Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Urban Mining: Erschließung anthropogener Lager als Rohstoffquelle
Über Jahrzehnte haben sich enorme Materialbestände in Gebäuden, Infrastrukturen, Anlagen und Konsumgütern angesammelt. Diese bilden ein anthropogenes Lager von rund 50 Milliarden Tonnen in Deutschland, welches jährlich um weitere zehn Tonnen pro Einwohner wächst. Durch das Aufkommen neuer Technologien, wie zum Beispiel Informations- und Kommunikationstechnologien oder die Elektromobilität, verändert sich die stoffliche Zusammensetzung im anthropogenen Lager. Durch Urban Mining soll dieses Lager erschlossen werden.
Viele Technologierohstoffe wurden aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung und der eingeschränkten Verfügbarkeit von der Europäischen Union als kritische Rohstoffe eingestuft. Hinzu kommen abgelagerte Materialien, beispielsweise in Bergbau- und Hüttenhalden, Aschen und Schlacken, die ebenfalls ungenutzte Rohstoffpotentiale enthalten können. Der Anteil der Sekundärrohstoffe am gesamten Rohstoffverbrauch beträgt aktuell nur circa 13 Prozent.
Urban Mining als strategische Säule
Urban Mining ist damit eine strategische Säule für eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft und trägt zur geplanten Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung bei, indem wertvolle Rohstoffe aus anthropogenen Lagern zurück in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden und die Versorgungssicherheit der Industrie mit Rohstoffen erhöht wird. Außerdem bringt der Einsatz von Sekundärrohstoffen Vorteile für Klimaschutz, Biodiversität und Umwelt.
Ziele der Fördermaßnahme
Die Förderrichtlinie zielt darauf, intelligente Konzepte, innovative Technologien und erfolgreiche Anwendungsbeispiele für die integrale Bewirtschaftung des anthropogenen Lagers durch Urban Mining als Beitrag zum effektiven Klima- und Ressourcenschutz und zur Versorgungssicherheit der deutschen Industrie mit inländischen Rohstoffen bereitzustellen. Eine wirtschaftliche Tragfähigkeit des Urban Mining, die Erschließung von Marktpotentialen und Erfüllung hoher Qualitätsstandards für gewonnene Sekundärrohstoffe sind weitere Förderziele. Die Fördermaßnahme zielt darüber hinaus auf die Erweiterung des Forschungs- und Innovationspotentials und die Sicherung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Recyclingwirtschaft und der rohstoffnahen (Grundstoff-)Industrien wie Bauwirtschaft oder Metallindustrie.
Das künftige Wachstum anthropogener Lager soll durch die intensivere Erschließung vorhandener Sekundärrohstoffpotentiale insgesamt verlangsamt, neue Flächennutzungsoptionen für ehemalige Haldenstandorte erschlossen sowie kostenintensive Umweltsicherungsmaßnahmen eingespart werden. Insgesamt wird dazu beigetragen, dass das Ziel des Koalitionsvertrags – den primären Rohstoffbedarf absolut zu senken – erreicht werden kann. Erste erfolgreiche Umsetzungen in die Praxis werden in drei bis fünf Jahren nach Abschluss der Förderung erwartet.
Themenschwerpunkte und geförderte Projekte
Wirtschaftliche Erschließung ungenutzter Sekundärrohstoffpotentiale aus Bergbau- und Hüttenhalden, Schlacken, Müllverbrennungsaschen, Filterstäuben und -schlämmen.
RueBe – Rückbau von Baurestmassen- und Bodenaushubdeponien zur Herstellung hochwertiger Bauprodukte
Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)
SideroGaR – Siderophor-basierte Galliumgewinnung aus Rückständen der Chromerzverarbeitung
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie
INNOCycle – Innovative Nutzung anthropogener Lager: Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft durch Halden-Biolaungung und Feststoffagglomeration
G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH
Metament – Metallurgische Schlacken als Zementsusbtitut für Nicht-Konstruktionsbaustoffe
FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e.V.
ReTail – Recycling der kompletten Tailings des Bergteichs des Erzbergwerks Rammelsberg
Metalogie GmbH
Aschen-Aufbereitung – Mechanische und thermische Aufbereitung von Aschen und weiteren Sekundärrohstoffen für die Produktion mineralischer Bindemittel
IAB-Institut für Angewandte Bauforschung Weimar gemeinnützige GmbH
Wirtschaftliche Erschließung ungenutzter Sekundärrohstoffpotentiale aus Gebäuden, Infrastruktur und langlebigen Gütern.
PURECycle – PEM Komponenten umweltfreundlich Recyceln
Technische Universität Bergakademie Freiberg
SiSil – Erschließung von urbanen Silber- und Siliziumquellen
Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie (IWKS)
SekulaRES – Industrielle Verwertung sekundärer Ressourcen in zirkulären Bauprodukten – nachhaltige und kreislaufgerechte Wertschöpfung mittels digitaler Technologien
VDZ Technology gGmbH
MIRKAL – KI-Multisensoren-Technologien für das Recycling von mineralischen Bauabfällen
Doppstadt Umwelttechnik GmbH, Velbert
ReAsCon – Urban Mining Konzept im Kontext des Rückbaus von asbesthaltigem Beton am Beispiel der Hochstraße Ludwigshafen
Technische Universität Darmstadt
Innovative Instrumente für die ressourceneffiziente Planung und Bewirtschaftung anthropogener Lager.
IDERO – Intelligente Demontage und Entkernung als Rohstoffquelle
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF)
MIRAKEL – Mixed-Reality- und vertrauenswürdiges KI-basiertes Assistenzsystem zur Einschätzung von Werten anthropogener Lager und Kosten von Erschließungsprozessen in der Kreislaufwirtschaft
Concular GmbH, Berlin
Re-X-Beton – Re-X-Befähigung der Betonindustrie durch ein datendurchgängiges, intelligentes Assistenzsystem „Recycling Hub Assistant“
Universität Siegen
Vernetzungsvorhaben
Das begleitende Vernetzungs- und Transfervorhaben (TuRMin) wird von der TU Clausthal und dem Öko-Institut koordiniert. Es stärkt durch eine gezielte Vernetzung die Innovationskraft der umsetzungsorientierten Verbundprojekte.
Weitere Informationen zu den einzelnen Verbünden folgen.
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