Unbekannte Arten warten auf ihre Entdeckung

Forscherinnen und Forscher bekommen auf der aktuellen Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE Einblicke in unbekannte Welten. Sie erforschen die Verbreitung von Arten in der Tiefsee.

Ein Team von 21 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforscht mit dem Forschungsschiff SONNE die Vielfalt der marinen Lebewesen in der atlantischen Tiefsee. Sie entnehmen biologische Proben in einer Tiefe von 4.000 Metern und kartieren den Meeresboden im Nordatlantik.

Lebensgrundlage aller größeren Organismen

„Bisher ist das Ökosystem der Tiefsee weniger erforscht als die Oberfläche des Mondes“, erklärt die wissenschaftliche Leiterin der Expedition, Saskia Brix vom Institut Senckenberg am Meer. „Für Karten des Meeresbodens ist eine Auflösung von 50 Metern bereits sehr gut, vielmals ist die Auflösung noch deutlich geringer.“

Im Fokus der Forschungsreise SO280 mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE steht die Untersuchung der Verbreitung von Tiefseeorganismen wie Würmer, Seegurken, Schnecken, Muscheln, Schlangensterne und Asseln. „Wir befassen uns mit den Tieren, die am Anfang der Nahrungskette stehen“, so Brix. Diese seien die „Lebensgrundlage aller größeren Organismen im Meer.“

Dem stürmischen Atlantik trotzen

Eine Forschungsreise in den winterlichen Atlantik berge immer ein gewisses Risiko, erklärt die Wissenschaftlerin: „Wir setzen uns den Naturgewalten aus, weshalb wir die genaue Fahrtroute je nach Wetterlage spontan festlegen müssen. In unserem Forschungsgebiet auf dem Nordatlantik herrscht gerade Sturm. Wir müssen aber drei Tage am Stück stabiles Wetter haben, um unsere Proben nehmen zu können. Bis zu einer Wellenhöhe von vier Metern können wir unsere Messgeräte sicher einsetzen. Bei höherem Wellengang wird das Einsetzen der Geräte zu riskant.“

Geplant ist eine Route entlang des 19. Längengrads vom Islandbecken im Norden bis zu den Azoren im Süden: „Wir nehmen entlang eines geraden Strichs von Nord nach Süd Proben und schauen, wie sich die Artenvielfalt in der Tiefsee mit der geografischen Position verändert", so die Meeresbiologin vor Antritt der Fahrt. Doch der winterliche Atlantik meint es nicht gut mit der Expedition: Das Schiff hat mit heftigen Stürmen zu kämpfen. Im Bereich der nördlichen Stationen gibt es bis zu zehn Meter hohe Wellen, die den Einsatz der ozeanografischen Geräte unmöglich machen. Der nördliche Teil des Arbeitsgebietes bleibt wegen der Schlechtwetterfront unerreichbar. Die Expedition weicht den Stürmen nach Süden aus. Immer wieder zerreißen Netze wegen des starken Seegangs. Die Forscherinnen und Forscher sind dennoch erleichtert, dass sie wenigstens im Süden des Arbeitsgebietes ihre Instrumente ins Meer lassen können und physikalische und biologische Parameter erfassen können. Doch die atlantische Tiefsee gibt nicht nur faszinierende Einblicke in die Artenvielfalt am Meeresboden: „Es gibt nicht nur Tiere, sondern auch vermehrt Plastik am Meeresboden", stellen die Forscherinnen und Forscher fest.

Expedition unter Coronabedingungen

An der Expedition nehmen unter der Leitung von Senckenberg am Meer 21 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), des British Antarctic Survey, des GEOMAR sowie der Universitäten Hamburg und Oldenburg teil. Um auch in Corona-Zeiten an Bord gehen zu können, haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Weihnachten und Neujahr in einer 14-tägigen häuslichen Selbstquarantäne verbracht. Vor der Expedition haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein mehrtägiges Testcamp durchlaufen, in dem zwei Coronatests durchgeführt wurden. Nachdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zweimal negativ getestet wurden, startete die Expedition am 8. Januar 2021 in Emden. Die SONNE wird nach fünf Wochen auf See am 7. Februar 2021 in Emden zurückerwartet.

Bildergalerie: Unbekannte Arten warten auf ihre Entdeckung

Im Fokus der Forschungsreise SO280 mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE steht die Untersuchung der Verbreitung von Tiefseeorganismen wie Würmer, Seegurken, Schnecken, Muscheln, Schlangensterne und Asseln in der atlantischen Tiefsee.