Start von zehn internationalen Forschungsprojekten zur Interaktion zwischen Artenvielfalt und Gesundheit

Der Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet. Wissenschaftliche Arbeiten der letzten Jahre weisen mehr und mehr auf den Zusammenhang zwischen dem Verlust an Artenvielfalt und dem verstärkten Auftreten von Zoonosen und anderen Krankheiten hin. Bis zum 1. April 2020 starteten nun zehn neue europäische Verbundforschungsprojekte, die die Bedeutung der Artenvielfalt für Gesundheit von Boden, Pflanzen, Tier und Mensch erforschen. Die Projekte werden durch die europäische Partnerschaft BiodivERsA sowie die US-amerikanische National Science Foundation gefördert.

Zu Beginn der Arbeiten ist ein gemeinsames Auftakttreffen aller Verbundprojekte vorgesehen, um den Austausch des aktuellen Wissens, Erfahrungen und Projektvorgehen zu fördern. Pandemiebedingt wurde das Auftakttreffen jedoch verschoben. In die internationale Forschung eingebunden sind neben Universitäten und Forschungseinrichtungen auch Erkenntnisnutzende und politische Entscheidungstragende. Gerade unter den aktuellen Rahmenbedingungen wird in den Projekten neben den fachlichen Arbeiten auch das Kommunikationskonzept optimiert und an die Veränderungen durch die Corona-Pandemie angepasst.

Artenverlust kann Krankheitsrisiken erhöhen

Zwei größere Projekte werden dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Das Projekt „ANTIVERSA – Biodiversität als ökologische Barriere für die Ausbreitung klinisch relevanter Antibiotikaresistenzen in der Umwelt" analysiert die Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien oder deren Genen in der Umwelt und ihren Zusammenhang zur menschlichen Gesundheit. Der Leiter des Verbundprojekts ANTIVERSA Prof. Thomas U. Berendonk von der TU Dresden sagt zum Projektziel: „Mit dem ANTIVERSA-Projekt wollen wir die Hypothese testen, ob die Persistenz und damit die Fülle von antibiotikaresistenten Bakterien und Genen zunimmt, sobald die mikrobielle Diversität sinkt. Eine hohe biologische Vielfalt in Gewässern und Böden könnte als ökologische Barriere und gegen Verunreinigungen in Kläranlagenabwässer oder Gülle wirken."

Auch die Landschaftsveränderung durch menschliche Eingriffe kann das Krankheitsrisiko erhöhen. Viren können sich rasch an Umweltveränderungen und neue Wirte anpassen und zu aufkommenden Infektionskrankheiten führen. Das Projekt „VOODOO – Virale öko-evolutionäre Dynamik von Wild- und Hauspflanzen unter globalen Veränderungen" analysiert die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und den Viren von Bestäubern. Vom Individuum zur Gemeinschaftsebene werden Änderungen in der Verfügbarkeit und Qualität von Blütenpflanzen, verursacht durch intensive Landwirtschaft, invasive exotische Pflanzenarten und Verstädterung untersucht. In die Forschung werden verschiedene gesellschaftliche Akteure einbezogen, um Erfahrungswissen über die Entscheidungsfindung für Risikomanagement und dessen Umsetzung zu berücksichtigen und gesellschaftlich nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Europäische und außereuropäische Forschungsfördereinrichtungen aus elf Ländern – darunter der DLR Projektträger im Auftrag des BMBF, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Partner aus dem europäischen Partnerschafts-Netzwerk BiodivERsA sowie US-amerikanische Einrichtungen – haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Forschung zu „Biodiversität und Gesundheit" zu fördern. Über das europäische Netzwerk an Forschungsförderern werden zehn internationale Verbundprojekte mit fast 12 Mio. Euro ermöglicht. Es werden neun klassische und ein auswertendes Verbundforschungsprojekt durchgeführt. Unter diesen sind neun Projekte mit deutschen Partnern. Zwei größere Vorhaben erhalten Fördermittel des BMBF in Höhe von etwa 1 Mio. Euro. Alle Verbundprojekte im Überblick:

  • ANTIVERSA - Biodiversität als ökologische Barriere für die Ausbreitung klinisch relevanter Antibiotikaresistenzen in der Umwelt. Teilnehmende Länder: DE (Koordination), AT, CH, FR, IE, PL, RO.
  • BIODIV-AFREID - Veränderungen der Biodiversität in afrikanischen Wäldern und neu auftretende Infektionskrankheiten: Sollten wir uns Sorgen machen? Teilnehmende Länder: BE (Koordination), CG, CI, DE, FR.
  • BioRodDis - Verwaltung der Biodiversität in Wäldern und städtischen Grünflächen: Verdünnungs- und Verstärkungseffekte auf Nagetier-Mikrobiome und von Nagetieren übertragene Krankheiten. Teilnehmende Länder: FR (Koordination), BE, DE, IE, PL, DE.
  • DiMoC - Diversitätskomponenten bei mückenübertragenen Krankheiten angesichts des Klimawandels. Teilnehmende Länder: DE (Koordination), BE, FR, MX.
  • Dr. FOREST - Diversität von Wäldern mit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden. Teilnehmende Länder: Teilnehmende Länder: DE (Koordination), AT, BE, FR, PL.
  • METRODIVER - Vom Mikrobiom zum Ökosystem: Entschlüsselung der Auswirkungen von Meeresschutzgebieten auf die Ökosystemleistungen durch die Linse der trophischen Vielfalt. Teilnehmende Länder: FR (Koordination), BE, IE.
  • NutriB2 - Ernährung als kritische Verbindung zwischen Biodiversität und Bienengesundheit. Teilnehmende Länder: DE (Koordination), AT, BE, FR, PL, UK, USA.
  • SuppressSoil - Bodenbiodiversität und Unterdrückung des Bodens gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge. Teilnehmende Länder: FR (Koordination), CH, DE.
  • VOODOO - Virale öko-evOlutionäre Dynamik von Wild- und Hauspflanzen unter globalen Veränderungen. Teilnehmende Länder: Teilnehmerländer: FR (Koordination), CH, DE, PL.
  • FunProd - Beziehungen zwischen funktionaler Vielfalt und Lebensmittelproduktion und -qualität unter ökologischer Intensivierung. Teilnehmende Länder: DE (Koordination), FR, HU, IE, NL, PL, SK.

Kurze Beschreibungen aller Projekte dieses Calls finden Sie in der dazugehörigen Broschüre in englischer Sprache: BiodivERsA 2018-2019 Call for proposals.

Europäisches Forschungsnetzwerk BiodivERsA

Die Partnerschaft BiodivERsA ist ein Netzwerk von mittlerweile 39 nationalen Förderorganisationen aus 25 Ländern und sechs Überseeterritorien in der Biodiversitätsforschung. Seit der Gründung des Netzwerks im Jahre 2005 als ERA-Net (European Research Area Network) veröffentlichte BiodivERsA neun pan-europäische Calls und förderte über 100 internationale Verbundprojekte mit einer Fördersumme von über 115 Mio. Euro. 2016 verabschiedete BiodivERsA eine gemeinsame Strategische Forschungs- und Innovationsagenda. Die BiodivERsA Partnerschaft ist die Grundlage für regelmäßige Förderbekanntmachungen, die auch gemeinsam mit anderen Förderern bzw. Netzwerken (JPIs, Belmont Forum, Europäische Kommission) umgesetzt werden.

Weitere Informationen zu den neuen Verbundprojekten sowie zu BiodivERsA sind unter dieser Webseite abrufbar.