BMBF-Forschung zu Ernährungssicherheit in einer Welt multipler Krisen auf der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten

Forschende und internationale Expertinnen und Experten diskutieren Lösungen für nachhaltige und klimaverträgliche Agrarsysteme zur Verbesserung der Ernährungssicherheit auf der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten.

Vom 6. bis 18. November 2022 findet die Weltklimakonferenz (COP27) der Vereinten Nationen in Scharm El-Scheich, Ägypten, statt.

Im Deutschen Pavillon haben am Abend des 10. November 2022 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie internationale Expertinnen und Experten Lösungen für ein nachhaltiges und klimaverträgliches Agrarsystem vorgestellt und über seinen Nutzen und die Machbarkeit diskutiert. Das Side Event wurde von Forschenden der BMBF-finanzierten Geschäftsstelle (Technical Support Unit TSU) der Arbeitsgruppe II des Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC und vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ausgerichtet.

Risiken für die Ernährungssicherung nehmen zu

Weltweit ist die Ernährungssicherung von Millionen von Menschen bedroht. Die Auswirkungen des Klimawandels, aber auch aktuelle Krisen wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, verschärfen diese Situation.

Angesichts dieser Krisen stehen sich zwei Ansätze gegenüber: Einerseits ist die Nahrungsmittelproduktion zu steigern – auch wenn das zu Lasten der Umwelt passiert. Denn der Nahrungsmittelsektor trägt etwa 25 bis 30 Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen und somit zum Klimawandel bei.

Andererseits sollten auch kurzfristige landwirtschaftliche Maßnahmen zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion im Einklang mit Nachhaltigkeitszielen und dem Klimaschutz stehen. Denn beispielsweise gefährden der Klimawandel und der fortschreitende Verlust der Biodiversität künftige Ernteerträge – mit Auswirkungen auf die Ernährungssicherung.

Doch wie kann die Ernährungssicherheit verbessert und gleichzeitig die notwendige Transformation in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor vorangebracht werden? Darüber haben die Professoren Johan Rockström und Christoph Gornott vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die koordinierende Leitautorin Professorin Rachel Bezner Kerr (Cornell University) und der Leitautor Dr. Henry Neufeldt (UNEP DTU Partnership) des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum Sechsten IPCC-Sachstandsbericht sowie Dr. Sixbert Mwanga (Climate Action Network Tansania) diskutiert.

Dieses Gremium hat Lösungsansätze für nachhaltige und klimaresiliente Agrarsysteme vorgestellt und ihre Machbarkeit untersucht. Ein Ansatz wäre, die Emissionen des Nahrungsmittelsektors zu senken, indem mehr Nahrungsmittel für Menschen und weniger Futtermittel für Nutztiere angebaut werden. Eine stärkere pflanzliche Ernährung, insbesondere in Ländern mit hohem Einkommen, würde es dem Agrarsektor ermöglichen, die Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren.

Nachhaltige Ansätze wie Agroforstwirtschaft können zudem die Artenvielfalt stärken und die Landnutzung vielfältiger sowie resilienter machen. Hierdurch könnte die Wiederherstellung degradierter Böden gefördert werden. Dazu sind Innovationen und Investitionen in moderne Agrar- und Ernährungssysteme notwendig, um die begrenzten Ressourcen unseres Planeten zu schonen.

Im Fokus der Paneldiskussion standen beispielsweise die Grenzen der Anpassung im Nahrungsmittelsystem. Die Expertinnen und Experten betonten, dass die gesamte Wertschöpfungskette noch besser verstanden werden müsse, um das System resilienter gegen die Folgen des Klimawandels machen zu können. Auch tragen die Temperaturanstiege dazu bei, dass einerseits die Tierhaltung zusätzlich unter Druck gerate und andererseits auch Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, zunehmend unter Hitzestress leiden.

Die Panelisten machten deutlich, dass sich die Anpassung der Ernährungssysteme bereits verbessert habe, aber noch zu langsam passiere und auf der Welt noch sehr ungleich verteilt sei.

BMBF-Förderung hat die Arbeit zum Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC unterstützt

Der Weltklimarat IPCC liefert eine zuverlässige wissenschaftliche Basis für die nationale und internationale Klimapolitik. Das BMBF unterstützt insbesondere die Qualitätssicherung dieses Prozesses für eine wissensbasierte Vorsorgepolitik zum Klimawandel. Jeweils zwei Ko-Vorsitzende leiten die Arbeits- und Projektgruppen im IPCC. Im aktuellen Berichtszyklus leitet Professor Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven zusammen mit Professorin Debra Roberts (eThekwini Municipality) aus Südafrika die Arbeitsgruppe II, die sich mit den Risiken und Folgen des Klimawandels, der Verwundbarkeit sowie mit Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel beschäftigt. Die Geschäftsstelle dieser Arbeitsgruppe wird vom BMBF seit 2016 mit insgesamt etwa acht Millionen Euro unterstützt.