Zukunftsstadt-Konferenz 2019: Engagement und Partizipation für den kommunalen Klimaschutz nutzen

Die Zivilgesellschaft engagiert sich für den Klimaschutz – die junge "Fridays for Future"-Bewegung ist hierfür ein eindrückliches Beispiel. Gleichzeitig formiert sich gegen konkrete Klimaschutzmaßnahmen, z. B. im Verkehr, häufig Widerstand. Auf der Zukunftsstadt-Konferenz des BMBF am 3. Dezember 2019 in Münster diskutierten Fachleute aus Kommunen und Forschung, wie zivilgesellschaftliches Engagement und Beteiligung dem kommunalen Klimaschutz dienen können.

Der Workshop „Klimaschutz von unten – partizipative Gestaltung klimafreundlicher Quartiere und Städte" brachte rund 50 Forschende und Akteure aus der kommunalen Praxis zu einem spannenden Austausch zum Thema Engagement und Partizipation zusammen. Impulse lieferten zunächst vier kurze Vorträge zu Ergebnissen aus der Fördermaßnahme Nachhaltige Transformation urbaner Räume.

Jana Baldy und David Sipple von der Universität Freiburg berichteten, welche Herausforderungen ein Beteiligungsprozess zum Thema nachhaltige Ernährung mit sich bringen kann. Sie lieferten aber auch konkrete Anregungen dazu, wie sich nachhaltige Stadtentwicklung über das kommunale Ernährungssystem gestalten lässt. Zentral ist aus ihrer Sicht, dass Unterstützung von Kommunalverwaltung und -politik zusammen kommen mit zivilgesellschaftlichem Engagement. Sie greifen dabei auf Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt Kommunale Ernährungssysteme als Schlüssel zu einer umfassend-integrativen Nachhaltigkeits-Governance (KERNiG) zurück, dass sie gemeinsam mit den Kleinstädten Leutkirch und Waldkirch durchgeführt haben.

Marcel Hunecke von der Fachhochschule Dortmund stellte zentrale Ergebnisse u. a. aus dem Projekt Psychologisches und kommunales Empowerment durch Partizipation im nachhaltigen Stadtumbau (DoNaPart) vor. In Dortmund-Westerfilde hat das Projekt DoNaPart in einem offenen Beteiligungsprozess neun Maßnahmen in den Handlungsfeldern Energie, Mobilität und Konsum umgesetzt. Huneckes Empfehlung zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements: durch Erfolge Wirksamkeitserfahrungen ermöglichen und so schrittweise Empowerment aufbauen.

Auf schwierige Transformationsprozesse wie die Verkehrswende fokussierte Claudia Möller von der Stadt Mannheim. Im Projekt „Willkommene Perspektiven – Migrants4Cities. Hochqualifizierte Migrant*innen gestalten Zukunftsstädte" hat Mannheim zusammen mit der TU Berlin und inter 3 das Aktionskonzept „Menschen² – Straßen neu nutzen!" entwickelt. Zentrale Idee: Wandel zu akzeptieren, sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu verabschieden, fällt leichter, wenn die Veränderungen erprobt, erlebt, erfahren werden können.

Wie die Vernetzung zwischen verschiedenen Initiativen untereinander und mit der Stadtverwaltung den Einfluss der Zivilgesellschaft prägt, zeigten Martin Stark vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Britta Rösener von der RWTH Aachen Universität. Diesen Fragen sind sie im Projekt Transformation im Klima- und Ressourcenschutz durch Gestaltung von Governanceprozessen (KlimaNetze) in Bielefeld nachgegangen. Um das zivilgesellschaftliche Engagement zu stärken und besser mit den kommunalen Aktivitäten zu vernetzen, wird in Bielefeld nun eine Plattform für Innovation und Engagement im Klimaschutz aufgebaut.

Im zweiten Teil des Workshops waren alle Teilnehmenden gefragt. Zu zehn Leitfragen, z. B. „wie können Kommunen mit widerstreitenden Interessen verschiedener Gruppen umgehen?", wurden Ideen gesammelt und diskutiert. Schließlich präsentierten kleine Teams ihre Antworten und konstruktiven Vorschläge. Zur Frage nach geeigneten Beteiligungsformaten bei Projekten der Verkehrswende beispielsweise empfahl eine Kleingruppe, transparente und verbindliche Prozesse mit greifbaren, erlebbaren Aktionen zu verbinden. Mit diesen kann zunächst erprobt werden, wie sich eine Maßnahme auswirkt – und so Bedenken geklärt werden.

Moritz Schmidt, Teamleiter Nachhaltigkeitsstrategien bei der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e. V., zeigte sich am Ende überzeugt: „Für den Klimaschutz brauchen wir engagierte Menschen auf der Straße, in Vereinen und in der Verwaltung. Dazu, wie die Vernetzung zwischen den Schrittmachern gestärkt und gleichzeitig weniger aktive Menschen mitgenommen werden können, hat der Workshop einige Ideen geliefert". Zusammen mit Andreas Schmidt vom DLR Projektträger hat Moritz Schmidt den Workshop moderiert. Die gesammelten Ideen werden in den nächsten Tagen weiter aufbereitet. Unter anderem werden sie in die Arbeit des Synthese- und Vernetzungsprojekts Zukunftsstadt (SynVer*Z) eingehen.