Auftaktveranstaltung von ACTRIS-D: Wissenschaftlicher Austausch über den Einfluss von Aerosolen, Spurengasen und Wolken auf das Klima

Rund 120 Akteure aus Wissenschaft und Politik diskutierten aktuelle Forschungsfragen rund um ACTRIS-D – dem deutschen Beitrag zur EU-Forschungsinfrastruktur ACTRIS, der die Rolle kurzlebiger Bestandteile für das Klima in der Erdatmosphäre beobachtet.

Die Dynamik des Klimawandels noch besser verstehen und genauere Vorhersagen von Klima, Wetter und Luftqualität ermöglichen – diese Ziele verfolgt die seit Sommer 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsinfrastruktur ACTRIS-D.

ACTRIS steht für „Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure” (Forschungsinfrastruktur für Aerosole, Wolken und Spurengase) und ist ein europäisches Vorhaben, an dem aktuell 22 Länder beteiligt sind. Der deutsche Beitrag zur europäischen ACTRIS-Forschungsinfrastruktur – ACTRIS-D genannt – umfasst die Beobachtung von kurzlebigen Bestandteilen der Atmosphäre wie beispielsweise Wolken oder Aerosole und der Erforschung ihrer Rolle für den Klimawandel. Vom 20. bis zum 22. Juni 2022 trafen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der elf beteiligten Einrichtungen und andere Gäste aus dem politischen Umfeld zur Auftaktveranstaltung im Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, das die Koordination von ACTRIS-D betreibt.

Den Austausch zwischen Wissenschaft und Politik eröffnete mit einem Grußwort Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF. In thematischen Vorträgen stellten die Forschenden dem etwa 120-köpfigen Publikum den aktuellen Stand zu unterschiedlichen Forschungsfragen vor, die sich mit den sogenannten kurzlebigen Bestandteilen in der Atmosphäre befassen – darunter Aerosole, wie zum Beispiel Feinstaubpartikel, sowie Spurengase und Wolken.

 

Kurzlebige Partikel sind meist nur wenige Stunden bis Wochen in der Atmosphäre – im Gegensatz zu den langlebigen Treibhausgasen wie etwa Kohlendioxid (CO2), das viele Jahre bis Jahrzehnte in der Atmosphäre verbleibt. Bislang hat sich die Forschung stärker auf die Wirkung der langlebigen Treibhausgase konzentriert. Doch auch diese kurzlebigen Partikel spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Klimas. Mit ACTRIS sollen die Wissenslücken hierzu geschlossen werden.

Im Fokus der Auftakt-Konferenz standen Themen wie „Waldbrandrauch in der Stratosphäre: ein neuer Aspekt in der Debatte um den Klimawandel” sowie konkrete Konzeptideen zur Verwendung von Daten, die künftig durch ACTRIS-D gewonnen werden sollen. Zudem konnten die Teilnehmenden vor Ort die Simulationskammer ACD-C für ACTRIS-D am Leipziger TROPOS-Institut besichtigen. In dieser Kammer können die Forschenden das Verhalten von Aerosolen und Spurengasen untersuchen, indem sie die atmosphärischen Bedingungen vorgeben und genau kontrollieren. Mit den gewonnenen Messergebnissen können anschließende Analysen und Modellierungen vorgenommen werden. Die Ergebnisse etwa zu Fragen der Auswirkungen von organischen Aerosolen auf die menschliche Gesundheit dienen der Beratung staatlicher Institutionen, Umweltbehörden oder politischer Entscheidungsträger.

Für den Aufbau der Forschungsinfrastruktur ACTRIS-D stellt das BMBF im Zeitraum von 2021 bis 2029 insgesamt 86 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert werden dabei der Aus- und Neubau von zahlreichen Messstationen sowie von Laboren und Simulationskammern in Deutschland. Hier sollen künftig neue Messungen und Analysen der kurzlebigen Bestandteile in der Atmosphäre zu verbesserten Erkenntnissen über die dynamische Entwicklung des Klimawandels führen.