Flüsse in tropischen Torfsümpfen setzen weniger CO₂ frei als gedacht

Tropische Torfsümpfe gehören zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Wegen der weit verbreiteten Torfsümpfe galt Südostasien unter Forschern bislang immer als „Hotspot“ der CO₂-Emissionen von Flüssen – eine spekulative Annahme, denn Messdaten aus dieser Region gab es nicht.

Wissenschaftler des Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) und ihre Partner haben im Rahmen der Wissenschaftlich-Technischen Zusammenarbeit mit Indonesien die CO₂-Emissionen aus südostasiatischen Torfsumpfflüssen nun erstmals gemessen.

„Den Hotspot, den alle vermutet haben, gibt es nicht“, berichtet Projektleiter Dr. Tim Rixen. „Unsere Messungen müssen nun in bisherige CO₂-Modelle eingearbeitet werden, um verlässlicher abzuschätzen, wie viel CO₂ Flüsse freisetzen.“

In Indonesien und Malaysia gibt es die meisten tropischen Torfsümpfe auf der Erde. Allein in diesen beiden Ländern sind mehr als 66 Gigatonnen Kohlenstoff im Torf gespeichert – eine Menge, die etwa dem Achtfachen der jährlichen globalen Emission an CO₂ durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entspricht.

Die zunehmende Rodung der Torfwälder Südostasiens setzt diese empfindlichen Ökosysteme jedoch starkem Druck aus: Immer mehr Kohlenstoff wird freigesetzt und gelangt in Flüsse. In den Flüssen lösen Mikroorganismen den Kohlenstoff aus seinen organischen Verbindungen und wandeln ihn teilweise in CO₂ um. Dieses Kohlenstoffdioxid gelangt über die Wasseroberfläche in die Atmosphäre und trägt dort als Treibhausgas zur globalen Erwärmung bei.

Um der Rolle der südostasiatischen Flüsse im Kohlenstoffkreislauf auf den Grund zu gehen, unternahmen die Forscher mehrere Expeditionen nach Sumatra und Borneo. Sie untersuchten dabei erstmals die Ausgasung von CO₂ aus sechs verschiedenen Torfsumpfflüssen vor Ort.

Die Messungen der Wissenschaftler zeigten, dass eine relativ geringe Menge CO₂ aus den Flüssen freigesetzt wird. Nur etwa die Hälfte des Kohlenstoffs aus den Torfsümpfen wird als CO₂ in die Atmosphäre abgegeben. Der Rest gelangt in die Ozeane. Während die untersuchten Flüsse und ihr Einzugsgebiet durchschnittlich 25 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr ausstoßen, liegt dieser Wert beispielsweise im Amazonas bei 120 Gramm. Eine überraschende Erkenntnis, die bisherige Spekulationen widerlegt, Südostasien sei ein Brennpunkt der CO₂-Emissionen von Flüssen.

Grund dafür ist die kurze Zeit, die der eingetragene organische Kohlenstoff in den Flüssen verweilt. Indonesien besteht aus 17.500 Inseln, die meisten Torfsümpfe liegen also dicht an der Küste. So nehmen die Flüsse das organische Material erst relativ kurz vor ihrer Mündung ins Meer auf. Im Schnitt befindet sich der organische Kohlenstoff zehn Tage in den Flüssen, bevor er ins Meer gespült wird. Daher bleibt den Mikroorganismen nur wenig Zeit, den organisch gebundenen Torf-Kohlenstoff in CO₂ umzuwandeln.

Ein Großteil der Studien wurde im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes „CISKA - Kohlenstoffspeicherung in der indonesischen See und deren Bedeutung im globalen Kohlenstoffkreislauf“ durchgeführt. Das Verbundprojekt ist Teil des großen bilateralen Programms SPICE - Science for the Protection of Indonesian Coastal Marine Ecosystems und trägt zum Schutz der indonesischen Küstenökosysteme bei.

Publikation:

Francisca Wit, Denise Müller, Antje Baum, Thorsten Warneke, Widodo Setiyo Pranowo, Moritz Müller and Tim Rixen (2015) The impact of disturbed peatlands on river outgassing in Southeast Asia. Nature Communications 6. doi:10.1038/ncomms10155