Monatsthema November "Klimaforschung im Ozean" - Zweite Arktiswissenschaftsministerkonferenz: Deutschland übergibt an Island und Japan

Die Arktis ist eine Schlüsselregion für die Klimaforschung. Trotz intensiver Forschung gibt die Polarregion Wissenschaftlern noch immer Rätsel auf. Die Initiative der Arktiswissenschaftsministerkonferenz will das ändern. Zuletzt fand die Konferenz 2018 in Deutschland statt, 2020 werden Japan und Island Gastgeber sein. Auf der Generalversammlung des „Arctic Circle“, der größten Veranstaltung zu Arktisforschung und Arktispolitik weltweit, übergaben Deutschland, Finnland und die Europäische Kommission nun den Staffelstab an die Nachfolger.

Nirgendwo sonst ist der globale Klimawandel so sichtbar wie in der Arktis – die Erwärmung geht hier deutlich zügiger voran als in anderen Regionen der Erde. Der Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC – International Panel on Climate Change) zeigt: In der Arktis schmelzen Eisschilde und Gletscher in rasantem Tempo, der Rückgang des arktischen Eises während der Sommermonate ist besorgniserregend und wird auch während der Wintermonate nicht mehr vollständig ausgeglichen. Dazu heben die schmelzenden Eismassen gemeinsam mit den höheren Wassertemperaturen den Meeresspiegel, denn wärmeres Wasser nimmt im Vergleich zu kälterem Wasser ein größeres Volumen ein. Die arktische Region ist zentral für das Verständnis des globalen Klimawandels. Das Problem: Bisher gibt die Arktis aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen insbesondere in den dunklen Wintermonaten Forschern noch immer große Rätsel auf.

Die Arktiswissenschaftsministerkonferenz (Arctic Science Ministerial) will den wichtigen Dialog zwischen Wissenschaft und Politik verbessern. Sie bringt Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen an einen Tisch, um gemeinsam zu erörtern, welche Forschungsprioritäten in der Arktis in den kommenden Jahren gesetzt werden sollen, um auf Veränderungen reagieren zu können. Erstmals wurde die Arktiswissenschaftsministerkonferenz im Jahr 2016 in den USA veranstaltet. Zwei Jahre später haben Deutschland, Finnland und die Europäische Kommission zur Folgekonferenz in das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach Berlin eingeladen. Im nächsten Jahr werden Island und Japan Ausrichter der Konferenz sein. Bei der jährlichen Versammlung des Arctic Circle vom 10. bis 12. Oktober 2019 (siehe Kasten) übergaben daher Herr Rieke, Leiter der Abteilung für Nachhaltigkeitsforschung des BMBF, und Vertreter der EU Kommission sowie Finnlands die Organisation der Konferenz an Japan und Island.

Was ist der Arctic Circle?

Der Arctic Circle (deutsch: Polarkreis) ist das weltweit größte Netzwerk, das zur Zukunft der Arktis arbeitet. Es vereint Regierungen, Organisationen, Unternehmen, Universitäten, Think Tanks, Umweltverbänden und einheimische Gruppen. Einmal jährlich kommt die gemeinnützige Organisation zu einem großen, gemeinsamen Treffen zusammen: Der Arctic Circle Assembly. 2019 fand die Konferenz im isländischen Reykjavik statt.

„Wir müssen zugeben: Wir wissen immer noch nicht genug über die Arktis", sagte Volker Rieke in seiner Rede zur Übergabe. „Gerade in der Arktis fällt es der Forschung noch schwer, sichere Klimaprojektionen zu erstellen" – also Klimaberechnungen und -vorhersagen. „Wesentliche Dynamiken zwischen Atmosphäre, Ozean und Eis sind in Klimamodellen nicht ausreichend integriert, weil wir sie nicht ausreichend verstehen." Daher, betonte Rieke, brauche es eine stärkere und besser koordinierte internationale Zusammenarbeit bei der Erkundung der Arktis. Erst genauere wissenschaftliche Erkenntnisse könnten Grundlage für gezielteres politisches Handeln sein.

Ein Beispiel vertiefter internationaler Zusammenarbeit ist das MOSAiC-Projekt (siehe Kasten). Solche Projekte brauche es vermehrt, um den Klimawandel zu verstehen und politisch auf ihn reagieren zu können.

Was ist MOSAiC?

MOSAiC (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) ist eine Ende September 2019 gestartete Polarexpedition, die bislang größte der Geschichte: Ein Jahr lang driftet der deutsche Forschungseisbrecher POLARSTERN im Eis durch den Arktischen Ozean. Hunderte Forscher aus 19 Ländern unter Federführung des deutschen Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) arbeiten zusammen an diesem Projekt. Ziel der MOSAiC-Expedition ist es, die Arktis als Treiber der Erderwärmung so genau wie möglich zu untersuchen, um den Klimawandel besser zu verstehen. Die Daten der POLARSTERN helfen Forschern weltweit, Klimamodelle mit neuen Daten zu verbessern.

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