Bekanntmachung im Rahmen des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ zum Thema „Blauuer Kohlenstoff"

Diese Förderrichtlinie bezieht sich auf eine Förderinitiative der Joint Programming Initiative „Healthy and Productive Seas and Oceans“ (JPI Oceans) zum Thema „Blue Carbon Ecosystems“. Durch JPI Oceans werden zwischenstaatliche Aktivitäten im Zusammenhang mit den Meeren und Ozeanen gebündelt, beziehungsweise koordiniert. Die Mitgliedsländer verfolgen die Zielstellung, gemeinsam langfristige, strategische Prioritäten für die Meeresforschung und Technologie­entwicklung im marinen Bereich in Europa festzulegen und durch gezielte Maßnahmen gemeinsame Schwerpunkte in der weiteren wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu setzten.

Die hier als Grundlage dienende, internationale Förderinitiative von sechs Ländern wird auf der Internetseite https://www.jpi-oceans.eu/en/blue-carbon in englischer Sprache veröffentlicht. Diese nationale Bekanntmachung formuliert die Förderbedingungen für deutsche Partner innerhalb dieser internationalen Förderinitiative von JPI Oceans.

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage

Marine und küstennahe benthische Ökosysteme spielen eine wichtige und oft unterschätzte Rolle in Zusammenhang mit den globalen klimatischen Veränderungen. Diese Ökosysteme unterstützen eine große Anzahl an Ökosystemleistungen im Küstenschutz, als Lebensraum und Fortpflanzungsgebiet für zahlreiche Arten, als Grundlage für marine Nahrungsketten und Nährstoffkreisläufe sowie als natürliche Pufferzone für Schadstoffe zwischen Land und Meer. Gleichzeitig spielen sie eine zunehmend wichtige Rolle für ökonomische Sektoren, wie Tourismus und Fischerei. Benthische Küstenökosysteme besitzen ein hohes Potential, Kohlenstoff (häufig bezeichnet als „blauer Kohlenstoff“) zu binden und damit einen wichtigen Beitrag zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Die Funktion benthischer Küstenökosysteme zur Minderung der Klimawandelfolgen wird jedoch nicht ausschließlich durch ihre Funktion als Kohlenstoffsenke bestimmt, sondern auch durch direkte und indirekte Einflüsse anderer Treibhausgase, insbesondere durch die Emission von Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O, Lachgas). Die wissenschaftlichen Unsicherheiten in der Bilanzierung von Kohlenstoffsenken und Treibhausgasemissionen in küstennahen Systemen erschwert derzeit eine ganzheitliche Erfassung und Bewertung des Klimaschutzpotentials von küstennahen Ökosystemen.

1.1 Förderziel

Der Erhalt und die Wiederherstellung von artenreichen küstennahen Ökosystemen als effektive Kohlenstoffsenken ist daher sowohl für den Klimaschutz als auch für den Natur- und Umweltschutz von großer Bedeutung.

Mit dieser Förderrichtlinie will das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) mit Hilfe von Forschung, Entwicklung und Innovation zukunftsweisende Lösungen aufzeigen, die zum Erhalt und der Wiederherstellung von gesunden Küstenökosystemen beitragen und ihre Bedeutung als Kohlenstoffsenke stärken. Mit der Forschung sollen kritische Verständnislücken bezüglich des Treibhausgasbudgets von Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O) geschlossen werden. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse dieser Förderrichtlinie zur Entwicklung einheitlicher Mess-, Analyse- und Bilanzierungsmethoden von Kohlenstoff und anderen Treibhausgasen für unterschiedliche küstennahe Lebensräume beitragen.

Übergeordnete Ziele sind:

  • Quantifizierung der Kohlenstoffspeicherkapazität und -flüsse auf lokalen und regionalen Skalen und ihrer Klimaschutzwirkung unter Berücksichtigung von CO2 und anderer relevanter Treibhausgasemissionen (CH4, N2O) als Grundlage für die Entwicklung effektiver Klimaschutzstrategien.
  • Bewertung von Resilienz und Vulnerabilität mariner Küstenökosysteme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels, Eutrophierung, Ausbaggerungen, Schleppnetzfischerei, Tourismus und anderen anthropogenen Belastungen sowie deren Wechselwirkungen, um zukünftige Ökosystemdynamiken und -entwicklungen vorhersagen zu können.
  • Bewertung und Verbesserung der Wirksamkeit von Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung von marinen Küstenökosystemen, die ein hohes Potential zur Bindung von blauem Kohlenstoff aufweisen, einschließlich naturbasierter Lösungen.

Das BMFTR beabsichtigt, im Rahmen des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ deutsche Partner innerhalb dieser europäischen JPIO-Förderinitiative zu fördern.

Die Förderrichtlinie soll zudem die Umsetzung der sieben Ziele der „United Nations (UN)-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2023 bis 2030“ (https://oceandecade.org/vision-mission/) unterstützen. Vertreter aus Poli­tik, Wirtschaft und Gesellschaft sollten unterstützt werden, Regularien zu entwickeln, die den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung des Meeresbodens ermöglichen, um die Vielfalt der marinen Lebensräume auch für kommende Generationen zu erhalten.