Richtlinie Förderung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ zum Thema „Unterwasserlärm im Meer“

Bekanntmachung der Richtlinie zur Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Rahmen der Strategie zur Forschung für Nachhaltigkeit (FONA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ zum Thema „Unterwasserlärm im Meer“ (Förderinitiative von JPI Oceans)

Bundesanzeiger vom 20.01.2022

Diese Förderrichtlinie bezieht sich auf eine Förderinitiative der Joint Programming Initiative „Healthy and Productive Seas and Oceans" (JPI Oceans) zum Thema „Unterwasserlärm im Meer". JPI Oceans hat das Ziel, zwischenstaatliche Aktivitäten im Zusammenhang mit den Meeren und Ozeanen zu bündeln und zu koordinieren. Die Mitgliedsländer stimmen im Rahmen von JPI Oceans gemeinsame langfristige, strategische Prioritäten für die Meeresforschung und Technologieentwicklung im marinen Bereich ab und setzen mit Förderaktivitäten gemeinsame Schwerpunkte in der weiteren wissenschaftlich-technischen Entwicklung.

Um zu nachhaltigem blauem Wachstum beizutragen, führt JPI Oceans eine gemeinsame Aktivität zum Thema Unterwasserlärm in der Meeresumwelt durch. Eine gemeinsame Bekanntmachung von acht europäischen Ländern und JPI Oceans mit den Initiativen BANOS, BlueMed und der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika (NOAA) zu diesem Thema wurde auf der Internetseite http://jpi-oceans.eu/calls in englischer Sprache veröffentlicht. Die nationale Förderrichtlinie „Unterwasserlärm im Meer" formuliert die Förderbedingungen für deutsche Beteiligte.

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage
Die zunehmende menschliche Aktivität entlang von Küsten und in Meeresräumen führt zu einem Anstieg der anthropogen verursachten Hintergrundlärmbelastung. Die hohe und voraussichtlich weiter zunehmende Lärmbelastung wirkt sich auf komplexe Weise auf die marinen Ökosysteme aus. Da die vom Menschen verursachten Lärmemissionen die natürlichen Klangmuster überlagern, wird die natürliche Geräuschkulisse der Meere und der darin lebenden Tiere in zunehmendem Maße gestört. Die öffentliche Wahrnehmung, dass Lärm eine ernstzunehmende Bedrohung für die Unterwasserwelt darstellen kann, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Erforschung von Unterwasserlärm und seinen Auswirkungen auf marine Ökosysteme ist jedoch ein relativ junges wissenschaftliches Forschungsfeld, so dass trotz einer steigenden Zahl von Forschungsaktivitäten bisher nur wenige Studien über die Auswirkungen von Unterwasserlärm auf marine Ökosysteme sowie die Wechselwirkungen verschiedener Stressoren in Verbindung mit Lärm existieren. Derzeit werden in der Regel sechs große Quellen anthropogenen Unterwasserlärms unterschieden: Militärsonare, seismische Vermessungen zur Exploration von Öl- und Gasvorkommen sowie für wissenschaftliche Forschungszwecke, Schifffahrt, Bau, Erhalt und Rückbau maritimer Infrastrukturen sowie Lärmemissionen, die durch Marineübungen und Delaboration von Altmunition entstehen. Der Tiefseebergbau könnte als eine weitere Quelle in Zukunft hinzukommen.

1.1 Förderziel
Das übergeordnete Ziel der Förderrichtlinie besteht darin, Forschung zu fördern, die zur Umsetzung der Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (2008/56/EG; MSRL) auf regionaler Ebene und damit zum Erreichen des „Guten ökologischen Zustandes der Meere" beitragen kann. Die Meeresstrategierahmenrichtlinie fordert, dass die „Einführung von Energie, einschließlich Unterwasserlärm, auf einem Niveau erfolgt, das die Meeresumwelt nicht nachteilig beeinflusst" (Deskriptor 11). Sie steht insoweit im Einklang mit den Zielen der Richtlinie über die Meeresraumplanung (2014/89/EU, MSPD), Initiativen der Internationalen Walfangkommission (IWC), den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals − SDGs) in dem Bereich „Leben unter Wasser" (SDG 14), den Abkommen über die Erhaltung der Wale und Delfine im Schwarzen Meer, im Mittelmeer und im angrenzenden Atlantik (ACCOBAMS) sowie den Abkommen über die Erhaltung der Kleinwale und Delfine in der Ostsee, im Nordostatlantik, in der Irischen See und in der Nordsee (ASCOBANS).

Auch das Forschungsprogramm der Bundesregierung MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit greift in seiner Forschungsagenda „Blauer Ozean" den Forschungsbedarf zur Bewertung und Vermeidung mariner Lärmemissionen sowie zu Wechselwirkungen mit anderen Stressoren explizit auf. Die FONA-Strategie des BMBF adressiert das Thema in den Handlungsfeldern 4 „Erhalt der Artenvielfalt und Lebensräume" und 5 „Natürliche Ressourcen sichern".

Um einen substantiellen Beitrag zum Erreichen des „Guten ökologischen Zustandes der Meere" zu leisten, sollen mit den Forschungsvorhaben alle Komponenten der akustischen Umgebung (Quelle – Medium – Empfänger) integrativ betrachtet und bewertet werden. Es soll ein wissensbasierter Regelungsansatz für die Planung in Raum und Zeit und damit für die Verringerung und Milderung der Auswirkungen anthropogener Schallquellen entwickelt werden.
Die Förderrichtlinie soll zudem die Umsetzung der sieben Ziele der „UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030" (https://www.oceandecade.org/vision-mission/) unterstützen. Gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft soll zum Schutz und zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Küsten und Meere beigetragen werden, um die marinen Lebensräume auch für kommende Generationen in ihrer Vielfalt zu erhalten.