Welternährungstag – mit digitalen Lösungen höhere Ernteerträge in Afrika
Wie kann Wissenschaft dazu beitragen, die Ernährungssicherheit zu verbessern? Das Forschungsprojekt COINS liefert praxisnahe Ansätze, um die Produktivität der Landwirtschaft in der Region südlich der Sahara nachhaltig und ressourcenschonend zu steigern.
Jedes Jahr ruft der Welternährungstag am 16. Oktober ins Bewusstsein, dass die Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung noch immer eine dringende globale Aufgabe ist. In diesem Jahr lautet das Motto (auf Englisch): „Hand in Hand for Better Foods and a Better Future“ (deutsch: „Hand in Hand für bessere Lebensmittel und eine bessere Zukunft“).
Der aktuelle UN-Welthungerbericht 2025 zeigt: In Afrika und im Nahen Osten nimmt die Zahl der Unterernährten zu. So sorgen in Afrika beispielsweise lange Dürren und vermehrte Überschwemmungen als Folgen des Klimawandels für Ernteausfälle.
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) setzt auf wissenschaftliche Lösungen, um einen effektiven Beitrag zur Verbesserung der Situation zu leisten – unter anderem mit der Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika". Übergeordnetes Ziel ist es, durch Forschung vor Ort die Lebensgrundlagen der Menschen in dieser Region nachhaltig zu verbessern. Im Rahmen der Maßnahme fördert das BMFTR im Zeitraum von 2022 bis 2027 fünf Projekte.
Wissenschaft stärkt die Landwirtschaft Westafrikas: Gleiche Fläche – mehr Ertrag
Eines der geförderten Projekte ist COINS. Die Abkürzung steht für „Co-developing innovations for sustainable land management in West African smallholder farming systems“. Ziel dieses Projekts ist es, Lösungen aufzuzeigen, wie kleinbäuerliche Betriebe die Produktivität auf ihren Anbauflächen steigern können.
Bislang verfolgten die lokalen Landwirte und Landwirtinnen meist den Ansatz, ihre bewirtschafteten Flächen einfach zu vergrößern und so mehr Erträge zu erhalten. Diese Vorgehensweise hat jedoch Grenzen. Der Lösungsansatz von COINS lautet: den Ertrag auf derselben Anbaufläche nachhaltig zu steigern.
Dazu arbeitet das deutsch-afrikanische Projektteam an der gemeinsamen Entwicklung von digitalen Tools, die sozio-ökonomische Faktoren, regionale Pflanzenwachstumsmodellierungen und Erdbeobachtungsdaten integrieren. Dr. Jonas Meier, Leiter des COINS-Projekts und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, erklärt: „Die digitalen Tools zur Unterstützung der nachhaltigen Landwirtschaft in Westafrika befinden sich aktuell in der Testphase. Während einer Forschungsreise in Nordghana wurden existierende Tools getestet und die Nutzbarkeit im Feld mit den lokalen Landwirten evaluiert. Diese ermöglichen es den Landwirten beispielsweise, die Fläche ihrer Felder per Smartphone zu kartieren, um Saatgut-, Dünger- und Arbeitsbedarfe präziser zu planen. Um lokalen Landwirten Zugang zu den Tools zu ermöglichen, erstellen wir Tutorials in lokalen Sprachen wie Wolof im Senegal.“
Darüber hinaus entwickelt das Projektteam ein weiteres Tool speziell für politische Entscheidungsträger, wie lokale Behörden und Verwaltungen: Das sogenannte „Decision Support System“ – also ein digitales Entscheidungsunterstützungssystem – kombiniert Satellitendaten mit biophysikalischen und sozio-ökonomischen Modellen, um zu zeigen, welche Anbaumethoden in welcher Region besonders gut funktionieren – abhängig von Klima, Boden und sozialen Bedingungen.
Damit sollen die Entscheidungsträger künftig in die Lage versetzt werden, gezielt und maßgeschneidert landwirtschaftliche Förderprogramme für bestimmte Regionen zu entwickeln und damit Anreize für nachhaltige Anbaupraktiken zu schaffen. Dadurch werden die Planungen optimiert, Risiken für geringe Ernteerträge oder Ernteausfälle minimiert und somit die Ernährungssicherheit verbessert.
Hand in Hand – deutsch-afrikanische Zusammenarbeit als Schlüssel für praxistaugliche Lösungen
Wie das Motto des diesjährigen Welternährungstags zeigt, sind Kooperationen – im Kleinen wie im Großen – essenziell, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Dazu betont Projektleiter Dr. Jonas Meier: „Das Projekt COINS zeigt, wie aus deutsch-afrikanischer Zusammenarbeit innovative Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft entwickelt werden. Gemeinsam verbinden wir wissenschaftliche Erkenntnisse, digitale Technologien und lokale Expertise, um praxisnahe Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft in Westafrika zu entwickeln.“