Richtlinie zur Förderung des transnationalen Verbundvorhabens „Auf dem Weg zu gesunden, belastbaren Böden und nachhaltiger Bodenbewirtschaftung“

Richtlinie zur Förderung des transnationalen Verbundvorhabens „Auf dem Weg zu gesunden, belastbaren Böden und nachhaltiger Bodenbewirtschaftung“, Bundesanzeiger vom 06.05.2021

Vom 29. April 2021

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage

1.1 Förderziel und Zuwendungszweck

Das im Februar 2020 gestartete und von der Europäischen Kommission geförderte European Joint Programme on SOIL (EJP SOIL) repräsentiert eine Initiative zur Koordinierung nationaler Forschungsprogramme zur Bodenforschung. Das Ziel von EJP SOIL ist die Stärkung und Förderung des europäischen Forschungsraums zum Thema Boden. Konkret sollen von EJP SOIL Forschungsaktivitäten für einen verbesserten Beitrag landwirtschaftlicher Böden zu wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie etwa der Anpassung und Abschwächung des Klimawandels, nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion, Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen sowie Prävention und Wiederherstellung von Land- und Bodendegradierung, angestoßen werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) engagiert sich neben dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im EJP SOIL, um die in der im vergangenen Jahr beschlossenen Nationalen Bioökonomiestrategie verankerten Ziele im Kontext der Bodenforschung neben der nationalen Forschungsförderung auch durch die Förderung transnationaler Forschung zu stärken.

1.1.1 Förderziel

Das EJP SOIL-Konsortium hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben der von der Europäischen Kommission gewährten Förderung ausgewählter Forschungsinstitute in den Mitgliedsstaaten eine offene, kompetitive und multilaterale ­Projektförderung zu administrieren. Hierzu wird eine an das Muster der bekannten ERA-Net-Forschungsförderung angelehnte transnationale Bekanntmachung veröffentlicht. Im Rahmen dieser Ausschreibung arbeiten 18 Partner aus 14 europäischen und zwei außereuropäischen Staaten zusammen. Das Ziel der Ausschreibung ist die Förderung von bis zu fünf Verbundvorhaben, die Erkenntnisse und Technologien erforschen, um eine nachhaltige, dem Klimawandel angepasste Bodenbewirtschaftung zu etablieren. Mittelfristig soll mithilfe dieser Forschungsförderung zugleich die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene gestärkt und langfristig die globale Wettbewerbsfähigkeit europäischer und deutscher Forschung zum Boden gesichert werden.

1.1.2 Zuwendungszweck

Fruchtbare produktive Böden spielen eine Schlüsselrolle in der Produktion von Biomasse. Sie sind die Voraussetzung und Garant für eine beständige Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung mit wertvollen Gütern wie Lebens­mitteln und nachwachsenden Rohstoffen. Mit Blick auf die großen Herausforderungen des Klimawandels, des Bio­diversitätsverlusts, des Umweltschutzes und andere, ist die Produktionsfunktion der Böden aber nicht das einzige Kriterium für eine nachhaltige Agrarwirtschaft. Die steigende Nachfrage nach pflanzlicher Biomasse für unterschiedliche Nutzungsformen sollte aufgrund der Endlichkeit geeigneter Produktionsflächen im Idealfall über die bereits bestehenden landwirtschaftlichen Flächen gedeckt werden. Dies kann mithilfe der Verbesserung der Bodenproduktivität („Bodenfruchtbarkeit") einhergehend mit der Züchtung gegenüber Klima- und Umweltänderungen verbesserter, ­resilienter Kultursorten mit optimierter Ertragsfähigkeit und -sicherheit sowie durch die Entwicklung regional angepasster Anbauformen erfolgen.

Eine nachhaltige, ressourcenschonende und klimafreundliche Bewirtschaftung von Böden ist daher von zentraler Bedeutung für die Bioökonomie. In diesem Zusammenhang bedeutet eine nachhaltige Intensivierung etwa die Förderung der Multifunktionalität von Böden, d. h., dass die Bodenproduktivität gesteigert wird, während andere Ökosystemdienstleistungen, wie Speicherung von Kohlenstoff, Nährstoffregulierung oder Lebensraum für Biodiversität, gleichzeitig erhalten oder verbessert werden. Um die Leistungsfähigkeit von Böden zu schützen und gegebenenfalls sogar zu steigern, sind unter anderem Erkenntnisse zur Bodenbiodiversität erforderlich. Die generierten Erkenntnisse können genutzt werden, um gezielt Technologien zu entwickeln, die die Bodenbewirtschaftung optimieren und nachhaltiger gestalten und dazu beitragen, den Klimawandel und daraus resultierende Folgen, wie etwa anhaltende Dürren, zu adressieren.

Die landwirtschaftliche Praxis in Verbindung mit dem Bodenmanagement beeinflusst Bodenprozesse und -funktionen, wie die Kohlenstoffspeicherung oder die Ausbildung einer ertragsfördernden Bodenstruktur, die wiederum den ­Wasser- und Gashaushalt von Böden und die Lebensraumqualität für die Organismenvielfalt bestimmt.

Aus den genannten Gründen ist eine Forschungsförderung notwendig und erforderlich, die dem Zweck dient, innovative technologische Verbesserungen und optimierte Strategien für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Böden zu gewährleisten. Ferner besteht der Zweck der Ausschreibung darin, Ergebnisse zu generieren, mit denen die ­Produktivität gesteigert und gleichzeitig ein Beitrag zur Klimaanpassung geleistet wird; denn Böden mit hoher Kohlenstoffspeicherfähigkeit leisten einen erheblichen Teil zur Bindung von Treibhausgasen. Die Förderung soll Forschungen bezüglich Optimierung und Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung im Boden stärken und stellt daher eine wichtige Säule im Kampf gegen den Klimawandel dar. Die geförderten Verbundvorhaben sollen einen Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie (NBÖS) vom 15. Januar 2020 sowie zur Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung leisten.