Bessere Überwachung von deutschlandweiten Klimaschutzmaßnahmen: Aufbau eines unabhängigen Treibhausgas-Monitoringsystems für Deutschland

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Doch wie können die Treibhausgase unabhängig überwacht werden? Dazu stellt das BMBF rund 15 Millionen Euro Fördermittel für den Aufbau eines entsprechenden Monitoringsystems bereit.

Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen (THG) – insbesondere Kohlendioxid, Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) – trägt maßgeblich zur Erderwärmung bei. Damit Deutschland sein Ziel der Klimaneutralität erreichen kann, müssen nicht nur die Emissionen dieser Gase gesenkt werden. Es braucht zudem ein unabhängiges System, das die Quellen und Senken von Treibhausgasen erfasst, beobachtet und deren Auswirkungen quantifiziert. Treibhausgasquellen sind beispielsweise die Strom- und Wärmeerzeugung, die industrielle Produktion, der Verkehr und die Landwirtschaft sein. Als Treibhausgassenken gelten unter anderem intakte Ökosysteme, wie Moore und Wälder, die CO2 aufnehmen und speichern.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Aufbau dieses „Integrierten Treibhausgas-Monitoringsystem für Deutschland – ITMS" und will mit der Entwicklung ein unabhängiges System schaffen, womit beispielsweise die Politik die Wirksamkeit seiner Klimaschutzmaßnahmen regelmäßig überprüfen und – je nach Ergebnis – nachjustieren sowie anpassen kann.

Vom 18. bis 20. Oktober stellte das ITMS-Kernkonsortium am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena Forschenden und weiteren Interessierten die Inhalte und Planungen für den gerade angelaufenen Aufbau des ITMS vor. Den Grundstein bildet das von einer nationalen Fachgruppe erstellte und von internationalen Gutachterinnen und Gutachtern begutachtete ITMS-Gesamtkonzept. Darin ist die Zielsetzung sowie die Umsetzungsstrategie von ITMS – inklusive des modularen Aufbaus – definiert. Insgesamt setzt sich die ITMS-Struktur aus fünf Modulen zu den Themen Koordination, Modellierung, Beobachtung, Quellen und Senken sowie Verwertung zusammen. Noch bis zum 31. Oktober 2022 können nun Interessenten ihre ergänzenden Forschungsideen im Rahmen der Bekanntmachung des BMBF einreichen. Durch diese assoziierten Forschungsprojekte soll ITMS erweitert und damit noch umfassender werden.

Optimiertes Treibhausgas-Monitoring ermöglicht wirkungsvollere Klimaschutzmaßnahmen

Andrea Kaiser-Weiss, Ko-Koordinatorin von ITMS und Referatsleiterin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), erklärte im Rahmen der Auftaktveranstaltung: „Unser Plan ist es, bis 2025 einen Prototyp für das ITMS-System für Deutschland aufzubauen und erste Jahresbilanzen der wichtigsten Treibhausgase zu veröffentlichen. Mit ITMS wollen wir deutschlandweit Daten von anthropogenen – also vom Menschen gemachten – als auch von natürlichen Treibhausgasquellen und -senken bestimmen, quantifizieren und einordnen. So lassen sich dann zum Beispiel regionale Hotspots identifizieren und deren zeitliche Entwicklungen beobachten. Die bisherigen Treibhausgasinventare beruhen auf Schätzdaten. Daher bieten die auf Messung und Modellierung beruhenden Datensätze von ITMS die Möglichkeit, ein unabhängiges Monitoring bereitzustellen, dessen Daten für alle Nutzer aus Politik und Wissenschaft verständlich und anschaulich aufbereitet werden. In Zukunft wird das System für die politische Entscheidungsfindung unverzichtbar sein, wenn es um die Messung und Beurteilung von Klimaschutzmaßnahmen geht." Die BMBF-Fördermaßnahme ITMS zielt darauf ab, sämtliche Informationen online bereitzustellen, diese visuell aufzubereiten und auf die Anforderungen der Nutzer – deutsche Akteure und Politik – zuzuschneiden. Die Informationen sollen so differenziert im System eingespeist werden, dass sie eine räumlich und zeitlich aufgelöste sowie sektorenspezifische Abbildung der Treibhausgasquellen und -senken darstellen können.

Reale Messungen und Beobachtungen sind nicht nur für die Überprüfung von Klimaschutzmaßnahmen zentral. So kann ITMS in Zukunft plötzlich auftauchende Quellen von Treibhausgasen identifizieren – wie derzeit die Lecks in den Gaspipelines in der Ostsee, deren Methan-Emissionen von den in ITMS eingebundenen Messinfrastrukturen (zum Beispiel ICOS) erfasst und dessen Ausbreitung mittels Modellierung dargestellt werden kann.