Richtlinie zur Förderung von Verbundvorhaben zum Thema „Internationale Wattenmeerforschung: Komplexe Belastungen des Wattenmeeres verstehen und Handlungsoptionen entwickeln“
Das niederländisch-dänisch-deutsche Wattenmeer stellt ein einzigartiges Gezeitensystem dar. Es umfasst 60 % der Gezeitengebiete der nordöstlichen Atlantikküste und ist das größte ununterbrochene Wattenmeersystem der Welt. Aufgrund seiner außergewöhnlich produktiven Meeresflora und -fauna ist es über seine eigenen geografischen Grenzen hinaus von weltweiter Bedeutung für viele Fischarten und den globalen Vogelzug. Wegen dieser herausragenden ökologischen und geologischen Bedeutung wurden 2009 und 2014 große Teile des Wattenmeeres als Schutzgebiets in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die drei Wattenmeerstaaten haben sich zum Schutz und zur Erhaltung seines außergewöhnlichen universellen Wertes (Outstanding Universal Value, OUV) verpflichtet.
1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage
1.1 Förderziel
Das niederländisch-dänisch-deutsche Wattenmeer ist das größte zusammenhängende Sand-Schlickwattsystem der Welt. Es handelt sich um ein hoch komplexes System, in dem substantielle natürliche Prozesse und zahlreiche menschliche Aktivitäten zusammentreffen. Das Wattenmeer wird ständig durch eine Reihe von interagierenden Belastungen mit kurz- und langfristigen, aber vor allem auch kumulativen Auswirkungen auf das Ökosystem und das menschliche Leben gestört. Die weltweit sicht- und messbaren Auswirkungen des Klimawandels, der Verlust der biologischen Vielfalt und die Verschmutzung der marinen Umwelt stellen auch für das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer eine existenzielle Bedrohung dar. Die drei ökologischen Krisen treffen aber nicht nur das Ökosystem, sondern auch die Küstengesellschaften, die in ihren sozioökonomischen Strukturen direkt von der ökologischen Gesundheit und Resilienz des Wattenmeeres abhängen.
Vor diesem Hintergrund zielt die Förderung der internationalen Forschungsprojekte darauf, das Wissen über die Auswirkungen der dreifachen ökologischen Krise auf das Ökosystem Wattenmeer, den Erhalt des Weltnaturerbes und die sozioökonomische Entwicklung der lokalen und regionalen Gemeinschaften zu vergrößern. Mit den Ergebnissen dieser Forschung sollen konkrete Konzepte und Handlungsoptionen für den nachhaltigen Schutz und ein effektives Management des Wattenmeeres entwickelt werden, die dazu beitragen
- den „Außergewöhnlichen Universellen Wert (OUV)" des UNESCO-Weltnaturerbes und seine Integrität gemäß dem Leitprinzip der Gemeinsamen Erklärung von 2010 zu schützen und zu verbessern,
- die Resilienz des Ökosystems Wattenmeer gegenüber der dreifachen ökologischen Krise zu erhöhen,
- den natürlichen Wert, die Ökosystemfunktionen und die Ökosystemleistungen des Wattenmeeres zu erhalten und zu stärken,
- die nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung zu verbessern sowie
- die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über die nationalen Grenzen hinweg weiter voranzutreiben.
Die adressierte Forschung soll dazu beitragen, die Entwicklungsziele im Bereich des europäischen Meeresnaturschutzes zum „Günstigen Erhaltungszustand" bzw. „Guten Umweltzustand" der Meeresökosysteme und im Bereich der UN-Nachhaltigkeitsziele zum Meeresschutz zu erreichen. Darüber hinaus ist der Schutz des Wattenmeeres in einer Reihe von supranationalen Instrumenten wie der Meeresraumplanung, EU-Richtlinien (Habitat- und Vogelschutzrichtlinie (Natura 2000), Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, Wasserrahmenrichtlinie), der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 sowie trilateralen, nationalen, föderalen, regionalen und lokalen Regelungen und Instrumenten verankert, zu deren Umsetzung wissenschaftliche Beiträge erarbeitet werden sollen.
Die vollständige Bekanntmachung finden Sie hier:
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2023/05/2023-05-12-Bekanntmachung-Wattenmeerforschung.html