Richtlinie zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit – ein Beitrag zur Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt
Biodiversität liefert Ökosystemleistungen, die die Lebensgrundlage menschlicher Existenz auf der Erde bilden. Zu diesen Lebensgrundlagen gehören beispielsweise die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und Sauerstoff, die Sicherung einer gesunden Ernährung, aber auch das Vorhandensein von intakten Naturräumen. Ökosystemleistungen sind durch den drastischen Verlust von Biodiversität in den letzten Jahrzehnten stark gefährdet. Die menschliche Gesundheit ist durch diese Veränderungen direkt und indirekt bedroht.
1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage
Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfasst der Begriff „Gesundheit" dabei einen Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens. Biodiversität ist einer der Faktoren, der menschliches Leben in physischer und psychischer Gesundheit auf der Erde erst ermöglichen und dessen Verlust mittel- und langfristig vielfältige gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen kann. Biodiversität wird hier verstanden als die genetische Vielfalt innerhalb und zwischen Arten, deren funktionelle Eigenschaften sowie die Vielfalt der Lebensräume.
Es bestehen vielfältige Verbindungen zwischen Biodiversität und der menschlichen Gesundheit. Über mögliche kausale Zusammenhänge ist jedoch noch wenig bekannt. Um Wissen darüber zu erlangen, ob und wie die Potenziale der Biodiversität für die Gesundheitsförderung eingesetzt werden können, bedarf es einer tiefergehenden Analyse der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Gesundheit.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Biodiversitätskrise sowie den vielfältigen Herausforderungen, die die menschliche Gesundheit betreffen, hat das Thema auf nationaler wie internationaler Ebene stark an Aufmerksamkeit gewonnen.
Zusammen mit vielfältigen Partnern stärken die WHO und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Zusammenhänge zwischen gesunden Ökosystemen und menschlicher Gesundheit und geben Politikern, Praktikern und der internationalen Gemeinschaft Unterstützung, um die drängendsten Herausforderungen auf diesem Gebiet zu adressieren. Im Rahmen des gemeinsamen Arbeitsprogramms für Biodiversität und Gesundheit von CBD und WHO wurde 2015 außerdem die Interinstitutionelle Verbindungsgruppe für Biodiversität und Gesundheit (Interagency Liaison Group on Biodiversity and Health) geschaffen, um Wissen zu vermehren und die Zusammenarbeit verschiedener Partner auf dem Gebiet zu stärken.
Der Zusammenhang zwischen Biodiversität und Gesundheit war zuvor bereits in den Jahren 2017/2018 Schwerpunktthema der UN-Dekade Biologische Vielfalt. In den 17 Nachhaltigkeitszielen, die die Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 definierten, wurden mit den Zielen 3 „Gesundheit und Wohlergehen", sowie den Zielen 14 „Leben unter Wasser" und 15 „Leben auf dem Land" direkt die menschliche Gesundheit bzw. der Erhalt der biologischen Vielfalt adressiert.
Nicht zuletzt durch die Entwicklung der Covid-19-Pandemie ist auch der „One Health"-Ansatz verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gelangt, welcher den Umgang mit den Herausforderungen der globalen Zusammenhänge zwischen menschlicher Gesundheit, tierischer Gesundheit und intakten Ökosystemen beschreibt. Hierbei soll die Forschung gleichzeitig mehrere der genannten Gebiete adressieren und Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Menschen und Tieren sowie Einflüssen aus der Umwelt untersuchen. Die Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit hat im Jahr 2020, unter Bezug auf den „One Health"-Ansatz, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Ansätze zur Lösung von Gesundheitsproblemen vorgesehen und beabsichtigt die Förderung von Forschungsvorhaben zu den Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Klimawandel, Biodiversität und Gesundheit.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) adressiert Forschungsaufgaben zu Biodiversität und Ökosystemen in seiner „Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt" (FEdA), zu der diese Fördermaßnahme beiträgt.
1.1 Förderziel
Das BMBF hat die FEdA als vierte Leitinitiative des Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung" erarbeitet, um fundierte, objektive Erkenntnisse für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen zu gewinnen, mit denen Biodiversität erhalten und nachhaltig genutzt werden kann. Das BMBF beabsichtigt im Rahmen dieser Förderrichtlinie zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit Forschungsprojekte zu fördern, die grundlegende Beiträge zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen einer biodiversen Umgebung und der menschlichen Gesundheit schaffen. So sollen innovative Ansätze zur Gesundheitsförderung basierend auf Biodiversität erschlossen werden. Gefahren und Nutzen für die physische als auch für die psychische menschliche Gesundheit sollen betrachtet werden, die kausal aus Biodiversität bzw. deren Veränderung hervorgehen. Die Ergebnisse der geförderten Projekte sollen für Prävention und Gesundheitsförderung sowie therapeutische Ansätze gegen körperliche und psychische Leiden genutzt werden können.
Im Ergebnis der Maßnahme liegen Erkenntnisse dazu vor, welche konkreten Aspekte von Biodiversität Gesunderhaltung und Krankheitsentstehung beeinflussen können. Durch eine fundierte Bewertung des Einflusses biologischer Vielfalt auf die menschliche Gesundheit sollen geeignete Methoden und Maßnahmen abgeleitet werden, die Biodiversität nutzen, um die menschliche Gesundheit zu fördern. Als wichtiges weiteres Ergebnis soll durch die Maßnahme eine erhöhte gesamtgesellschaftliche Motivation zum Schutz biologischer Vielfalt entstehen und dadurch dem Verlust von Biodiversität vorgebeugt werden. Gewonnene Erkenntnisse sollen sich dabei im Besonderen auf die Effekte von vielfältiger Biodiversität auf die menschliche Gesundheit beziehen, abgegrenzt vom Einfluss von Natur im Allgemeinen auf den Menschen.
Die vollständige Bekanntmachung finden Sie hier:
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2022/08/2022-08-09-Bekanntmachung-Biodiversit%C3%A4t.html