Die Juristin für den klimaresilienten Wald

Caterina Freytag will den Wald für den Klimawandel fit machen. Wie eine anpassungsfähige Waldwirtschaft gesetzlich zu gewährleisten ist, untersucht die Juristin an der Universität Bremen.

Hitzewellen und Unwetter sind nur einige Folgen des Klimawandels, denen unser Wald ausgesetzt ist. Um eine Zunahme an Waldbränden oder das Vertrocknen von Bäumen zu verhindern, wird es für die Waldbewirtschaftung immer relevanter, den Wald an klimatische Veränderungen anzupassen. Caterina Freytag untersucht daher, inwieweit die Gesetzgebung hier Schritt hält und an welchen Stellen gegebenenfalls Nachjustierungsbedarf besteht. Gegenstand ihrer Forschungen ist das deutsche Forstrecht. „Die Frage, die ich mir stelle, ist: Wie klimafolgenfest ist das Forstrecht eigentlich?", erzählt die Doktorandin.

Mit ihrer Arbeit stellt Freytag Weichen für die zukünftige Waldentwicklung. „Das Ausmaß der gegenwärtigen Schäden legt nahe, dass das aktuelle Bewirtschaftungssystem an seine Grenzen stößt", so die Juristin. Neben einer nachhaltigen Rohstoffproduktion müssten weitere Grundvoraussetzungen gelten, wie etwa die Sicherung der Biodiversität. „Erforderlich ist ein Paradigmenwechsel, der die Ökosystemdienstleistungen des Waldes dauerhaft sichert und zugleich die Bedürfnisse der Waldbesitzenden berücksichtigt." Einen solchen Bewirtschaftungsrahmen versucht Freytag zu identifizieren.

Dabei seien etwa Mindestanforderungen an die gute forstliche Praxis zu definieren und ihre Einhaltung abzusichern. Alles, was darüber hinausgehe, müsse zudem angemessen honoriert werden. Denn um seinen dringend notwendigen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, etwa durch Reduzieren der Treibhausgase, müsse der Wald dem Klimawandel selbst standhalten. Freytag orientiert sich dabei an Vorschlägen aus Forstwirtschaft, Wissenschaft und Naturschutz. „Ich als Juristin kann natürlich nicht sagen, welcher Bewirtschaftungsansatz der richtige ist", erzählt die Forscherin. „Ich kann aber prüfen, wie sich der einmal gewählte Bewirtschaftungsansatz dann rechtlich sinnvoll instrumentieren lässt."

Ihre akademische Karriere startete die Umweltjuristin mit einem Studium der Politik- und Geschichtswissenschaft. Das war ihr jedoch zu theoretisch, sie begann ein Parallelstudium in Rechtswissenschaft. Ihre Praktika absolvierte sie beim Umweltbundesamt in Dessau und bei der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission in Brüssel. Nach ihrem Zweiten Staatsexamen arbeitete sie als Referentin bei der Umweltorganisation Germanwatch. „Im Arbeitsalltag fehlte mir jedoch die Zeit, um bei bestimmten Themen in die Tiefe zu gehen", erzählt sie. Sie entschied sich, berufsbegleitend zu promovieren und bewarb sich auf das Promotionsstipendium des Kompetenznetzwerks „Zukunftsherausforderungen des Umweltrechts (KomUR)". Seit einem Jahr forscht Freytag nun an der Universität Bremen.

Mit ihren Ergebnissen möchte Freytag einen Beitrag dazu leisten, das Forstrecht auf die Herausforderungen des Klimawandels einzustellen.