Nachwuchswissenschaftler diskutieren Wissenstransfer in der Meeresforschung

„Wissenschaftskommunikation“, „Verwertung von Forschungsergebnissen“ und „Eigeninitiative“ - unter diesen Aspekten diskutierten junge Meeresforscher im Rahmen der 9. Youmares Konferenz in Oldenburg am 13. und 14. September 2018 die Chancen und Grenzen von Wissenstransfer in der Meeresforschung. Im Rahmen des MARE:N Agendaprozesses Blauer Ozean hat der Geschäftsbereich „MGS1 – System Erde“ des Projektträgers Jülich (PtJ) gemeinsam mit dem Osteeforschungsprogramm BONUS diesen Workshop im Rahmen der Projektträgerschaft für das Bundesministerium für Bildung und Forschung organisiert und moderiert.

Der Termin ist ein Highlight im Kalender vieler junger Meeresforscher und Ozeanexperten: Seit September 2010 treffen sich Nachwuchsforscher aus aller Welt in Norddeutschland zur YOUng MArine RESearchers (YOUMARES) Konferenz. Das Besondere an diesem Netzwerktreffen: Es wird durchgehend von freiwilligen Akteuren organisiert und hat sich seit seiner Gründung von einer kleinen nationalen Initiative zu einem weltweiten Netzwerk von Nachwuchswissenschaftlern entwickelt. Die Zielgruppe sind Bachelor-, Master- und Promotionsstudierende, das Themenspektrum wird von den Teilnehmenden mitgestaltet und die Atmosphäre ist entsprechend ungezwungen.

Die Universität Oldenburg mit dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) war im September 2018 Gastgeber der 9. Youmares Konferenz, die unter dem Motto „The Oceans: our research, our future“ stand. Neben 130 Vorträgen über aktuelle Themen der Meeresforschung standen diverse Workshops und Exkursionen auf der Agenda. Der gemeinsame BONUS/ PtJ Workshop mit dem Thema „Knowledge Transfer in Marine Science“ beschäftigte sich mit der Frage, wie sich Forschungsergebnisse gezielt an verschiedene Zielgruppen transferieren lassen und sich so eine effiziente nachhaltige Implementierung von Forschungsergebnissen und der relevante Schritt vom Wissen zum Handeln realisieren lassen.

Der Workshop wurde aktiv vom BONUS-Sekretariat unterstützt. Hinter dem Akronym BONUS steht das transnationale Forschungs- und Entwicklungsprogramm für den Ostseeraum, das zwischenstaatliche europäische Forschungsaktivitäten vom finnischen Helsinki aus koordiniert. Seit 2012 wurden vier Ausschreibungen veröffentlicht, in deren Rahmen interdisziplinäre Forschungsprojekte zu intakten Lebensräumen in der Ostsee (Call Viable Ecosystems, 2012), zu meerestechnischen Innovationen (Call Innovation 2012), zu Ökosystemdienstleistungen (Call Ecosystem Service, 2014) und zur Blue Growth-Strategie der Europäischen Union (Call Blue Baltic, 2015) standen. Einen besonderen Schwerpunkt legt BONUS seit Entwicklung seiner strategischen Forschungsagenda darauf, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wirksam durch Forschung zu unterstützen. Damit ist das Ostseeforschungs-programm ganz im Einklang mit dem BMBF-Rahmenprogramm „FONA3 – Forschung für Nachhaltige Entwicklung“, das konsequent den Grundsatz vertritt, Forschung müsse eine gesellschaftliche Wirkung erzielen. Im Fachprogramm MARE:N tragen Agendaprozesse zur Priorisierung einzelner Themen bei und sichern die Beteiligung der Wissenschaft und zukünftiger Anwenderinnen und Anwender der Forschungsergebnisse. Im Auftrag des BMBF bezieht der Projektträger Jülich hier neben der etablierten Wissenschaftsgemeinschaft auch die Sicht der zukünftigen Forschergeneration ein.

Den Auftakt des Workshops bildeten Rahmeninformationen zu FONA3, MARE:N und BONUS sowie ein Impulsvortrag zum Thema Wissenschaftskommunikation. Konkrete Beispiele aus BONUS-Projektergebnissen dienten dazu, den Workshop Teilnehmerinnen und Teilnehmern erste Erfahrungen und Best-Practice Beispiele zum Wissenstransfer zu vermitteln. Ziel des anschließenden World Café war es, die 15 Teilnehmenden in einen moderierten Erfahrungsaustausch zu bringen. Zunächst wurden die eigenen Erfahrungen zu den Themen Wissenschaftskommunikation und Wissenstransfer rekapituliert, anschließend wurden Vorschläge für eine aktive Förderung der Wissenschaftskommunikation erarbeitet. Den Schlusspunkt des Workshops setzte die Erarbeitung einer Online-Umfrage, die dann am Folgetag im Hörsaal realisiert werden konnte. Hier haben Workshop-Organisatoren und Teilnehmende noch einmal ca. 120 junge Meeresforscherinnen und –forscher in die Themen Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation involviert und so die Impulse und Ideen des World Cafés einer großen Zielgruppe vermittelt.

Zentrales Ergebnis der PtJ/ BONUS Initiative war die Bedeutung, die der strategischen und wirksamen Vermittlung von Forschungsergebnissen an eine breite Öffentlichkeit zukommt. Wichtig sei aber auch die Förderung von Open Access, um den Austausch innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft zu ermöglichen. Als besonders gelungene Formate der Wissenschaftskommunikation wurden Open Ship Events, bei denen Forschungsschiffe ihre Luken für die Öffentlichkeit öffnen, genannt und die Initiative „Skype a Scientist“, bei der sich Schulklassen per Skype direkt bei den Forschenden über aktuelle Fragestellungen und Ergebnisse informieren können. Wichtig sei insbesondere, dass Wissenschaftskommunikation das Publikum nicht nur informiere, sondern auch unterhalte: „Forschung macht Spaß“ sei eine zentrale Kernbotschaft der Wissenschaftskommunikation, waren die jungen Forscherinnen und Forscher überzeugt. Wichtig sei auch der persönliche Kontakt zu Wissenschaftlern, weshalb die Studierenden vorschlugen, bei der nächsten Konferenz populärwissenschaftliche Vorträge für Schulklassen vorzubereiten, um einen Einblick in Meeresforschung zu geben. Die Frage „Wärst du dazu bereit, an deiner alten Schule einen Vortrag über deine Forschung zu halten?“ beantworteten 94 Prozent der Teilnehmenden mit Ja. Eine knappe Mehrheit von 55 Prozent der Studierenden beantwortete die Frage „Würdest du gerne Wissenstransfer betreiben?“ mit Ja, weitere 37 Prozent gaben an, dass sie schon aktiv Wissenschaft kommunizieren würden. Nur neun Prozent antworteten, sie würden ihre Zeit lieber ausschließlich mit Wissenschaft verbringen. Auf die Frage wie sehr ihr Betreuer sie darin unterstütze, Wissenschaftskommunikation zu betreiben, vergaben die Studierenden im Schnitt 2,8 von 5 möglichen Sternen. 24 Prozent der Befragten vergaben jedoch nur einen Stern – ein schlechtes Zeugnis für die übergreifende Förderung von Wissenstransfer. Abschließend wurden die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor die Aufgabe gestellt, ihre Forschung in einem Satz für den Transfer in den Schulunterricht zu erklären. Das Ergebnis waren wunderbar anschauliche Sätze wie „Plastik tut weh“, „Ich versuche herauszufinden, was Bakterien in Schwämmen tun“ und „Ich untersuche, ob Stachelrochen von Insel zu Insel wandern oder immer am gleichen Ort bleiben“.

Die zehnte Youmares-Konferenz wird vom 24. bis 27. September 2019 in Bremen stattfinden.