Die Juristin für den Paradigmenwechsel

Wie kann Abwasser helfen, den landwirtschaftlichen Wasserverbrauch nachhaltig zu senken? Das untersucht die Nachwuchsforscherin Linda Schönfelder in ihrer Dissertation. Ansatz ihrer Forschung ist eine neue EU-Verordnung zur Wasserwiederverwendung.

Linda Schönfelder prüft, wie durch Abwasser die landwirtschaftliche Bewässerung nachhaltiger gestaltet werden kann. Ausgangspunkt ihrer Forschungen ist die neue EU-Verordnung 2020/741 zur landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung von 2020. Diese stellt europaweit einheitliche Mindestanforderungen an die Qualität des aufbereiteten Wassers. Wie verhält sich der neue Rechtsrahmen zu den bestehenden Regelungen des europäischen Umweltrechts? Lassen sich die Bestimmungen der Verordnung konkretisieren? Das untersucht die Umweltjuristin an der Universität Leipzig. Mit ihrer Forschung bereitet sie den Weg zu einer europaweiten nachhaltigen Wassernutzung.

Die Verordnung gilt ab 2023 verpflichtend für die Mitgliedsstaaten. Derzeit ist der Gebrauch durchaus unterschiedlich. Während Landwirtinnen und Landwirte in Südeuropa Abwasser bereits seit vielen Jahren zum Bewässern nutzen, wird es in Deutschland bislang nicht verwendet. „Flächendeckend wäre dies zurzeit auch nicht sinnvoll", sagt Schönfelder, „punktuell aber schon". Denn auch in Deutschland gibt es Regionen mit wenig oder sinkenden Wasserreservoirs. Deshalb erforscht die Umweltjuristin ebenfalls, ob und wie die deutsche Landwirtschaft Abwasser nutzen kann.

Linda Schönfelder ist in einer ländlichen Region aufgewachsen, die mit Niederschlagsarmut und Trockenheit zu kämpfen hat. Wie dem Wassermangel nachhaltig begegnet werden kann, hat für sie eine sehr persönliche Bedeutung.

Ihr Erstes Staatsexamen machte sie in Münster. Bereits während des Studiums interessierte sie sich besonders für das Umweltrecht. Ihr Pflichtpraktikum führte sie dann zum Umweltbundesamt. Auch während des anschließenden Referendariats befasste sie sich mit umweltrechtlichen Themen. „Als ich dann auf das Kompetenznetzwerk gestoßen bin, habe ich mich direkt beworben", erzählt Schönfelder. Sie wurde ausgewählt. Gemeinsam mit 13 weiteren herausragenden Doktorandinnen und Doktoranden erhält sie nun vom "Kompetenznetzwerk Zukunftsherausforderungen des Umweltrechts (KomUR)" ein Stipendium, ermöglicht vom Bundesforschungsministerium.

Mit ihrer Arbeit will Schönfelder Empfehlungen geben, wie sich die europarechtlichen Abwasser-Regelungen gegebenenfalls konkretisieren lassen. Weiter möchte sie herausfinden, wie Abwassergebrauch auch in anderen wirtschaftlichen Bereichen einheitlich geregelt werden kann. Ihr persönlicher Wunsch für die Zukunft wäre ein Paradigmenwechsel: Abwasser nicht länger als „Abfall", sondern als nachhaltige Ressource zu betrachten.

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