Mikroplastik im Meer – JPI Oceans Förderinitiative präsentiert Ergebnisse zu ökologischen Folgen

Aus welchen Quellen stammt Mikroplastik im Meer? Welche Auswirkungen haben die Mikro- und Nanopartikel auf die Meeresumwelt? Existieren einheitliche Methoden, um die Auswirkungen dieser Meeresverschmutzung in Europa und weltweit zu messen? Diese und weitere Fragen diskutiert die Pan-Europäische Forschungsmaßnahme „Ecological Aspects of Microplastics" nach 10-jährer Laufzeit zu ihrer Abschlussveranstaltung vom 14. bis 15. September 2023 in Galway, Irland.

Der Schutz der marinen Lebensräume und die Sicherheit von Meeresressourcen als Nahrungsquelle waren 2014 die Motivation der JPI Oceans Mitgliedsstaaten, die Forschungsaktivität zu Mikroplastik im Meer ins Leben zu rufen. Ihr Fokus: die Quellen, Verbreitungswege und Auswirkungen von Mikroplastik auf die marine Umwelt zu untersuchen. Das Abschlusstreffen der insgesamt 10 Forschungsprojekte diskutiert nun deren Ergebnisse im irischen Galway.


Unter deutscher Leitung wurde die Fördermaßnahme initiiert und implementiert. Peter Grönwoldt, Bundesministerium für Bildung und Forschung, betonte in seinem Grußwort, dass die JPI Oceans Initiative einen substanziellen Beitrag zu neuen Erkenntnissen im Hinblick auf die Auswirkungen von Mikroplastik in der marinen Umwelt geleistet hat. Jetzt komme es darauf an, die Ergebnisse effektiv zu nutzen und gemeinsam mit Partnern aus Politik, Industrie und der Zivilgesellschaft Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette anzugehen.


Dr. Niall McDonough, Vorsitzender von JPI Oceans und Gastgeber des Events am Marine Institute, hob hervor, dass die zweitägige Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit für interdisziplinären Dialog biete: Forscherinnen und Forscher und potenzielle Nutzer kämen zusammen, um die Forschungsergebnisse zu analysieren und zu diskutieren. Darüber hinaus dienten die zwei Konferenztage als Brücke zu weiteren Europäischen Initiativen wie der EU Mission „Restore our Ocean and Waters" und der „EU4Ocean Coalition for Ocean Literacy".


JPI Oceans – Europäische Forschungsinitiative zu Mikroplastik im Meer
Die europäischen Forschungsinitiative „Healthy and Productive Seas and Oceans" (JPI Oceans) startete vor 10 Jahren, um die ökologischen Auswirkungen von Mikroplastik auf die marine Umwelt zu erforschen. Seit 2014 untersuchen 10 Europäische Forschungsprojekte, welche Auswirkungen die Vermüllung durch Mikroplastik auf die Meeresumwelt hat. Unter dem Dach von „JPI Oceans" finanziert das BMBF gemeinsam mit 14 Europäischen Ländern und Brasilien die internationalen Forschungspartnerschaften mit mehr als 18,2 Millionen Euro.


Die Plastikpiraten – eine deutsche Initiative expandiert nach Europa
Ein Highlight des Treffens: gemeinsam mit den Plastic Pirates Go Europe!-Kampagne findet eine Stichproben-Sammlung von Mikroplastik entlang der naturnahen Strände der Bucht von Galway statt. Dabei wird eine im JPI Oceans Projekt ANDROMEDA entwickelte Methodik angewendet.
Die Plastikpiraten sind 2016 in Deutschland als eine Aktion des BMBF für das „Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane" von der Kieler Forschungswerkstatt und Partnern mit Förderung des BMBF entwickelt worden. Mit der Deutschen Ratspräsidentschaft im Jahr 2022 wurde die Aktion mit Unterstützung der EU-Kommission auf ganz Europa ausgeweitet. Die Ausweitung der bürgerwissenschaftlichen Initiative Plastic Pirates wird aus dem Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission – Horizont Europa – im Bereich der „Mission Restore our Ocean and Waters by 2030" finanziert. Von 2022 bis 2024 finden koordinierte und synchronisierte "Plastic Pirates"-Sammelaktionen in ganz Europa statt.


Meeresversmüllung – Mikroplastik und Makroplastik verschmutzen die Meeresumwelt
Von PET-Flaschen bis hin zu Fischernetzen – der Großteil des Plastikmülls wird über die Flüsse ins Meer geschwemmt oder gelangt über Verwehungen in die Meere. Von kosmetischen Inhaltsstoffen, gewaschenen synthetischen Textilien oder dem Abrieb von Autoreifen – kleinste Plastikpartikel gelangen ins Abwasser und irgendwann ins Meer.
Diese Mikroplastik-Partikel sind allgegenwärtig, persistent und weisen ein hohes Potential auf, physikalische und toxische Schäden zu verursachen. Dennoch ist das Wissen um deren ökologische und toxikologische Effekte auf marine Organismen - und über die Nahrungskette auch für die menschliche Gesundheit - begrenzt.


Hintergrund – Deutsche Meeresforschung zum Meeresmüll
Auf nationaler Ebene hat Deutschland die Europäische Initiative JPI Oceans flankiert und als Folgeaktivität des G7 Gipfels in 2015 eine Wanderausstellung initiiert: das Ocean Plastics Lab hat an verschiedenen Standorten in Europa, und auch in Washington D.C., auf das Problem der Meeresvermüllung die breite Öffentlichkeit aufmerksam gemacht. Inhalte und Exponate stammten vor allem aus den großen Wissenschaftseinrichtungen der deutschen Meeresforschung. Weiterhin stellt das BMBF bis 2026 die Ko-Finanzierung für die Plastic Pirates bereit, um so vielen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, sich vor allem an den deutschen Küsten mit dem Thema auseinanderzusetzen.


Thematisch erweitert hat das BMBF zwischen 2017 und 2022 einen interdisziplinären Forschungsschwerpunkt mit dem Thema „Plastik in der Umwelt" gefördert. Hier wurde vor allem das Meer als Senke betrachtet und die Eintragspfade, aber auch die gesamte Wertschöpfungskette – von der Produktion von Plastikartikeln bis hin zur Entsorgung – untersucht. Für den regelmäßigen fachübergreifenden Austausch zwischen Wissenschaft, Behörden und Zivilgesellschaft hat die Bundesregierung im Jahr 2016 zudem den „Runden Tisch Meeresmüll" eingerichtet.