Bekanntmachung: CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis

Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Richtlinien zur Fördermaßnahme CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis

Die Förderrichtlinie „CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis“ ist eine Konkretisierung der Neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung im Rahmen der prioritären Zukunftsaufgabe „Nachhaltiges Wirtschaften und Energie“. Die Fördermaßnahme ist Teil der Leitinitiative „Green Economy“ im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ – Ressourcen intelligent und schonend nutzen. Im Fokus dieser Fördermaßnahme steht die stoffliche Nutzung von Kohlenstoffdioxid zur Verbreiterung und Sicherung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie und Senkung der Treibhausgasemissionen.

Die chemische Industrie ist einer der größten deutschen Industriezweige und trägt maßgeblich zum deutschen Wirtschaftswachstum bei. Sie ist Versorger für eine Vielzahl nachgelagerter Industrieketten vom Automobilhersteller bis zur Pharma- und Kosmetikbranche und somit eine wichtige Grundlage für eine funktionierende deutsche Wirtschaft. Eine nachhaltige Erweiterung der Rohstoffbasis dieses Industriezweigs kann daher zum Erhalt der deutschen Vorreiterrolle im Bereich der chemischen Industrie beitragen. Sie führt somit auch zu einer langfristigen Versorgungssicherheit mit Rohstoffen für die Industriezweige, die von der chemischen Industrie abhängig sind.

Die deutsche chemische Industrie verbraucht jährlich rund 19 Millionen Tonnen an fossilem Kohlenstoff allein für die reine stoffliche Nutzung. Dies entspricht ca. 15 % des jährlichen deutschen Rohölverbrauchs. Kohlenstoff ist als Rohstoff für die chemische Industrie unersetzlich: Kunststoffe und Dämmstoffe basieren ebenso auf Kohlenstoff wie Medikamente und Düngemittel. Ca. 70 % der chemischen Erzeugnisse werden derzeitig aus Erdöl bzw. Naphtha produziert. Im Hinblick auf eine zunehmende Unsicherheit bei den Erdöl- und Erdgasimporten und damit einhergehenden schwankenden Rohölpreisen ist eine Entkopplung des Rohstoffbedarfs der chemischen Industrie von fossilen Quellen nicht nur erstrebenswert, sondern notwendig.

Darüber hinaus ist die chemische Industrie eine sehr energieintensive Branche, wodurch sie der drittgrößte industrielle Emittent von Treibhausgasen – maßgeblich CO2 – ist. Auch dies geht in großen Teilen auf die Umwandlung von Rohöl in chemische Basischemikalien zurück. Durch neue Produktionsprozesse, bei denen nicht nur Erdöl durch CO2-basierte Rohstoffe ersetzt wird (Substitution), sondern auch eine höhere Rohöl-Nutzungseffizienz erzielt wird, kann der Rohölbedarf und somit der CO2-Ausstoß deutlich gesenkt werden.

So wird zusätzlich ein Beitrag zu den Klimazielen der Bundesregierung geleistet. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn neben chemischen Produkten auch alternative Treibstoffe aus CO2 anstelle von Erdöl produziert werden. Eine Umstellung der Kraftstoffproduktion auf CO2-basierte Treibstoffe und der chemischen Industrie auf CO2-basierte Grund­chemikalien kann nach Schätzungen der DECHEMA e. V. zur Vermeidung von bis zu 10 % des weltweiten jährlichen anthropogenen Treibhausgasausstoßes führen (http://chemieundco2.de/_media/VCI-DECHEMA-Positionspapier_CO2-Nutzung.pdf).

Mit der Bekanntmachung von Richtlinien zur Fördermaßnahme „Technologien für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2“ vom 17. Mai 2009 (BAnz S. 2131) hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Forschung im Bereich der stofflichen Nutzung von CO2 erstmalig gezielt unterstützt. Damit wurde eine Grundlage zur Verbreiterung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie geschaffen. Die Ergebnisse der Fördermaßnahme weisen auf das enorm hohe Potenzial der Projekte im Hinblick auf eine Sicherstellung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie, aber auch im Bereich der CO2-Einsparung hin. Zudem hat sich besonders im Bereich der alternativen Kraftstoffproduktion gezeigt, dass CO2-basierte Kohlenwasserstoffe aus erneuerbarer Energie eine nachhaltige Alternative zu erdölbasierten Kraftstoffen darstellen können. Mit der neuen Fördermaßnahme „CO2Plus“ soll gezielt auf diesen Erfolgen aufgebaut werden, indem speziell chemische, aber auch biotechnologische Verfahren zur Herstellung von hochvolumigen Basischemikalien aus CO2 adressiert werden. Darüber hinaus werden Forschungsvorhaben in den beiden zukunftsträchtigen Bereichen der Elektro- und Photokatalyse, sowie der effizienteren CO2-Abtrennung unterstützt, um die technologische Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der stofflichen CO2-Nutzung weiter auszubauen.

Als flankierende Maßnahmen sollen die Akzeptanzforschung zur stofflichen Nutzung von CO2, eine umfassende ökonomische und CO2-Stoffstromanalyse, die Erstellung einer Roadmap sowie ein Integrations- und Transferprojekt unterstützt werden.

Die Fördermaßnahme ist zudem offen für europäische und internationale Zusammenarbeit, sofern ein Mehrwert für Deutschland zu erwarten ist.

Die Ergebnisse sind in Deutschland und/oder weiteren Mitgliedstaaten des EWR und der Schweiz zu verwerten.