Richtlinie zur Förderung zum Thema „Polarregionen im Wandel – Einfluss globaler und regionaler Stressoren“

Richtlinie zur Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Rahmen des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ zum Thema „Polarregionen im Wandel – Einfluss globaler und regionaler Stressoren“ zur Umsetzung der Strategie zur Forschung für Nachhaltigkeit

Bundesanzeiger vom 19.01.2022

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage

Arktis und Antarktis haben für die Menschheit einen hohen ökologischen und kulturellen Wert. Die Existenzbedrohung polarer Lebewesen, wie Eisbären und Pinguine, hat wesentlich dazu beigetragen, die Öffentlichkeit für die Konsequenzen und Risiken des globalen Klimawandels zu sensibilisieren. Die Meere der Arktis und Antarktis beherbergen wichtige biologische Ressourcen, die zur menschlichen Ernährung beitragen. Der Klimawandel beeinflusst immer stärker die Lebensbedingungen in den Polargebieten, die zudem von der zunehmenden Umweltverschmutzung beeinträchtigt werden. In den letzten Jahren hat sich die Arktis zwei- bis dreimal so stark erwärmt wie die restliche Welt; sichtbare Anzeichen des Klimawandels sind zum Beispiel der starke Rückgang des Meereises und das Auftauen der Permafrostböden. Gleichzeitig trägt das unerwartet schnelle Abschmelzen des antarktischen Eisschilds maßgeblich zur weiteren Erhöhung des globalen Meeresspiegels bei. Der globale Wandel in der Arktis wirkt sich über atmosphärische und ozeanische Wechselwirkungen auf das Wetter und Klima sowie damit einhergehende Extremereignisse auch in Deutschland, Europa und anderen Teilen der Welt aus.

Klimaschutzpotenziale der Natur müssen konsequent genutzt werden unter gleichzeitiger Beobachtung ökologischer Grenzen. Politische Entscheidungen sind daran zu messen, inwiefern sie bestmögliche Resultate für das Klima, das Ökosystem und die Menschen erzielen. Interdisziplinäre Begleitforschung ist für die Ausweisung neuer und Ausweitung bestehender Schutzgebiete in Arktis und Antarktis notwendig. Die Relevanz und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen, z. B. in den Bereichen Fischerei, Schifffahrt oder Ressourcenexploration, lassen sich nur durch die wissenschaftliche Erfassung der Ökosystemdynamik, dominierender Stressoren und durch die Entwicklung von Zukunftsszenarien in ökologischen und physikalischen Modellierungsansätzen demonstrieren und überprüfen.

1.1 Förderziele

Die Förderrichtlinie ist in das Forschungsprogramm der Bundesregierung MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit eingebettet und setzt Themen des Agendaprozesses „Polarregionen im Wandel" (https://www.fona.de/medien/pdf/Forschungsagenda_Polarregionen_Konzeptpapier_des_MAREN_Begleitkreises_Mai_2021.pdf) um. Sie soll fundierte Kenntnisse über den Einfluss multipler anthropogener Stressoren auf Struktur und Funktion der Polarregionen generieren, um einen Transformationsprozess in Politik und Gesellschaft hin zu nachhaltigen Lösungen für kommende Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Funktionalität der Ökosysteme zu initiieren. Darauf aufbauend soll sie dazu beitragen, die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels realistisch abzuschätzen und klimatische bzw. ökologische Kipppunkte zu identifizieren. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen für einen nicht wissenschaftlichen Kontext zieladäquat, bedarfsgerecht und zielgruppenspezifisch aufbereitet werden. Die Förderung dieser Richtlinie wird in diesem Sinne und in Bezug auf die Förderziele im Rahmen der Programmatik von MARE:N evaluiert. Die Erfolgskontrolle der einzelnen Zuwendungen fließt in die Evaluation ein.

Außerdem unterstützt die Förderrichtlinie die Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Forschung für Nachhaltigkeit (FONA-Strategie) und adressiert Handlungsfeld 3 „Wissen für wirksame Klima­politik", Handlungsfeld 4 „Erhalt der Artenvielfalt und Lebensräume" und Handlungsfeld 5 „Natürliche Ressourcen sichern". Weiterhin soll sie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals − SDGs) in den Bereichen „Maßnahmen zum Klimaschutz" (SDG 13) und „Leben unter Wasser" (SDG 14) adressieren.

Die Förderrichtlinie liefert substantielle Beiträge zur Umsetzung der sieben Ziele der „UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 – 2030" (https://www.oceandecade.org/vision-mission/).