Wie KI neue Wege in der Biodiversitätsforschung eröffnet
Die biologische Vielfalt schrumpft weltweit – mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Gleichzeitig mangelt es in vielen Regionen an belastbaren, aktuellen Daten über den Zustand von Arten und Ökosystemen. Künstliche Intelligenz (KI) kann helfen, diese Lücke zu schließen: Sie ermöglicht die Auswertung komplexer ökologischer Daten, verbessert das Monitoring und eröffnet neue Spielräume für gezielte Schutzmaßnahmen. Um dieses Potenzial zu heben, hat das Bundesministerium für Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) die Fördermaßnahme BiodivKI ins Leben gerufen. Neun ausgewählte Projekte sind nun nach einer Konzeptionsphase offiziell in ihre Hauptphase gestartet – Auftakt war die gemeinsame Kick-off-Veranstaltung am 23. Mai 2025.
KI für die Biodiversität – ein transdisziplinärer Ansatz
BiodivKI steht für „Methoden der Künstlichen Intelligenz als Instrument der Biodiversitätsforschung". Ziel ist es, mit KI-gestützten Modellen und Anwendungen die komplexen Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Ökosystemen besser zu verstehen – und so deren Schutz zu stärken. Der Fokus liegt auf der engen Verzahnung von Informatik und Biodiversitätsforschung, insbesondere bei der Analyse des Biodiversitätsverlusts und der Entwicklung neuer Monitoringansätze oder Prognosemodelle.
Die Maßnahme ist Teil der BMFTR-Initiative Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA).
Insgesamt neun interdisziplinäre Konsortien arbeiten in den kommenden drei Jahren daran, innovative Lösungen zu entwickeln und in der Praxis zu erproben. Ihre Themen reichen von akustischem Monitoring über Fernerkundung bis zu Citizen Science und Wasserqualität:
Neun Projekte – viele Perspektiven
- AI4WildLIVE: Das Projekt entwickelt ein Bürgerportal, Archiv und Analysetool für multimodale Monitoringdaten, um die Erfassung und Analyse von Biodiversitätsdaten zu verbessern.
- BioIntAkt: Ziel ist die Biodiversitätsfaktormessung mit intelligenten akustischen Sensoren, um Artenvielfalt effizient zu überwachen.
- BioMLAgrar: Das Vorhaben untersucht die Schnittstellen zwischen Biodiversität, maschinellem Lernen und Agrarwirtschaft, um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.
- Bio-O-Ton: Hier wird die Biodiversitätsbewertung von Biotop-Typen durch maschinelles Lernen anhand von Citizen-Science-Tonaufnahmen und Satellitenbildern realisiert.
- BioWaWiKI: Das Projekt erforscht die Potenziale des Einsatzes von KI zur Sicherung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in Schutzgebieten der Wasserwirtschaft.
- GEBIKI: Hier wird die Verknüpfung von Genomik und Fernerkundung durch KI zur effizienten Erfassung der Gesamtheit aller Biodiversität angestrebt.
- IQ-Wasser: Das Projekt entwickelt KI-gestützte Methoden zur Erfassung und Prognose der Biodiversität und Wasserqualität in Trinkwasser-Reservoiren.
- KICS-Zert: Ziel ist das KI- und Citizen-Science-gestützte Monitoring von zertifizierten Biodiversitätsprojekten, um deren Wirksamkeit zu evaluieren.
- LEPMON: Das Projekt fokussiert sich auf die Erfassung der Biodiversität von Nachtfaltern (Lepidoptera) mit automatisierten Kamerafallen und KI.
Forschung, die verbindet
Eine besondere Stärke von BiodivKI ist der transdisziplinäre Ansatz. Die Projekte vereinen Expertise aus Ökologie, Informatik und Umweltwissenschaften mit Erfahrungen aus Naturschutzpraxis, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Viele Praxispartner sind von Beginn an eingebunden – etwa als Datenlieferanten, Co-Entwickler oder zukünftige Anwender.
Auch Bürgerinnen und Bürger sind aktiv beteiligt (Citizen Science). Mithilfe von Apps liefern sie nicht nur wertvolle Daten, sondern erhalten im Gegenzug Einblicke in die Forschung. So entsteht eine neue Form der Teilhabe, die lokale Entscheidungsträger mit evidenzbasiertem Wissen versorgt – und der Biodiversitätsforschung neue Impulse gibt.