ClimXtreme Phase II: Einfluss des Klimawandels auf Extremwetter – Wissensbasis für Politik, Verwaltung und Verbände schaffen

Forschende von ClimXtreme berechnen mithilfe von Wahrscheinlichkeiten, welchen Anteil der Klimawandel am Extremwetter hat. Nun entwickeln sie darüber hinaus auch Zukunftsprognosen für Anwender, wie etwa für den Katastrophenschutz und Versicherungen.

Die Vereinten Nationen und der Klimadienst der Europäischen Union (Copernicus) sind zum gleichen Schluss gelangt: So stellt der vorläufige Klimazustandsbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) fest, dass 2023 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1781 wird, ganz gleich wie kalt der Winter 2023 ausfällt. Damit kommt der Extremwetter-Forschung in der BMBF-Fördermaßnahme ClimXtreme II eine hohe Bedeutung zu. Denn durch diese globalen Veränderungen können bisher unbekannte Wetterlagen auftreten, die neue Extremwetterereignisse auslösen, wie etwa die Hitzewelle in Kanada im Jahr 2021 mit örtlichen Temperaturen von knapp 50 Grad. Forschung kann hierbei mit zuverlässigen Prognosen wesentlich dazu beitragen, die Klimaanpassung zu erleichtern.

Erste Forschungsphase ClimXtreme I (2019-2023)
In der ersten Forschungsphase von 2019 bis 2023 haben sich die 39 Forschungsteams von ClimXtreme I bei ihrer Forschung vor allem auf die Beantwortung von zwei Leitfragen konzentriert:

Erstens: Hat der Klimawandel in der Vergangenheit mehr Extremereignisse verursacht? Und zweitens: Wird der künftige Klimawandel das Auftreten von Wetterextremen verändern?

Mit der Forschung in ClimXtreme sind nun ganzheitliche Aussagen zu Häufigkeit, Intensität und Schäden durch künftiges Extremwetter möglich. Das Projektteam ClimXtreme versteht jetzt nach drei Jahren Forschung besser, welche physikalischen Faktoren Extremwetterereignisse verstärken und welchen Anteil der menschengemachte Klimawandel daran hat.

Beispiele für diese Attributionsforschung sind die Hitzewelle 2023 in Südeuropa oder die Flut im Ahrtal (2021), bei denen Einflüsse des Klimawandels nachgewiesen worden sind. Die Grundlagen dafür hat das Projektteam mithilfe der Extremwertstatistik und speziellen computergestützten Auswertungssystemen zu den Ursachen von Extremwetter erforscht. Zudem haben die Forschenden einen Katalog von wissenschaftlich relevanten Extremwetterereignissen zusammengestellt.

Ziele von ClimXtreme in der zweiten Forschungsphase (2023-2026)
Nun ist das Projekt in die nächsten Herausforderungen gestartet: Die Forschenden wollen die Ergebnisse aus der Phase I vertiefen und konsolidieren. Denn in der zweiten Projektphase bis 2026 geht es darum, ihre Ergebnisse für Anwender, wie Versicherungen, Katastrophenschutz, Landwirtschaftsverbände, Hochwasservorsorge und weitere Institutionen aufzubereiten. Diese Organisationen müssen für ein effektives Angebot ihrer Dienstleistungen, kommende Schäden durch Extremwetter besser abschätzen können.

Dafür analysieren die Forschungsgruppen aus ClimXtreme weiterhin verschiedene Extremwettertypen, wie Starkregen und Überschwemmungen, Trockenheit, Hitzewellen sowie Sturm. Im Fokus stehen dabei nun unter anderem folgende Fragen: Stimmt der Eindruck, dass Extreme häufiger auftreten und heftiger werden? Inwieweit verändert der Klimawandel die Extremereignisse? Wieviel Aufwand und Geld sollte in die Klimaanpassung investiert werden?

Bisherige Ergebnisse und Beobachtungen dienen als Grundlage für Phase II
Beim Kick-Off-Treffen von ClimXtreme Phase II Anfang Dezember 2023 in Berlin wurden die bisherigen Ergebnisse vorgestellt, reflektiert und diskutiert. Eine Erkenntnis der ersten Phase war unter anderem, dass die Ergebnisse von ClimXtreme bisher vor allem mit Fachleuten kommuniziert wurden. Nun bedürfe es neuer Instrumente, um Stakeholder oder gar die breite Öffentlichkeit zu adressieren. Es gelte nun, das Wissen so aufzubereiten, dass es bei der Entscheidungsunterstützung zur Anpassung an Extremereignisse helfen kann. So wurde eine neue sozialwissenschaftliche Forschungsgruppe präsentiert, die die Kommunikation des Wissens über Extremwetterereignisse untersuchen und weiterentwickeln wird.
Des Weiteren wurde darüber diskutiert, wie Forschungsgruppen, die mit Ereignistypen wie Sturm oder Hitze, befasst sind, gemeinsam die Integration der unterschiedlichen Verfahren vorantreiben, nutzerorientiert arbeiten und zu einem allgemeinen Systemverständnis von Extremwetteranalysen beitragen können. Gleichzeitig wurde überlegt, wie eine im Projekt neu eingerichtete „Task Force" eine schnelle wissenschaftliche Einschätzung vornehmen kann, sobald ein Extremwetterereignis auftritt.

Hintergrund: Phase I und II der Fördermaßnahme ClimXtreme

Titel: „ClimXtreme – Klimawandel und Extremereignisse"
Konsortium: Freie Universität Berlin, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Deutscher Wetterdienst (DWD)
Herausforderung und Projektziele:
Ziel der Fördermaßnahme ist es, folgende Leitfrage wissenschaftlich
beantworten zu können: Wie verändert der Klimawandel heute
und in Zukunft die Intensität, Häufigkeit und räumliche Verteilung von Extremwetterereignissen?
Im Einzelnen sollen folgende Erkenntnisse erarbeitet werden:
• Einordnung und Quantifizierung des menschengemachten Anteils (durch den Klimawandel) an Extremwetterereignissen
• Differenziertere Bewertung von möglichen Schäden und Kosten durch Extremwettereignisse in Abhängigkeit verschiedener Zukunftsszenarien
• Identifizierung von Regionen, in denen vermehrt und/oder intensiver extreme Wetter- und Klimaereignisse auftreten können
• Verbesserung des Katastrophenrisikomanagements als Teil der Anpassung an den Klimawandel
• Aufbereitung des Klimawissens zu sogenannten Klimaservices für Anwender

Laufzeiten:
Phase I: 22.11.2019-01.07.2023
Phase II: 01.07.2023-30.09.2026

BMBF-Fördersumme:
Phase I: 14 Millionen Euro für 39 Teilprojekte
Phase II: 8 Millionen Euro für 24 Teilprojekte