Deutsche Meeresforschung kooperiert mit Israel – etablierte Zusammenarbeit trifft innovative Ansätze

Am 1. März 2019 begann die aktuelle Phase der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit in der Meeresforschung zwischen den Partnerländern Deutschland und Israel (kurz: WTZ Israel). Seit mehr als vier Jahrzehnten arbeiten die beiden Länder eng zusammen und haben das gemeinsame Forschungsprogramm dabei kontinuierlich weiterentwickelt. Auf deutscher Seite ist das Referat Küsten-, Meeres- und Polarforschung des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verantwortlich, während auf israelischer Seite das Ministry of Science and Technology (MOST) federführend ist.

Die gemeinsame Ausschreibung von BMBF und MOST adressierte in der aktuellen Phase die beiden Themen „Reaktionen mariner Ökosysteme auf den Klimawandel“ und „Innovationen in der operationellen Ozeanographie“. Entsprechend viele Skizzen gingen als Resonanz auf die Ausschreibung ein und forderten ein vielseitiges Gutachterpanel und einen engagierten Begleitkreis (Joint Advisory Committee, JAC) bei der Auswahl der exzellenten Projekte. Die Auswahlsitzung des Begleitkreises in Jerusalem im Juni 2018 brachte folgerichtig Experten aus den unterschiedlichsten ozeanographischen und meeresbiologischen Themen an einen Tisch. Basierend auf den internationalen Gutachten, der Empfehlung des Begleitkreises und der Stellungnahmen der beteiligten Ministerien konnten sich im Anschluss an die Sitzung fünf Forscherteams über die Auswahl ihrer Projektvorschläge freuen.

Die fünf Teams beschäftigen sich von 2019 bis 2021 drei Jahre lang mit sehr unterschiedlichen Fragen: Wie reagieren marine mediterrane Ökosysteme auf die Folgen des globalen Wandels? Werden neue Arten aus tropischen Regionen in das Mittelmeer einwandern und hier das Ökosystem langfristig verändern? Wie verändert sich Parasitismus, wenn sich die abiotischen Bedingungen in den Ökosystemen ändern? Modellsysteme für diese Fragestellungen sind Küstenökosysteme wie Seegraswiesen und Makroalgen-Bestände, aber auch benthische Foraminiferen, die sowohl als Indikatoren aktueller Veränderung dienen, aber durch ihr Vorkommen in Sedimentkernen auch Hinweise auf vergangene Schwankungen geben können.

Die Bandbreite der Themen schließt entsprechend der Ausschreibung auch zwei Projekte aus dem Bereich „Operationelle Ozeanographie“ ein, die einen starken Anwendungsbezug haben. Dieser technische Schwerpunkt ist ein Novum für die WTZ Israel, die sich in der Vergangenheit mit Aquakultur bzw. Küstenforschung befasst hat. Das Verbundprojekt DARTIS wird ein automatisiertes Echt-Zeit-Informationssystem für das engmaschige Monitoring von Öl- und Gasplattformen entwickeln, um Verschmutzungen der Meeresumwelt effektiv verhindern zu können. Das Verbundprojekt OceanCurrents fokussiert auf küstennahe Strömungen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Küstenmorphologie, den Küstenschutz und die lokale Verschmutzung haben. Die Ergebnisse der beiden Projekte können in Zukunft auch Empfehlungen für Schutz und Nutzung der deutschen Küsten liefern.

Hintergrund

Die bilaterale Zusammenarbeit mit Israel auf dem Gebiet der Meeresforschung begann 1977 mit dem Programm „MARS I“, das vor allem auf die Aquakultur fokussierte. Dem folgte 1995 „MARS II“ mit einem gemeinsamen Verbundprojekt über die Entwicklung biologischer Indikatoren zur Detektion von Schadstoffen im marinen Milieu. Die letzten Arbeiten an diesem Themenbereich wurden 2001 abgeschlossen. 2002 wurde der Aktionsplan „German-Israeli Cooperation in Marine Sciences and Geosciences“ verabschiedet. Dieser Aktionsplan zielte auf innovative und anwendungsnahe Forschung von sozioökonomischer Bedeutung. Die gemeinsamen Projekte haben sich auf die Themenbereiche Globaler Wandel, vor allem auf die Wechselwirkungen zwischen Meer und Atmosphäre sowie paläo-klimatologische Aspekte, Naturrisiken, die Dynamik von Prozessen der Wüstenbildung sowie die Versalzung und Verunreinigung des Grundwassers konzentriert. Zwischen 2011 und 2016 stand dann die Erforschung von Klimawandel und anthropogenen Nutzungsansprüchen im Mittelpunkt der Forschungsagenda. Das östliche Mittelmeer sowie das Rote Meer, einschließlich des Golfs von Aquaba, bilden die Schwerpunktregionen der gemeinsamen Arbeiten.