Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema „Klimaneutrale Produkte durch Biotechnologie"

Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema „Klimaneutrale Produkte durch Biotechnologie – CO2 und C1-Verbindungenals nachhaltige Rohstoffe für die industrielle Bioökonomie (CO2BioTech)“ im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie, Bundesanzeiger vom 19.08.2022

1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage

Die Entwicklung moderner Technologien für eine wettbewerbsfähige und klimaneutrale Industrie ist ein zentrales ­Zukunftsfeld unserer Forschungspolitik. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine führen zusätzlich vor Augen, wie dringend wir die Importabhängigkeit Deutschlands von fossilen Ressourcen reduzieren müssen. Fossile Rohstoffe durch erneuerbare Alternativen zu ersetzen, ist ein entscheidender Schritt – für das Erreichen der Klimaschutzziele von Paris und für eine krisenfeste, wettbewerbsfähige deutsche Industrie. Die chemische Industrie stellt dies vor besondere Herausforderungen: Arzneimittel, Chemikalien oder Kunststoffe bleiben für eine moderne Industriegesellschaft unverzichtbar. Sie basieren auf Kohlenstoff, der zurzeit größtenteils aus Erdöl und Erdgas stammt. Um diese Produkte in Zukunft klimaneutral aus erneuerbarem Kohlenstoff herstellen zu können, müssen in hohem Tempo neue industrielle Verfahren entwickelt werden.

Im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie setzt die Bundesregierung bereits Maßnahmen zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe oder biogener Rest- und Abfallstoffe als nachhaltige Rohstoffquellen um. Die industrielle ­Bioökonomie eröffnet durch die Nutzung von Kohlenstoffdioxid (CO2) als Rohstoff zusätzliche Potentiale, um fossile Ressourcen in industriellen Produktionsprozessen zu ersetzen. Die Biotechnologie bietet der chemischen Industrie dabei die Aussicht auf besonders effiziente Verfahren zur Herstellung hochwertiger Produkte. Biotechnologische Verfahren intelligent mit den wasserstoffbasierten und elektrochemischen Prozessen von morgen zu koppeln, kann die klimaneutrale Produktion von Chemikalien mit hoher Wertschöpfung vereinen. Diese Chancen der Biotechnologie in einer sich wandelnden chemischen Industrie gilt es zu nutzen.

1.1 Förderziel

Förderziel dieser Richtlinie ist es, die Nutzung von CO2 als Rohstoff für industrielle Produktionsprozesse im Sinne einer ressourceneffizienten und klimaneutralen Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dafür sollen biotechnologische Verfahrensansätze, die gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten besitzen, einen entscheidenden Schub in Richtung Anwendung bekommen. Speziell im Bereich der industriellen Biotechnologie wird dadurch Deutschlands Rolle als Entwickler und Anbieter moderner Technologien für klimaneutrale Produktionsprozesse gestärkt.

Durch Erschließung von CO2 als Kohlenstoffquelle zur Herstellung von Chemikalien und Zusatzstoffen sollen prozessbedingte CO2-Emissionen der Industrie gemindert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Zudem wird durch die Nutzung von CO2 als Rohstoff die Rohstoffproduktivität gesteigert und die Rohstoffbasis der chemischen Industrie insgesamt verbreitert. Insofern wird Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoffimporten, insbesondere von Erdöl und Erdgas, reduziert und die Resilienz der deutschen Wirtschaft gestärkt.

Eine etablierte Alternative zur biotechnologischen CO2-Nutzung ist die Verwendung nachwachsender Rohstoffe. Allerdings werden auf dem Feld angebaute Ressourcen den Kohlenstoffbedarf der Industrie nicht vollständig decken können. Zudem würde ein verstärkter Anbau biobasierter Rohstoffe für die Industrie unerwünschte Nebenwirkungen haben und Zielkonflikte befeuern (beispielsweise den Teller-Tank-Konflikt oder den Verlust von Biodiversität durch intensive Landwirtschaft). Durch die Nutzung von CO2 und C1-Verbindungen können diese Zielkonflikte vermieden oder zumindest abgemildert werden. Insofern eröffnet die industrielle Biotechnologie langfristig neue Möglichkeiten, um Nutzungskonkurrenzen um Landflächen für Nahrungsmittelanbau, Rohstoffe oder Ökosystemdienstleistungen zu entschärfen.

Damit leistet die Fördermaßnahme einen wichtigen Beitrag zu den Zielen der Nationalen Bioökonomiestrategie. Durch die gekoppelte Nutzung von grünem Wasserstoff als Grundstoff trägt sie zudem zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie bei. Die Fördermaßnahme zahlt auf die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sowie der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) ein und trägt somit zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) bei, insbesondere zu Ziel 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), Ziel 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) und Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz).