Monatsthema Dezember „UN-Klimagipfel 2019“: Arktis im Wandel - mehr als nur ein Warnsignal: Deutsch-britische Zusammenarbeit präsentiert sich auf der COP25

Die Arktis verändert sich rasant. Steigende Luft- und Wassertemperaturen und die Abnahme des Meereises sind schon jetzt deutlich - mit Konsequenzen für die marinen Ökosysteme in- und außerhalb des arktischen Ozeans. Erste Ergebnisse der deutsch-britischen Forschungskooperation „Changing Arctic Ocean“ dokumentieren auf der Weltklimakonferenz den Wandel im Ökosystem Arktis.

Das Eis der Arktis schmelze wesentlich schneller als gedacht. Schon jetzt zeigten sich die Temperaturanomalien in der Arktis deutlich. Mit diesen Aussagen betonte Dr. Kirsty Crocket, Wissenschaftskoordinatorin der Universität Edinburgh, den Einfluss des Klimawandels auf den Arktischen Ozean. Erste Forschungsergebnisse zeigten deutlich, wie stark sich die Temperaturen in der Arktis verändert haben. Nach Prognosen nehme bis zum Jahr 2050 die Wintertemperatur womöglich um drei bis fünf Grad Celsius zu. Dr. Jack Landy von der Universität Bristol unterstrich: Das arktische Eis werde immer weniger. Es nehme nicht nur in der Fläche ab, sondern auch in seiner Dicke, mehrjähriges Eis werde immer seltener.

Unter dem Titel „Evidence of change, global consequences and policy response" präsentierten fünf britische Wissenschaftler anlässlich der Weltklimakonferenz in Madrid die bisherigen Ergebnisse des Changing Arctic Ocean- Programmes. Im bilateralen Förderschwerpunkt "Arktis im Wandel" erforschen seit Juli 2018 zwölf Projekte den Einfluss des Klimawandels auf den Arktischen Ozean. Das britische Natural Environment Research Council (NERC) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzieren die Forschung mit mehr als neun Millionen Euro.

Welche Auswirkungen haben die Klimaerwärmung im arktischen Ozean auf die Artenvielfalt und das Ökosystem Meer? Die Untersuchungen von Professor Hans-Otto Pörtner, Ökophysiologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, und seinem Team zu den klimabedingten Veränderungen in marinen Ökosystemen, gaben erste Antworten. Pörtner verdeutlichte, wie komplex physiologische und ökologische Prozesse miteinander vernetzt sind. Zentrale Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum oder Energiestoffwechsel werden maßgeblich von der Umgebungstemperatur bestimmt. Die Temperaturtoleranz einer Art variiert im Verlauf des Jahres und im Wechsel zwischen verschiedenen Lebensstadien Bei weiterer Erwärmung und unverminderter Versauerung der Meere durch anthropogenes CO2 werde es für einige Arten und spezifische physiologische Prozesse jedoch kritisch. Beide Faktoren zusammen, Erwärmung plus Versauerung, verstärken sich gegenseitig und bereiten den Arten zunehmend Probleme. Am Beispiel Kabeljau machte Pörtner deutlich: Für den Kabeljau und seinen arktischen Verwandten – den Polardorsch – seien starke Verschiebungen ihrer geographischen Verbreitung und für letzteren zudem drastische Bestandseinbußen zu erwarten. Dies habe direkte Auswirkungen auf das ganze Nahrungsnetz, einschließlich arktischer Robben, Seevögel und Wale, für die gerade der Polardorsch eine essentielle Nahrungsquelle darstelle.

Tim Eder, Bundesministerium für Bildung und Forschung, machte deutlich, welchen Stellenwert die gemeinsam deutsch-britisch geförderten Projekte für Deutschland haben. Zusammen mit der MOSAiC-Expedition, bei der seit Herbst 2019 der deutsche Forschungseisbrecher POLARSTERN eingefroren durch das Nordpolarmeer driftet, bilden sie die Säule der deutschen Arktisforschung. Bereits mit der Ausrichtung des Arctic Science Ministerials (AMS2) in Berlin im vergangenen Jahr, gemeinsam mit Finnland und der Europäischen Kommission, zeigte Deutschland seine Verantwortung in der Klimaforschung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die vorhandene Expertise und exzellente Infrastruktur der Polarforschung machten Deutschland weltweit zu einem attraktiven Partner. Das deutsch-britische Forschungsprogramm trage entsprechend dazu bei, global drängende Fragen zu be-antworten, indem es auch Vorhersagemodelle für die arktische und europäische Klima- und Fischereiforschung liefere.

Die Forscherinnen und Forscher waren sich am Ende einig: Das Motto der COP25 „time for action" müsse höchste Priorität haben, denn nur durch entschlossenes Handeln könnten die ambitionierten Klimaziele erreicht werden. Mit der Devise „Science for evidence-based decision-making" bleibt das BMBF dabei seinem Prinzip treu, wirkungsvolle Forschungsergebnisse für den notwendigen gesellschaftlichen Wandel zu befördern.