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit rund 1,8 Millionen Euro.

Der Lehrstuhl für Umwelttechnik und Ökologie im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum koordiniert die insgesamt sieben Teilprojekte. Sechs Partner aus Forschung und Industrie sind beteiligt. Waterminer ist offiziell am 1. August 2016 gestartet und läuft drei Jahre. Mit einem Kick-off-Treffen am 18. Oktober in Bochum brachte das Team die Arbeiten in Gang. Ein weiteres Treffen findet am 16. November vor Ort in Ha Long statt.

Konkurrierende Interessen

Im Projektgebiet Ha Long im Norden Vietnams konkurrieren die Interessen von Bergbauindustrie, städtischem Leben und Tourismus. Verunreinigtes Wasser aus dem Steinkohlebergbau gelangt in die Bucht und belastet die Umwelt stark.

„Die Herausforderungen und Konflikte im Wassersektor stehen einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung in Ha Long entgegen, sagt der Bochumer Projektleiter Prof. Dr. Harro Stolpe. „Insbesondere fehlt ein zwischen dem Steinkohlebergbau und der Stadt abgestimmtes integriertes Wassermanagement. Indem Abwasser gereinigt und wiederverwendet werde, bringe solch ein Wassermanagement sowohl ökologischen als auch ökonomischen Nutzen.

Konzept für einen Wasserkreislauf

Genau hierfür entwickelt das Waterminer-Team ein Konzept. Ziel ist es, das Bergbau-Abwasser in einen Wasserkreislauf einzubinden und somit wiederzuverwenden. Die Projektpartner erarbeiten zum Beispiel Vorschläge, wie Wasser aufbereitet und verteilt werden kann. Sie erforschen auch, ob ihre Konzepte wirtschaftlich sowie ökologisch sinnvoll sind und ob die verschiedenen Akteure sie akzeptieren.

Kern des Verbundprojektes ist ein Stoffstrommodell. Mit ihm sollen die Betroffenen simulieren und planen können, wie sie Bergbau-Abwasser jetzt und in Zukunft reinigen und weiter nutzen können – in den Bergbaubetrieben selbst oder durch externe Verbraucher aus der Region Ha Long.

Die Projektpartner berücksichtigen dabei, dass das Wasserangebot in der Region räumlich und zeitlich variiert, bedingt durch den Wandel, dem der Bergbau unterliegt. Waterminer deckt daher den Zeitraum bis zur Stilllegung aller dortigen Bergwerke ab.

Übertragbar auf andere Regionen

Ähnliche Probleme wie im vietnamesischen Ha Long gibt es auch in anderen Bergbauregionen, etwa in China oder Südafrika. Das neue Konzept will das Waterminer-Team später auf andere Standorte übertragen.

 

  • Zum Projekt: Der volle Titel des Projekts lautet „Räumlich-zeitlich abgestimmte Kreislaufführung und Wiederverwendung bergbaulicher Abwässer am Beispiel eines urban geprägten Bergbaugebietes. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es im Rahmen des Programms „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch Wasserwiederverwendung und Entsalzung.
  • Kooperationspartner: An dem Projekt beteiligt sind neben dem Bochumer Lehrstuhl für Umwelttechnik und Ökologie im Bauwesen das Team vom Fachgebiet Umweltökonomie der Universität Koblenz-Landau sowie Mitarbeiter vom Grundwasserforschungszentrum Dresden. Industriepartner sind die Unternehmen Disy Informationssysteme aus Karlsruhe, Ribeka aus Bornheim und LUG Engineering aus Cottbus. Das Forschungsvorhaben findet in enger Kooperation mit dem vietnamesischen Bergbauunternehmen Vinacomin statt.