Digital GreenTech 2025: Innovationen auf dem Weg in die Praxis

Auf der Digital GreenTech -Konferenz 2025 Ende November in Berlin präsentierten 14 Forschungsprojekte der zweiten Förderrunde ihre Ergebnisse. Im Mittelpunkt standen die Überführung von Innovationen zu marktreifen Lösungen, welche Hürden beim Praxistransfer zu bewältigen sind und wie die Umsetzung beschleunigt werden kann.

Der deutsche GreenTech‑Sektor beschäftigt rund 3,4 Millionen Menschen und erwirtschaftet über 314 Milliarden Euro bei einem durchschnittlichen Wachstum von jährlich 4,7 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, dass digitale Innovationen in der Umwelttechnik doppelt wirken: Sie liefern nicht nur wichtige Werkzeuge, um drängende Zukunftsfragen in verschiedenen Umweltbereichen zu bewältigen und damit Belastungen zu verringern; sie bieten auch erhebliche Marktchancen für heimische Unternehmen. Um diese Potenziale zu realisieren, muss der Transfer von Forschungsergebnissen bereits beim Projektstart mitgedacht werden, betonte Dr. Rainer Müssner vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) bei der Eröffnung der diesjährigen Digital GreenTech-Konferenz.

Die hohe Industriebeteiligung bei der vom BMFTR initiierten Fördermaßnahme, mit einem Anteil von über 50 Prozent Unternehmen in den Projektverbünden, schafft hierfür gute Voraussetzungen. Zahlreiche Entwicklungen aus den 14 aktuellen Projekten, die nun vor ihrem Abschluss stehen, konnten so bereits in die Praxis überführt werden: zum Beispiel eine Online-Überwachung für die UV-Desinfektion auf der Kläranlage in Bad Oeynhausen, die im Projekt DigiWaVe entstanden ist. Beim Autoteilehersteller Vitesco Technologies kommt im Werk Limbach-Oberfrohna ein innovatives Entscheidungsunterstützungssystem zum Einsatz. Das im Projekt REDUCE entwickelte Tool analysiert Echt­zeit-Pro­zess­da­ten aus der Fertigung und ermittelt daraus gezielte Vorschläge zur Senkung des Energieverbrauchs.

Der Faktor Mensch

Als weiteres zentrales Erfolgskriterium für den Praxistransfer identifizierten die Konferenzteilnehmenden den Faktor Mensch: Vertrauen der Anwenderinnen und Anwender in die Technologie, Transparenz der KI‑Entscheidungen und die Möglichkeit, Ergebnisse nachvollziehbar zu prüfen, sind unerlässlich, um Akzeptanz für den Einsatz digitaler Technologien zu schaffen und deren Nutzung in der Praxis zu sichern. Darüber hinaus müssen digitale Tools einfach zu bedienen sein. Dafür sind begleitende Schulungs‑ sowie Unterstützungsangebote notwendig. Diese tragen auch dazu bei, die Kluft zwischen der digitalen und nicht‑digitalen Generation zu überbrücken.

Es muss sich lohnen

Aus Sicht von Unternehmen muss der Mehrwert digitaler Lösungen klar erkennbar und darstellbar sein: Eindeutige Effizienzgewinne bei ressourcenintensiven Prozessen, eine bessere Steuerung und Überwachung von Anlagen oder die Verringerung negativer Auswirkungen bisheriger Verfahren liefern entscheidende Argumente, damit Innovationen in einer Branche angenommen werden und sich dort durchsetzen. Und nicht zuletzt müssen solche Technologien auch bezahlbar sein.

Neben hohen Kosten sind die mitunter vergleichsweise hohen Energie-, Wasser- und Materialverbräuche zu berücksichtigen, die besonders mit KI-Anwendungen verbunden sind. Begleitend zur Technologieentwicklung ist es daher auch wichtig, Nachhaltigkeitsanalysen durchzuführen. Ein Instrument hierfür ist das neue Selbstevaluierungstool, das projektübergreifend innerhalb von Digital GreenTech entwickelt wurde. Das Tool ermöglicht die Auswahl geeigneter Datensätze, die Eingabe individueller Projektparameter und die Modellierung komplexer Komponenten wie Drohnen oder Roboter. Es berechnet den CO₂‑Fußabdruck, liefert eine Kosten‑ und Investitionsanalyse und ermittelt die Bedingungen, unter denen sich die Technologie amortisiert. Mehrere Digital GreenTech-Vorhaben haben es bereits eingesetzt und konnten so reale wirtschaftliche und ökologische Effizienzgewinne quantifizieren, Optimierungspotenziale identifizieren und die Ergebnisse transparent kommunizieren.

Doch selbst wenn digitale Technologien nachweisbare Effizienzgewinne erzielen und sich nach kurzer Zeit amortisieren, werden sie nicht immer eingesetzt. Der Grund: Es fehlen klare Markt‑ und Zukunftsperspektiven. Die Teilnehmenden der Digital GreenTech-Konferenz forderten daher stärkere politische Signale für eine ressourceneffiziente Wirtschaft, die Investitionen in digitale Umwelttechnologien attraktiver machen. Gleichzeitig spielen rechtliche Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle: Transparente Vorgaben zur Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen schaffen Sicherheit für Unternehmen und erleichtern die Finanzierung von Innovationen.

Digital GreenTech wirkt international und geht in neue Runde

Ein wichtiger Schlüssel für den Praxistransfer ist die Nachwuchsförderung. Um talentierte Kräfte aus aller Welt zu gewinnen, zeichnete das BMFTR auf der Konferenz in Berlin zum zweiten Mal zwanzig internationale Forschende mit dem Digital GreenTalents Award aus. BMFTR-Vertreter Dr. Rainer Müssner würdigte die Preisträger als Akteure des globalen Wandels: „Projekte werden die Welt nicht verändern, nur Menschen sind dazu imstande.“ Die neuen Talents stammen aus Asien, Afrika, Nordamerika und Europa. Durch mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Deutschland sollen sie mit der heimischen GreenTech‑Community vernetzt werden, um den internationalen Erfahrungsaustausch zu fördern und dem Fachkräftemangel im Sektor entgegenzuwirken.

Die erfolgreiche Digital GreenTech-Initiative wird auch künftig fortgesetzt. Mit Ende der zweiten Förderrunde fiel der offizielle Startschuss für die neue Fördermaßnahme „Digital GreenTech – Umwelttechnik trifft Robotik“. In den nächsten zwei Jahren erhalten 16 Verbundprojekte finanzielle Unterstützung, um den Einsatz intelligenter Robotik in der Umwelttechnik voranzutreiben und damit weitere Export‑ und Wachstumschancen für heimische Unternehmen zu schaffen.