Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation. Rebound-Risiken und Suffizienz-Chancen digitaler Dienstleistungen

Die Digitalisierung ist ein gesellschaftlicher Megatrend, der sich bereits in vollem Gang befindet und in den nächsten Jahren noch an Fahrt zulegen wird. Digitalisiert werden nicht nur Fließbänder in Fabriken (Stichwort Industrie 4.0), sondern auch der tägliche Konsum, vom Online-Shopping bis zum Streaming von Filmen – ganz zu schweigen von der zwischenmenschlichen Kommunikation durch E-Mails, Kurznachrichten und soziale Netzwerke. Nun folgt die digitale Vernetzung von Milliarden Gegenständen. Das ‚Internet der Dinge’ – die Vernetzung von Umwelt, dem Menschen und der sogenannten „Dingwelt“ (Maschinen und Produkte) – wird als neue Wachstumsstrategie gepriesen. Doch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Nachhaltigkeit sind bisher noch wenig erforscht.

Projektziel
Diese Forschungsgruppe untersucht soziale und ökologische Auswirkungen der Bereitstellung und des Konsums digitaler Dienstleistungen in den drei Bedarfsfeldern Handel/Ernährung, Mobilität und Wohnen. Aus ökologischer Sicht stehen die Konzepte der Rebound-Risiken und der Suffizienz-Chancen im Mittelpunkt. Durch die Digitalisierung wird vieles effizienter. Dadurch werden Ressourcen, Kosten und Zeit eingespart. Werden diese jedoch an anderer Stelle für neue Nachfrage verwendet, entstehen so genannte Rebound-Effekte, welche die Effizienzpotentiale zumindest teilweise neutralisieren oder sogar überkompensieren. Andererseits kann die Digitalisierung dabei helfen, Suffizienz beim Konsum und der Lebensführung zu verwirklichen, sowie neue und gemeinschaftliche Nutzungsperspektiven von Gütern und Dienstleistungen eröffnen. So wird es beispielsweise einfacher, auf ein eigenes Auto zu verzichten, wenn eine App den optimalen Weg mit dem (Leih)Fahrrad und/oder öffentlichen Verkehrsmitteln aufzeigt. Aus sozialer Sicht untersucht die Forschungsgruppe zudem, wie sich Einkommensverteilung und Einflussmöglichkeiten durch die Digitalisierung von Dienstleistungen verändern. Es wird ermittelt, mit welchen Rebound-Effekten zu rechnen ist, und wie hoch diese ausfallen werden. Sodann werden Handlungsansätze und Steuerungsvorschläge entwickelt, die Rebound-Risiken begrenzen, Suffizienz-Chancen heben und eine demokratische und faire Wirtschaft begünstigen können. Die Forschungsgruppe führt eine Life-Cycle-Analyse ausgewählter digitaler Dienstleistungen durch und analysiert den Einfluss digitaler Dienstleistungen auf öffentlichen Diskurs, privaten Konsum und sozialen Wandel. Zudem entwickelt sie Konzepte für ein suffizienzorientiertes Marketing digitaler Dienstleistungen und diskutiert Politiken und Maßnahmen, wie wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Digitalisierung gesetzt werden können.

Projektleitung
Technische Universität Berlin
Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
Prof. Dr. Tilman Santarius
Tel.: 0176 – 5799 7878
E-Mail: santarius@tu-berlin.de

Verbundpartner
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gGmbH
Dr. Steffen Lange

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