Tipps für Hotelbetreiber

Der Rohbau ist fertig, der Standort gewählt, ein paar Wochen hängt das neue Wildbienenhotel nun schon bezugsfertig in der Sonne. Wildbienen-Expertin Kathrin Krausa von der Ruhr-Universität Bochum gibt nützliche Hinweise für Hotelbesitzer und -gäste.

Keine Wildbienen in Sicht! Was können Sie tun?

Dass Wildbienen gleich im ersten Sommer einziehen ist eher die Ausnahme, denn Wildbienen sind teilweise sehr ortstreu, sie nisten gerne in der Nähe der Stelle, an der sie selbst geschlüpft sind. Deshalb kann es etwas dauern, bis sich Bienen in einem neuen Nistplatz ansiedeln, dann werden aber nach und nach immer mehr Niströhrchen besiedelt. Trotzdem können Sie die Chancen auf Erstbezug durch einige Maßnahmen verbessern:

  • Tipp 1/3: Optimieren Sie das Nahrungsangebot!
    Wildbienen benötigen nicht nur einen Nistplatz – genauso wichtig ist die Nahrung. Mangelt es an Futterpflanzen, können Sie nektar- und pollenreiche Pflanzen aussäen und so für das nächste Jahr das Nahrungsangebot erweitern. Sähen Sie im Frühjahr beispielsweise eine Saatmischung mit Wildblumen aus. Beachten Sie auch unsere Tipps zu Futterpflanzen.

  • Tipp 2/3: Trocken muss es sein!
    Wenn sich Wasser an den Niströhrchen staut, kann die Wildbienenbrut von Pilzen befallen werden. Wenn Sie erst nach dem ersten starken Regen gemerkt haben, dass der Standort nicht so regensicher ist wie gedacht, bringen Sie einen zusätzlichen Regenschutz an – oder wechseln Sie den Standort. Sollten Sie nicht ausreichend abgetrocknetes Vollholz verwendet haben, so wird es vermutlich bald rund um die Bohrungen herum einreißen. Warten Sie, bis das Holz abgetrocknet ist, und bohren Sie im nächsten Frühjahr neue Löcher in das Holz. Beachten Sie auch unsere Tipps zum Selberbauen.

  • Tipp 3/3: Nutzen Sie Ihren Standortvorteil!
    Bienen lieben Sonnenlicht! Während sich warme, östlich oder westlich angelegte Standorte noch eignen, werden nördlich ausgerichtete Nisthilfen seltener benutzt. Einige Standorte sind im Frühjahr noch sonnig, im Sommer aber vom Laub eines Baumes beschattet. Vielleicht genügt es dann schon die Nisthilfe ein kleines Stück weiter in Richtung Sonne zu versetzen. Beachten Sie auch unsere Standort-Tipps.

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Erstbezug erfolgreich! Wie geht es weiter?

Glückwunsch – Ihre Strategie war offensichtlich goldrichtig. So können Sie die Nisthilfen noch attraktiver machen:

  • Tipp 1/2: Passen Sie das Angebot der Nachfrage an.
    Mehr Wildbienen lassen sich durch ein breiteres Angebot anlocken! Erhöhen Sie die Anzahl von Niströhren, variieren Sie die Durchmesser und greifen Sie auch zu anderen Materialien (Lehm, Ton, Pflanzen- und Schilfstängel).

  • Tipp 2/2: Helfen Sie bodennistenden Wildbienen!
    Mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten in Deutschland nutzen die Nisthilfen gar nicht: Arten wie die Rotschopfige Sandbiene, die Ackerhummel oder die Raufüßige Hosenbiene html legen ihre Eier lieber in der Erde ab. Sandige Böden, Ritzen in der Natursteinmauer aber auch Pflasterfugen sind für einige Wildbienen perfekt geeignet. Alternativ können auch Blumenkübel, gefüllt mit einer Mischung aus Sand und Erde, an eine trockene, sonnenbeschienene Stelle gestellt werden. Erde umgraben oder Fugen auskratzen ist jetzt natürlich tabu!

Bienen als Baumeister: Was passiert in der Röhre?

Im Dunkel der Niströhren legen Wildbienen ihre Nester an. Zwar können wir außen an der Nisthilfe ein geschäftiges Treiben beobachten, Bienen, die mit Pollen beladen einfliegen und die Niströhrchen zumauern, aber was passiert im Inneren?

  • Ein häufiger Bewohner von Nisthilfen ist die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis). Sie ist 8 bis 13 Millimeter groß und rot behaart – also kaum zu übersehen. Die Rote Mauerbiene nistet gerne in Nisthilfen mit Röhrchen, die einen Durchmesser von etwa 7 bis 8 Millimeter haben. Zunächst bauen sie eine Rückwand ein. Hierzu werden Lehm, Sand und Steinchen zwischen den Mundwerkzeugen zum Nest transportiert
  • Die Bienen sind in der Lage zu entscheiden, ob sie ein männliches oder ein weibliches Ei ablegen. Es ist so möglich die männlichen Eier als letztes, in der Nähe des Ausgangs, zu platzieren. So müssen sich die etwas früher schlüpfenden Männchen nicht an den noch nicht schlupfbereiten Weibchen vorbei drängen.
  • Danach sammelt die Biene an vielen verschiedenen Pflanzen Pollen und Nektar. Mit der reichlich gefüllten Bauchbürste zwängt sie sich zunächst vorwärts – wohl um zu schauen ob es sich um ihre eigene Röhre handelt – und dann rückwärts in die Niströhre hinein. Der Pollen wird mit den Hinterbeinen vom Bauch abgestreift und mit etwas Nektar vermengt. Nach und nach entsteht der Proviant für den Nachwuchs. Das Ei wird erst abgelegt, wenn der ganze Proviant gesammelt ist und schon Teile der nächsten Wand bestehen. Diese verschließt nicht nur die erste Zelle, sondern stellt auch die Rückwand der nächsten Zelle dar.
  • So werden die Zellen der Reihe nach angelegt, eine nach der anderen: Rückwand, Pollen, Ei, Rückwand, Pollen, Ei und immer so weiter. Die letzte Brutzelle bleibt häufig leer und wird als Atrium des Nestes bezeichnet. Dieses Atrium macht es Parasiten schwerer bis an die Brut zu gelangen. Bis zu 27 einzelne Brutzellen kann eine Biene anlegen.
  • Aus dem Ei schlüpft eine Larve, die innerhalb von drei bis vier Wochen den gesamten Pollenvorrat verzehrt, sich mehrmals häutet und dann verpuppt. Im Spätsommer sind die Bienen voll entwickelt. Aneinander gereiht liegt dann Puppe für Puppe in den Niströhren und verharrt bis zum Schlupf im nächsten Jahr.

Reger Reiseverkehr: Was fliegt denn da?

Rund um die Nisthilfe können Sie ein buntes Treiben beobachten: ein- und ausfliegende Bienen, schwer mit Pollen beladen an Bauchbürsten und Beinen, vielleicht sogar die Paarung zweier Bienen.

  • Nicht nur Bienen tummeln sich an der Nisthilfe, auch eine Vielzahl anderer Hautflügler, Fliegen, Milben und Käfer sind zu beobachten. Einige suchen gezielt die Nähe der Bienen und legen ihre Eier in deren Nester. Ihre Larven ernähren sich von dem eingetragenen Pollen oder den Larven der Bienen. Ein Beispiel ist die Goldwespe, ein sehr häufiger und auffälliger Parasit.
  • Nein, es gibt bisher keine Anzeichen dafür, dass heimische Parasiten die Wildbienenpopulationen bedrohen. Daher besteht weder Grund zur Panik noch Handlungsbedarf. Die Bienen haben selbst gute Techniken entwickelt, um sich gegen Parasiten zur Wehr zu setzen: Sie bauen dicke Wände, kleiden die Brutzellen aus oder bewachen die Brut so gut wie möglich vor Eindringlingen. Sollten sich neben Wildbienen auch parasitische Stechimmen eingenistet haben – zum Beispiel Blutbienen oder Wespenbienen –, so ist häufig nur ein Teil der Wildbienenbrut betroffen

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