Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung von Verbundvorhaben im Rahmen der FONA Strategie und des Forschungsprogramms „MARE:N“ zum Thema „Ökologische Aspekte eines möglichen Tiefseebergbaus“

Diese Förderrichtlinie bezieht sich auf eine Förderinitiative der Joint Programming Initiative „Healthy and Productive Seas and Oceans“ (JPI Oceans) zum Thema „Ecological Aspects of Deep-Sea Mining 2023“. Durch JPI Oceans werden zwischenstaatliche europäische Aktivitäten im Zusammenhang mit den Meeren und Ozeanen gebündelt beziehungsweise koordiniert. Die Mitgliedsländer verfolgen die Zielstellung, gemeinsame langfristige, strategische Prioritäten für die Meeresforschung und Technologieentwicklung im marinen Bereich in Europa festzulegen und durch gezielte Maßnahmen gemeinsame Schwerpunkte in der weiteren wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu setzen.

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage

In den letzten zwei Jahrzehnten ist das Interesse am Tiefseebergbau zur Diversifizierung der Rohstoffversorgung, unter anderem auch durch geopolitische Veränderungen, stetig gestiegen. Mehrere europäische Länder haben bei der Internationalen Meeresbodenbehörde Ansprüche auf die Erkundung von Bodenschätzen angemeldet. Die Internationale Meeresbodenbehörde (IMB; englisch: International Seabed Authority, ISA) entwickelt derzeit ihren internationalen Regulierungsrahmen, der die Ausbeutung mineralischer Meeresbodenressourcen in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit regelt, den sogenannten „Mining Code".

Da Tiefseebergbau unweigerlich zu Störungen der Tiefsee-Ökosysteme führen und die Lebensgemeinschaften wahrscheinlich nachhaltig beeinflussen würde, ist es essentiell, das Wissen über die Beeinträchtigungen zu erweitern und diese Erkenntnisse bei der Entwicklung der internationalen Regulierungsmaßnahmen für den Tiefseebergbau zu berücksichtigen.

1.1 Förderziel

Der Erhalt der marinen Lebensräume repräsentiert eine der wichtigsten globalen Herausforderungen, um die natürliche Lebensgrundlage zu sichern. Dies stellt insbesondere deshalb eine schwierige Aufgabe dar, da sich der Nutzungsdruck auf die marinen biologischen und mineralischen Ressourcen stetig erhöht. So wurde im Laufe der letzten zwanzig Jahre ein verstärktes Interesse an einem Tiefseebergbau zur Diversifizierung der Rohstoffversorgung deutlich.

Mehrere europäische Staaten haben bei der IMB Ansprüche auf die Erkundung von Bodenschätzen angemeldet, um mineralische Ressourcen der Tiefsee zu explorieren. Zuletzt förderte die EU gleichzeitig große Verbundprojekte („Blue Mining", „Blue Atlantis", „Blue Nodules"), welche auf die Entwicklung maritimer Fördertechnologien abzielten, im Rahmen ihrer „Blue Growth"-Strategie als Teil des „Horizont 2020"-Programms.

Industrieller Tiefseebergbau würde unabwendbar zu einer gravierenden Schädigung abyssaler Ökosysteme führen, da marine mineralische Ressourcen (polymetallische Knollen, kobaltreiche Krusten, submarin-exhalative Massivsulfide) große Flächen biologisch besiedelten Meeresbodens bedecken, der durch einen Abbau direkt oder indirekt gestört werden würde. Daher sind international verbindliche rechtliche Abkommen erforderlich, welche die Ausbeutung solcher mineralischen Ressourcen regeln, um negative ökologische Folgen zu minimieren und mögliche irreversible Schäden über Millennia zu begrenzen. Die Ausarbeitung eines solchen juristischen Regelwerks ist Aufgabe der IMB und setzt Vorleistungen durch eine unabhängige wissenschaftliche Forschung voraus. Daher setzt die Bundesregierung auf die Stärkung des Vorsorgeansatzes im Tiefseebergbau durch eine Förderung der weiteren Erforschung der Tiefsee.

In zwei zurückliegenden JPI Oceans (JPIO)-Förderinitiativen der gemeinsamen Maßnahme „Ökologische Aspekte des Tiefseebergbaus" (Joint Action „Ecological Aspects of Deep-Sea Mining"; 2015 bis 2017, 2018 bis 2022) wurde erfolgreich demonstriert, wie eine ganzheitlich strukturierte wissenschaftliche Forschung auf europäischer Ebene in inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten umgesetzt und eine über verschiedene europäische Forschungseinrichtungen verteilte marine Forschungsinfrastruktur gemeinsam und wirkungsvoll genutzt werden kann, um offene Fragen der Tiefseeforschung zusammen anzugehen, Wissenslücken zu schließen und somit einen Beitrag zur Ausarbeitung international verbindlicher Regularien zu liefern.

Das Verfassen von protektionistischen Regularien für einen Abbau mineralischer Ressourcen der Tiefsee erfordert daher eine dritte inter- und transdisziplinäre Anschlussmaßnahme im Rahmen einer europäischen Forschungsinitiative.

Der Schwerpunkt dieser Forschung liegt auf der Etablierung und Konsolidierung eines fundamentalen und quantitativen Verständnisses von Auswirkungen einer Gewinnung mineralischer Ressourcen des Meeresbodens auf biologische und biogeochemische Prozesse in der Tiefsee, um Aussagen zur Ökosystemdynamik und -leistung am Boden und in der Wassersäule sowie zur Resilienz und Konnektivität der verschiedenen Tiefsee-Habitate zu ermöglichen. In diesem Kontext soll die Studie der langfristigen kumulativen Auswirkungen des Prototyp-Tests eines Knollenkollektors in der Clarion-Clipperton-Zone (östlicher Zentralpazifik) für deutsche Partner im Mittelpunkt stehen. Jedoch kann auch die Untersuchung der Folgen eines möglichen industriellen Großversuchs für den Abbau polymetallischer Knollen als Schwerpunkt infrage kommen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beabsichtigt, im Rahmen des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit" deutsche Partner innerhalb dieser europäischen JPIO-Förderinitiative zu fördern.

Außerdem sollen die Verbundvorhaben einen Beitrag zu mindestens einem der sechs übergeordneten Ziele in mindestens einer der konzipierten Missionen der „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation" der Bundesregierung leisten. Weitere Informationen zur „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation" der Bundesregierung sind über den Link erhältlich.

Die Förderrichtlinie soll zudem die Umsetzung der sieben Ziele der „United Nations (UN) Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030" unterstützen. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollen unterstützt werden, Regularien zu entwickeln, die den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung des Meeresbodens ermöglichen, um die Vielfalt der marinen Lebensräume auch für kommende Generationen zu erhalten.