Wissenschaftler untersuchen entlegene Korallenriffe im Indischen Ozean

Korallenriffe gehören zu den ältesten Ökosystemen der Erde und beherbergen einen riesige Vielfalt an Fischen, Schwämmen, Seesternen und anderen Lebensformen. Doch diese Lebensräume sind durch die Versauerung der Ozeane und steigende Temperaturen mehr denn je bedroht. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts MASCARA untersucht ein Wissenschaftlerteam jetzt ein System von Korallenriffen im Indischen Ozean, das so groß wie die Schweiz ist. Die zweimonatige Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE dauert noch bis Ende Oktober 2019.

Die Saya de Malha Bank steigt vom 2000 Meter tiefen Meeresgrund bis knapp unter die Meeresoberfläche auf. Sie liegt zwischen Mauritius und den Seychellen, mitten im Fluss der gewaltigen Südäquatorialströmung. Ein hoher Nährstoffgehalt und die Strömung machen die Riffe zu einem Nahrungsparadies für Fische und Wale. Gleichzeitig gedeihen hier prächtige Korallen.

Wegen seiner isolierten Lage wurde dieses Atoll mit einer Fläche von über 40.000 Quadratkilometern bisher kaum untersucht. Diese Unberührtheit ist aber auch von Vorteil, denn dadurch kann die Saya de Malha Bank als natürliches Laboratorium gesehen werden, in dem die Auswirkungen der Ozeanversauerung ohne zusätzliche lokale Eingriffe des Menschen erforscht werden können.

„Wir möchten wissen, wie sich die Wassermassen aus dem Süden mit dem nährstoffreichen Wasserstrom aus dem Norden mischen und wie sich das auf die Bildung der Riffe auswirkt", sagt Expeditionsleiter Sebastian Lindhorst von der Universität Hamburg. „Wahrscheinlich beeinflussen sowohl Meeresspiegelschwankungen als auch die Strömungen ihre Entwicklung, lassen sie wachsen oder schrumpfen."

Vor Ort erforscht das Wissenschaftlerteam auch den Einfluss des Klimawandels auf die Korallenriffe. Denn die Ozeane nehmen etwa ein Drittel des vom Menschen produzierten CO2 auf. Wenn Kohlendioxid vom Meer aufgenommen wird, reagiert es mit Wasser und wird zu Kohlensäure. Dadurch sinkt der pH-Wert der Ozeane, sie werden saurer. Korallen reagieren auf solche Veränderungen besonders empfindlich.

Die wissenschaftliche Crew interessiert sich nicht nur für den aktuellen Zustand der Ozeane sondern auch für deren Vergangenheit. Sie werden an der Saya de Malha Bank rund um die Uhr Salzgehalt und Temperatur des Meerwassers messen sowie Nährstoffe, Schadstoffe und Ablagerungen am Meeresboden untersuchen.

Diese Ablagerungen erlauben Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit, erklärt Professor Kay-Christian Emeis vom HZG: „Wir ziehen Bohrkerne aus den Sedimenten und können so bis zu 200.000 Jahre in die Vergangenheit schauen. Die Ablagerungen sind wahre Klimaarchive, aus denen wir neue Erkenntnisse über das Monsunsystem und seine Entwicklungsgeschichte in der Region erhalten."

An der vom BMBF geförderten Expedition SO270 mit der SONNE sind rund 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Forschungsinstituten beteiligt. Neben der Universität Hamburg arbeiten das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG), das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz sowie Hochschulen aus Israel, den Seychellen und den Niederlanden am Projekt MASCARA mit.