Woher kommt das Wasser für Stadtparks und kühlende Pflanzen an Außenwänden? Eröffnung des Impulsprojekts Stuttgart – ein offenes Labor für die Zukunftsstadt

Mehr Stadtgrün braucht mehr Stadtblau! Das BMBF-Forschungsprojekt INTERESS-I nimmt die Herausforderung an und startet mit dem Impulsprojekt Stuttgart ein offenes Forschungslabor für blau-grüne Infrastrukturen in Städten.

Blau-grüne Infrastrukturen

Durch zunehmende Trockenperioden muss städtisches Grün verstärkt bewässert werden, um seine klimaregulierende Wirkung zu entfalten und damit die Luft- und Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner städtischer Räume zu erhöhen. Neue Formen des Wassermanagements für städtisches Grün gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. Das Forschungsprojekt INTERESS-I entwickelt und testet gemeinsam mit Fachleuten aus Verwaltung und Wirtschaft in Frankfurt sowie Stuttgart geeignete Strategien für ein nachhaltiges Management der grünen und blauen Infrastruktur in Städten.

Start in Stuttgart

Das Impulsprojekt Stuttgart wurde im Rahmen des BMBF-Projektes „Integrierte Strategien zur Stärkung urbaner blau-grüner Infrastrukturen INTERESS-I" konzipiert und umgesetzt. Es zeigt, wie integrierte blau-grüne Infrastrukturen ineinandergreifen können und stellt das Zusammenwirken von alternativen Wasserressourcen, ihrer Aufbereitung, Speicherung und Bereitstellung zur Bewässerung für Stadtgrün in den Mittelpunkt. Ziel ist die Nutzung von Grauwasser, u. a. aus den Duschen von Wohncontainern, um Stadtgrün nachhaltig bewässern zu können, ohne auf kostbares Trinkwasser zurückgreifen zu müssen.

Das offene Forschungslabor im Wagenhallen-Areal am Rosensteinviertel besteht aus zwei zentralen Container-Modulen, in die Wasserspeicher, eine Pflanzenkläranlage und ein Technikraum integriert sind. Darüber hinaus gehören eine Zisterne sowie unterschiedliche Außenwand-Begrünungen in einem Gerüst und Holzdecks dazu. Die modulare, containerbasierte Bauweise ermöglicht es, das Impulsprojekt an verschiedene Orte zu versetzen.

Das Projekt kombiniert dabei etablierte Technologien zur Speicherung und Behandlung von Wasser und neue Wandbegrünungssysteme auf kreative Weise. So ist mit der Vertikalbegrünung im Gerüst eine neue Form der Gebäudebegrünung entstanden. Eine weitere Innovation ist die Pflanzenkläranlage im Container, die nach Projektende auch an einen anderen Ort versetzt werden kann.

Der Startschuss für die Arbeiten an den Containern fiel im Februar 2019. Seit November 2019 folgten die Umbau- und Konstruktionsarbeiten in mehreren Etappen. Im Juli 2020 konnte das offene Forschungslabor in Betrieb genommen werden. Die Realisierung im neu entstehenden Rosensteinviertel bietet die Chance für einen Wissens- und Technologietransfer in das größte Stuttgarter Stadtentwicklungsgebiet.

Die beteiligten Projektpartner TU München, TU Kaiserslautern, Universität Stuttgart und Helix Pflanzen GmbH nutzen das Impulsprojekt nicht nur als Demonstrator für integrierte blau-grüne Infrastruktur. Es dient auch, in unterschiedlichem Umfang, als offenes Labor für ihre weitergehenden Forschungsarbeiten.

Das Projekt wird unterstützt vom Kunstverein Wagenhalle, der ARGE Tunnel Cannstatt als Eigentümer der Wohncontainer, und dem Urban Gardening-Projekt Stadtacker. Das gefilterte Grauwasser wird dabei dem Urban Gardening-Projekt zur Verfügung gestellt. Das Gelände ist öffentlich zugänglich. Während der Projektlaufzeit werden regelmäßig Führungen stattfinden.

Hintergrund

Das Projekt INTERESS-I ist Teil des Schwerpunkts „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" in der Förderung zur Zukunftsstadt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und wird über drei Jahre mit zwei Mio. Euro gefördert.

Ziel der 15 Projekte des Schwerpunkts ist es, durch transdisziplinäre und bedarfsorientierte Forschung zur Bewältigung der regionalen Herausforderungen des Klimawandels beizutragen. Ausgehend von konkreten Klimaanpassungsbedarfen werden innovative Maßnahmen und Handlungsoptionen entwickelt und erprobt. Mit der Fördermaßnahme zur Zukunftsstadt unterstützt das BMBF Kommunen dabei, durch Forschung und Innovation lokal passende Wege zu diesen Nachhaltigkeitszielen zu finden.