Im Aufbau: Digitale Lösungen für ein nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika
Von Handy-Apps bis zu regionalen Modellierungen – deutsch-afrikanische Forscherteams entwickeln neue, digitale Ansätze, um die Landwirtschaft in den afrikanischen Regionen südlich der Sahara zu stärken und an die Folgen der Erderwärmung anzupassen.

Ob im landwirtschaftlichen Anbau oder in der Viehzucht – die Landwirtschaft spürt auf allen Ebenen die Folgen des Klimawandels, wie beispielsweise langanhaltende Trockenheit oder plötzlich auftretender Starkregen, der Überschwemmungen verursacht. Weltweit braucht es neue Lösungen in der Landwirtschaft, so auch in Afrika. Seit 2022 fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) deutsch-afrikanische Projekte zum nachhaltigen Landmanagement in Subsahara-Afrika, um gemeinsam an neuen Lösungen zu arbeiten. Bei der ersten Statuskonferenz in Ghana vom 03. bis 05. Juni 2025 stellten die Forscherteams Zwischenergebnisse vor.
Mehr Produktivität, gleiche landwirtschaftliche Fläche
Das Projekt COINS befasst sich mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen Intensivierung von landwirtschaftlichen Flächen. Denn oft gehen Landwirte bei sinkenden Ernteerträgen dazu über, die bewirtschaftete Fläche ausschließlich auszuweiten – doch dies hat Grenzen und darüber hinaus negative Auswirkungen auf die Ökosysteme. Daher arbeiten die Forschenden daran, die Produktivität der landwirtschaftlichen Fläche zu erhöhen, ohne diese zu erweitern. Dazu identifiziert und katalogisiert das Projekt unterschiedliche, bereits bekannte Anbaupraktiken und Bewirtschaftungsmethoden, und prüft, ob diese sich für die nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft eignen – unter der Berücksichtigung von sozio-ökonomischen Bedingungen und lokalen, klimatischen Rahmenbedingungen, wie etwa Wasserverfügbarkeit und Bodeneigenschaften. Der Fokus liegt dabei auf kleinbäuerlichen Betrieben in Westafrika. Um bewerten zu können, welche Methoden geeignet sind, entwickelt das Projekt ein digitales Tool, das sozio-ökonomische Faktoren, regionale Pflanzenwachstumsmodellierungen und Erdbeobachtungsdaten integriert.
Da die Kleinbauern bislang keine oder wenige Berührungspunkte mit digitalen Geo-Tools hatten, führte das COINS-Team praxisorientierte Workshops mit lokalen Kleinbetrieben in Ghana und Senegal durch. Diese können bei einer effizienteren Landnutzung unterstützen und zum Beispiel künftig den Bedarf an Saatgut, Düngemitteln, Pestiziden und Arbeitskräften kalkulieren und planen.
Landwirtschaftliche Stakeholder vernetzen, Wissen für lokale Viehzucht verbreiten

Der Viehhaltung in offenen Weideflächen in Trockengebieten, den sogenannten Rangelands, widmet sich das Projekt InfoRange. Aktuell ist die Weidewirtschaft in der Region Subsahara-Afrika eine weit verbreitete Form der Landnutzung und macht zwischen 15 und 60 Prozent des landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukts aus. Ziel des Projekts ist es, neue digitale Lösungen – wie etwa eine Handy-App – zu entwickeln, um das Weidemanagement und die tierärztliche Versorgung zu verbessern. Die App soll den Informationsaustausch zwischen den Viehhalterinnen, Hirten und Tierärztinnen in den weitläufigen Gebieten vereinfachen. So können Tierhalter beispielsweise online Diagnosen von Tierärzten erhalten, indem sie Fotos von erkrankten Tieren und Sprachnachrichten austauschen. Für die Entwicklung der digitalen Lösungen wurden bereits in verschiedenen Gemeinden Stakeholder identifiziert und diese von Beginn an direkt eingebunden. Um die Eigenschaften der Handy-App genau auf die Bedürfnisse der Tierhalterinnen und Tierhalter abzustimmen, erfolgt die Entwicklung in Zusammenarbeit mit Tierhaltern in lokalen Entwicklungsteams. Diese entscheiden beispielsweise darüber, welche Informationen über die App geteilt werden sollen, um die Auswahl der Weideflächen besser abstimmen zu können und Verluste aufgrund von Fehlentscheidungen, die auf mangelnde bzw. falsche Informationen zurückzuführen sind, zu verringern.
Alle Forschungsprojekte, die sich auf der Konferenz den rund 110 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vorstellten, setzen auf einen transdisziplinären Ansatz und verfolgen das Ziel, effektive Maßnahmen zu entwickeln und dadurch die Lebensgrundlage vor Ort zu verbessern. Die gemeinsame Forschung im Rahmen der BMFTR-Förderinitiative zum nachhaltigen Landmanagement in Subsahara-Afrika stärkt die Klimaforschung, indem sie standortübergreifende Daten, interdisziplinäre Ansätze und lokales Wissen aus Afrika mit deutscher Forschungsexpertise verknüpft. Die so gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für Afrika, sondern auch global übertragbar. Sie fließen in internationale wissenschaftliche Prozesse ein, wie etwa in die Berichte des Weltklimarats (IPCC) sowie der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Darüber hinaus unterstützen die Projekte die Umsetzung der SDGs – insbesondere Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), Ziel 15 (Leben an Land) und Ziel 2 (Kein Hunger) durch verbesserte Ernährungssicherheit und nachhaltige Ressourcennutzung.
Das BMFTR investiert in die Projekte von 2022 bis 2027 insgesamt rund 14 Millionen Euro.