CHARMSbio: Nachhaltigkeit bauen – Etablierung eines Kompetenzzentrums für biobasierte Stadtentwicklung in Thailand
Das Projekt CHARMSbio entwickelt und validiert nachhaltige Bauweisen in Thailand auf Basis lokaler Biomasse und verankert sie in Lehre, Weiterbildung und Anwendung. Ziel ist, den Energiebedarf zu senken, Städte als CO₂-Senken zu etablieren und die Lebensqualität in den urbanen Räumen Südostasiens nachhaltig zu verbessern.
Rasch wachsende Städte im feuchtwarmen Klima, wie die Stadt Bangkok in Thailand, erhöhen den Kühlbedarf. Der Einsatz CO₂-intensiver Baustoffe treibt Emissionen, verstärkt Wärmeinseln und mindert den Innenraumkomfort. Die Skalierung biobasierter Bauweisen wird bislang durch fehlende Standards und Codes, fragile lokale Lieferketten, Qualifikationslücken sowie Governance-Defizite in Planung und Genehmigung gebremst.
Das Projekt CHARMSbio unterstützt daher das King Mongkut’s Institute of Technology Ladkrabang (KMITL) in Bangkok beim Aufbau eines Kompetenzzentrums für nachhaltige, biobasierte Stadtentwicklung: Ziel des „Competence Center for Bio-Based Urbanism“ ist es, biobasierte Bauweisen auf Basis lokal verfügbarer Rohstoffe – wie etwa Typha (Rohrkolben) oder Reisstroh – so zu entwickeln, zu validieren und in Ausbildung sowie Praxis zu verankern, dass sie an die klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen Südostasiens angepasst sind. Auf diese Weise sollen die dortigen Städte messbar energieeffizienter werden und als Kohlenstoffsenken wirken. Zugleich soll die Lebensqualität der Bevölkerung in urbanen Räumen verbessert werden. Das Projekt richtet sich an akademische Führungskräfte, Transfermanagerinnen und -manager, kommunale Akteure sowie die Bauwirtschaft und verbindet Forschung, Qualifizierung und Anwendung, um das Planungsprinzip „Stadt als CO2-Senke“ in der Praxis zu etablieren.
CHARMSbio baut auf einem belastbaren Fundament auf. Im Vorgängerprojekt CHARMS (Forschungs- und Entwicklungsphase, 2021 – 2025) wurde auf dem Gelände der KMITL ein „Typha-Testhaus“ als Reallabor aufgebaut. Die dort vorgenommenen Messungen zeigen, dass die Innenraumdämmung mit Typha zu einer signifikanten Verbesserung des Innenraumkomforts geführt hat und damit die grundsätzliche Machbarkeit biobasierter Sanierungen belegt. Die Akzeptanzfaktoren wurden systematisch erfasst, unter anderem über eine Typologie der Bewohnerperspektiven sowie den Einsatz des Tools „SenseMaker“. Parallel dazu wurden mit den Sustainable Heritage Masterclasses Formate für den unmittelbaren Wissenstransfer in die regionale Fachpraxis geschaffen.
Trotz dieses soliden Fundaments wird die breite Anwendung der Lösungen durch mehrere Hürden gebremst: In schnell wachsenden Stadtregionen dominieren weiterhin kohlenstoffintensive Baustoffe, während unzureichende Gebäudehüllen und hoher Kühlbedarf Betriebsemissionen und Komfortdefizite steigern. Für biobasierte Lösungen fehlen klimaadäquate Standards und Codes, Lieferketten und Qualifikationsprofile sind lückenhaft, und in Planung sowie Genehmigung bestehen Governance-Defizite. Zudem müssen die bisherigen Messergebnisse validiert und systematisch erweitert werden, etwa durch die ergänzende Erfassung der Luftqualität, um die wissenschaftliche Basis zu festigen.
In der Implementierungsphase arbeitet CHARMSbio in drei Modulen. Zunächst werden im ersten Modul lokale Ressourcen und biobasierte Materialien erfasst, entwickelt und im Reallabor getestet. Parallel dazu werden die Anforderungen der beteiligten Akteure erhoben. Im zweiten Modul entsteht am KMITL das Kompetenzzentrum für biobasierten Urbanismus als Plattform für Forschung, Lehre und Wissenstransfer. Im dritten Modul werden die Ergebnisse in die Praxis überführt: durch Qualifizierung von Ausbilderinnen und Ausbildern, Entwicklung von Lehrmaterialien und Online-Modulen sowie durch gezielten Technologietransfer und die Einbindung kommunaler Akteure in die Stadtentwicklung.
So soll CHARMSbio Kommunen, Hochschulen und kleinen wie mittleren Unternehmen ein umsetzungsorientiertes Gesamtpaket für biobasiertes Bauen im feucht-heißen Klima liefern. Das Projekt soll Wissenslücken in den Bereichen Ressourcenverfügbarkeit, Materialperformance, Bauphysik und Akzeptanz schließen. Es institutionalisiert dieses Wissen in Form eines nachhaltig handlungsfähigen Kompetenzzentrums am KMITL und überführt es durch zielgruppenspezifische Weiterbildungen in die bauwirtschaftliche Praxis in Thailand.
Projektleitung:
Henrik Beermann
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Standort Leipzig
Martin-Luther-Ring 13
04109 Leipzig
Tel.: +49 341 231039 145
E-Mail: henrik.beermann@isi.fraunhofer.de
Kooperationspartner:
- Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
- Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
- Bau Bildung Sachsen e. V. (BBSN)
- Manufacturing Cities Stadtentwicklung & Beratung
- King Mongkut’s Institute of Technology Ladkrabang (KMITL)
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