Belmont Forum – Zukunftsfähigkeit der Ozeane: Projekte präsentieren Handlungsempfehlungen

„Transdisziplinäre Forschung zur Zukunftsfähigkeit der Ozeane“ – daran wird sich die internationale Meeresforschung zukünftig messen lassen. Im Rahmen der gleichnamigen Belmont Forum Collaborative Research Action (CRA) haben die deutschen Partner der internationalen Forschungsprojekte beim Abschlussworkshop vom 23. bis 24. Mai 2023 in Berlin ihre Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Transferforschung präsentiert.

Zwei Tage, sechs deutsche Akteure der Meeresforschung, zehn Handlungsempfehlungen – so lautet die Kurzbilanz des Abschlusstreffens in Berlin. Den Anlass gab die internationale Collaborative Research Action (CRA) „Transdisciplinary Research for Ocean Sustainability“ des Belmont Forums. Unter diesem Dach wurde in den vergangenen drei Jahren in fünf internationalen Forschungsprojekten mit deutscher Beteiligung zusammengearbeitet.  

Wie kann die Transferforschung für einen nachhaltigen Ozean gelingen? Was benötigen internationale Kooperationen mit transdisziplinärer Ausrichtung?  Welche „Lessons Learned“ bringen die Projektverbünde für zukünftige Kooperationen mit? Mit diesen Fragen kamen vom 23. bis 24. Mai 2023 MeeresforscherInnen der vom BMBF geförderten Vorhaben zusammen.Thematisch behandelten die zwei Tage die nachhaltige und gleichberechtigte Nutzung der Ozeane und die Minimierung von Auswirkungen des globalen Wandels.

Das Ziel der deutschen Meeresforschung sei es, Lösungen zu fördern und eine Brücke in eine klimaneutrale Zukunft zu schlagen, sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Mit diesen Worten eröffnete Dr. Anne Parge, Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, die Abschlusskonferenz der Belmont Forum CRA. Parge betonte, nur so könne Forschung einen tatsächlichen Mehrwert bieten.

Ziel des zweitägigen Abschluss-Events war es, die beteiligten deutschen Partner zusammenzubringen. Nicht nur die Forschungsergebnisse der verschiedenen Projekte standen auf der Agenda. Gezielt haben die Teilnehmenden ihre Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche transdisziplinäre Zusammenarbeit mit internationalen Projektpartnern und Stakeholdern geteilt. Der Austausch der verschiedenen „Lessons Learned“ ist für die Meeresforschungs-Community elementar, da die Transferforschung für die Ozeane an Bedeutung zunimmt. 

Der Ozean samt seinen Veränderungen hat keine Grenzen; Meeresforschung ist per se interdisziplinär und erfordert daher seit jeher die Einbindung verschiedener Fachdisziplinen. Insbesondere aktuelle Fragestellungen nach Klima- und Artenschutz, zukunftsfähiger Fischerei und Schifffahrt, nachhaltiger Energieversorgung und Nutzung von Meeresressourcen bedingen zunehmend auch die Zusammenarbeit mit den jeweils relevanten gesellschaftlichen Akteuren. Und dies weltweit, mit verschiedenen Akteuren: von der Kooperation auf der lokalen über die regionale bis zur staatlichen Ebene, von der Einbindung der Politik über die Industrie bis zur Zivilgesellschaft.

10 Faktoren für erfolgreiche Transferforschung zur Zukunftsfähigkeit der Ozeane

Zehn Handlungsempfehlungen haben die deutschen MeeresforscherInnen für eine erfolgreiche transdisziplinäre Ozeanforschung erarbeitet:

Warum

  1. Der Wandel zur Zukunftsfähigkeit der Ozeane braucht viele unterschiedliche Wissensträger, denn marine Gesellschafts- und Ökosysteme sind komplex.
  2. Transdisziplinäre Meeresforschung braucht vielschichtige Ansätze, welche die Vernetzung der naturwissenschaftlichen und der Governance-Ebenen reflektieren.
  3. Transdisziplinäre Forschung zeigt nicht nur Lösungen auf, sondern führt zu einem ganzheitlichen Verständnis.

Wie

  1. Co-Design ist ein integraler Bestandteil von transdisziplinärer Forschung und sollte frühzeitig gefördert werden.
  2. Projekte brauchen Plattformen und Mechanismen für Co-Learning.
  3. Internationale Forschungsnetzwerke über die EU hinaus stärken die Übertragbarkeit und Umsetzbarkeit der meereswissenschaftlichen Ergebnisse.
  4. Internationale transdisziplinäre Netzwerke brauchen vereinfachte Antragsverfahren und Prozesse.

Erfolg

  1. Transdisziplinäre Forschung braucht explizite leistungsbezogene Kriterien.
  2. Erfolgreiche transdisziplinäre Projekte basieren auf fairen und gleichberechtigten Partnerschaften.
  3. Durch transdisziplinäre Forschung aufgezeigte Lösungen brauchen kurz- und langfristige Beobachtung und Bewertung.

Sechs deutsche Forschergruppen für transdisziplinäre Meeresforschung

Fünf Projekte unter dem Dach der Belmont Forum CRA liefen unter Beteiligung deutscher Universitäten, Forschungseinrichtungen und einer deutschen Firma. Diese wurden und werden vom 01. Juni 2020 bis 31. Mai 2023 und teilweise darüber hinaus vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

MARISCO: Mit dem Forschungsvorhaben MARISCO erforschte die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gemeinsam mit den Partnerländern USA und Südafrika Innovation für ein nachhaltiges Management von Küsten und Ozeanen.

MULTI-FRAME: Wie Meeresressourcen gemeinsam genutzt werden können, insbesondere in unmittelbarer „geographischer Nachbarschaft“, untersuchte das Projekt MULTI-FRAME. Das deutsche Unternehmen s.Pro – sustainable projects GmbH war hier mit Partnern aus den USA, Schweden, Frankreich, Mosambik und Brasilien beteiligt.

ShipTRASE: Die Folgen der globalen Schifffahrt untersuchte das Transferprojekt ShipTRASE, in Kooperation mit Schweden, Frankreich und deutscher Beteiligung des GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

OceanFrontCHANGE: Wie wir ozeannahe Ökosysteme im fortschreitenden Klimawandel managen können, hat die Universität Heidelberg im Vorhaben OceanFrontCHANGE mit den Partnerländern Frankreich und Kenia untersucht.

NoCRISES: Die Ursprünge und Faktoren von Ozeankonflikten untersuchten Forschende im Vorhaben NoCRISES mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) GmbH, Südafrika, Schweden, USA, Bangladesch, Brasilien, Fidschi, Seychellen und Papua-Neuguinea.

SynCRAocean: Das übergeordnete Begleitvorhaben SynCRAocean läuft zudem unter gemeinsamer Führung der USA, Schweden und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Neben den fünf deutschen Partnern aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und einem Unternehmen waren verschiedene Akteure aus Politik und Gesellschaft an der Abschlussveranstaltung beteiligt, die den interdisziplinären Charakter der Belmont Forum CRA präsentierten. Für die Politik war der Meeresbeauftragte der Bundesregierung vor Ort. Die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen, IPBES, repräsentierte das internationale Abkommen zum Artenschutz auf Ebene der Vereinten Nationen. Die internationale Perspektive wurde auch vom One Ocean Hub vertreten.

Hintergrund:

Das Belmont Forum stellt eine internationale Kooperation von Förderorganisationen, Wissenschaftsgremien und regionalen Konsortien dar, um die Forschung zu globalen Umweltveränderungen voranzubringen und Nachhaltigkeitsstrategien zu unterstützen. Der gemeinschaftliche Förderschwerpunkt (Collaborative Research Action, CRA) „Transdisziplinäre Forschung zur Zukunftsfähigkeit der Ozeane“ wird von zwölf Ländern gefördert (Deutschland, Frankreich, Island, Schweden, Brasilien, Indien, Japan, Philippinen, Südafrika, Russland, Saudi-Arabien, USA). Das Ziel dieser Initiative ist die Forschung zur nachhaltigen und gleichberechtigten Nutzung der Ozeane und zur Aufarbeitung und Minimierung von Auswirkungen des globalen Wandels. Die CRA wurde im Jahr 2018 gemeinsam mit Future Earth und der EU Joint Programming Initiative „Healthy and Productive Seas and Oceans“ (JPI Oceans) ausgerufen. Insgesamt 13 internationale Projekte werden von 2020 bis 2025 unter dem Dach des Belmont Forums gefördert.