BIOCIVIS - Projekt zur gesellschaftlichen Teilhabe in der Bioökonomie

Wie können partizipative Verfahren den Nachhaltigkeitsnutzen bioökonomischer Technologien sichern und damit zugleich eine Stärkung demokratischer Teilhabe realisieren? Das Projekt "BIOCIVIS" des Zentrums für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) hat seit 2019 experimentelle Dialoge mit Bürgerinnen und Bürgern geführt und ermittelt, wie das Format "Bürgerdialog" erfolgreich genutzt werden kann. In der Abschlusskonferenz am 17.01.23 wurden jetzt einige Ergebnisse vorgestellt.

Für das Projekt BIOCIVIS wurden nach dem Zufallsprinzip Bürgerinnen und Bürger angeschrieben und zur Mitwirkung eingeladen. Dabei wurde auf eine heterogene Gruppenzusammensetzung geachtet. Denn: für den Dialog ist entscheidend, die unterschiedlichen Perspektiven verschiedener sozialer Milieus und Erfahrungshintergründe einzubeziehen. Für die Dialoge wurden verschiedene Formate erprobt und durch intensive Forschung begleitet und ausgewertet. Es zeigt sich, dass Ausstellungen, Vorträge von Fachleuten mit Gelegenheit zu Nachfragen, Diskussionen mit unterschiedlichen Interessenvertreterinnen und -vertretern sowie spielerische Umsetzungen, ein breiteres Spektrum von Teilnehmenden ansprechen als rein schriftliche Informationen. Wichtig ist, eine Verbindung von abstraktem Wissen zu konkreten Produkten und Alltagssituationen zu schaffen. Insbesondere bei einem anspruchsvollen Thema wie der Biotechnologie.
Das Ziel des Dialogs ist, dass die Teilnehmenden sich auf Basis des vermittelten Wissens eine fundierte Meinung zu Bioökonomie und -technologie bilden und ihre eigene Position und persönliche Erfahrung in die Diskussion einbringen. So soll die Gruppe schließlich zu Argumenten gelangen die sich mit Bioökonomie als Vision für eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft auseinandersetzen.

Ergebnisse:

  • Menschen mit akademischem Bildungsabschluss lassen sich einfacher motivieren als familiär und beruflich stark eingebundene oder nicht akademisch vorgebildete Personen ohne Vorwissen oder Bezug zum Thema.
  • Aus Transparenzgründen und um einen Ausstieg der Teilnehmenden während des Prozesses zu vermeiden, sollten Ziele und Methoden des Dialogs von Anfang an deutlich gemacht werden. Als motivierender Faktor ist es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wichtig zu wissen, was aus den von ihnen erarbeiteten Ergebnissen wird, wie sie im demokratisch-politischen Prozess aufgegriffen und verwertet werden.
  • Entscheidend ist, den Teilnehmenden Wissen über komplexe technische Themen der Bioökonomie und ihren Zusammenhang mit Nachhaltigkeitseffekten zu vermitteln. Dies ist in einer heterogen zusammengesetzten Gruppe eine besondere Herausforderung. Dialogische Formate, anschauliche Objekte oder spielerische Elemente der Wissensvermittlung erfordern eine sorgfältige Vorbereitung, bringen aber auch besonderen Nutzen.

Mehr zum Projekt auch im Interview mit Projektleiterin Prof. Fuchs.