Hitzeaktionstag 2025: Praktische Tipps für Kölner Bürgerinnen und Bürger bei Hitze am Telefon
Der 4. Juni ist Hitzeaktionstag 2025: In Köln-Deutz wurde bereits 2022 ein Hitzespickzettel für den Stadtteil Köln-Deutz erarbeitet und mit dem dortigen Seniorennetzwerk ein lokales Hitzetelefon entwickelt. Das Hitzetelefon startete im Rahmen des Projekts iResilience, gefördert vom Bundesforschungsministerium. Aufbauend auf diesen Erfahrungen 2023 bietet die Stadt Köln nun ein Hitzetelefon für das gesamte Stadtgebiet als Maßnahme des Hitzeaktionsplans an.

Hitze ist das größte Gesundheitsrisiko in Deutschland, das der Klimawandel mit sich bringt. Jedoch sind den meisten Menschen weder die Gefahren von Hitze noch die Maßnahmen zum Schutz vor ihr ausreichend bewusst. Daher richtet die Bundesärztekammer und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V. am 4. Juni 2025 erneut einen Hitzeaktionstag aus.
Ziel ist die bundesweite Vernetzung von Aktivitäten im Rahmen dieses Aktionstages. Denn Hitzeschutz kann nur durch enge Zusammenarbeit und stetigen Austausch von Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürgern vorangebracht werden. Wie dringend dies nötig ist, zeigen die jüngsten Prognosen für die Sommermonate in diesem Jahr aus zahlreichen Institutionen – wie etwa vom Deutschen Wetterdienst (DWD) oder vom European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF). Kurz gesagt: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Sommer 2025 ein neuer Hitzesommer wird.
Forschungsprojekt iResilience entwickelte 2021 mit Köln-Deutzer Senior*innennetzwerk ein stadtteilbezogenes Konzept für Hitzespickzettel und Hitzetelefon
Hitze ist vor allem in Städten eine zunehmende Gesundheitsbelastung. Dichte Bebauungsstrukturen, versiegelte Flächen und zu wenig Grünflächen führen dazu, dass eine Innenstadt die Wärme bis nachts speichert – das ist der sogenannte Wärmeinseleffekt. Dies führt zu Temperaturunterschieden von bis zu 10 Grad zwischen dem Stadtzentrum und dem Stadtrand.
Das vom ehemaligen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, jetzt Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt / BMFTR) geförderte Projekt iResilience und das Deutzer Senior*innennetzwerk/ceno e. V. entwickelten 2021 gemeinsam das Konzept für ein Hitzetelefon im Kölner Stadtteil Deutz. Zielgruppe waren vor allem die in Köln-Deutz lebenden älteren Menschen, denen kein soziales Netzwerk zur Verfügung steht. Sie gehören zu den besonders gefährdeten Personen während der Hitzeperioden, da ältere Menschen oft ein fragileres Herz-Kreislaufsystem haben, oft zu wenig trinken und auch häufig nicht schnell genug ihren Tagesablauf umstellen können.
Entstanden als Nachbarschaftshilfe, boten Vertreterinnen und Vertreter des Senior*innennetzwerks/ceno e. V. und weitere Ehrenamtliche in den Sommermonaten von 2022 Beratung am Hitzetelefon an. Beantwortet wurden Fragen, wie: Liegt eine Hitzewarnung für die nächsten Tage vor? Welche Apotheke liefert zum Beispiel Medikamente nach Hause? Wer kann beim Einkaufen helfen? „Es war wirklich schön zu sehen, dass die Damen vom Senior*innennetzwerk alle mit vollem Elan dabei waren", freut sich Christine Linnartz (damalige wissenschaftliche Mitarbeiterin von iResilience in Köln-Deutz) über die gute Zusammenarbeit.
Ausweitung des Hitzetelefons von Köln-Deutz auf das gesamte Kölner Stadtgebiet
Im Jahr 2023 wurde ein Hitzetelefon für ganz Köln aufgebaut – als Maßnahme eines Hitzeaktionsplans. Der Hitzeaktionsplan wurde als Verbundprojekt durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz als kommunales Leuchtturmprojekt von 2019-2022 gefördert und seit 2022 durch einen Ratsbeschluss verstetigt. In der Planungsphase erfolgte noch während der Laufzeit des vom damaligen BMBF geförderten Projekts iResilience ein enger Austausch zwischen dem Gesundheitsamt der Stadt Köln und dem Verein ceno e. V.
Nach Ende des Forschungsprojekts iResilience wurde das Hitzetelefon von Köln-Deutz eingestellt. Aber seit 2023 ist die Maßnahme ein Bestandteil des Hitzeaktionsplans Köln und wird in Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt und dem Gesundheitsamt weiter- entwickelt. Seit 2024 ist das Kölner Hitzetelefon eine der wichtigsten Maßnahmen zur Beratung und Unterstützung von gefährdeten Menschen bei extremer Hitze.
Das Kölner Hitzetelefon richtet sich an alle Kölner Bürgerinnen und Bürger, wobei auch hier die Hauptzielgruppe Seniorinnen und Senioren sind, die nicht in einer stationären Pflegeeinrichtung leben. Wie wichtig die persönliche Ansprache für diese Zielgruppe ist, zeigte die Vielzahl an Registrierungen nach einem postalischen Anschreiben des Kölner Gesundheitsamtes im Jahr 2024 an alle Kölner Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 75 Jahren. Auf das Anschreiben hin haben sich 2024 knapp 4000 Menschen registrieren lassen. Zudem verteilt die Stadt Köln auch den Hitze-Knigge als Broschüre oder online. Diese Broschüre enthält einen allgemeinen Teil des Umweltbundesamtes und einen weiteren Köln-spezifischen Teil, in dem die Rufnummer des Hitzetelefons zu finden ist.
So funktioniert das Hitzetelefon der Stadt Köln
Wie funktioniert das Hitze-Telefon? Interessierte Bürgerinnen und Bürger lassen sich zunächst für das Hitze-Telefon registrieren. In einem ärztlich betreutem Erstgespräch geben die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes dann zum Beispiel Tipps zum Kühlen des Körpers und Lüften der Wohnung, zu leichtem Essen und mehr Trinken, zur Lagerung und veränderten Wirkung von Medikamenten, oder auch dazu, wie der Tagesablauf an die Hitze angepasst werden sollte, wie etwa Arzttermine vom Mittag auf den frühen Morgen zu verlegen etc.
Ziel der Beratung ist es, eine Verhaltensänderung bei den gefährdeten Menschen zu bewirken. „Eine einfühlsame Kommunikation ist hierfür sehr wichtig. Jede Information zur Hitzebelastung muss auch gleichzeitig eine Handlungsoption bieten, die umsetzbar ist", betont Dr. Barbara Grüne, Fachärztin am Gesundheitsamt der Stadt Köln. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen hatten bereits viele dankbare Seniorinnen und Senioren am Hörer des Kölner Hitzetelefons. Die Resonanz sei überaus positiv. „Was wir oft zu hören bekommen, ist, dass diese älteren Menschen sich durch die Beratung am Hitzetelefon wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen.
Personen mit einer Erreichbarkeit über E-Mail werden bei Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf diesem Wege darüber informiert. Rund 200 Personen, die an Hitzetagen aufgrund ihres Alters, ihrer Vorerkrankungen oder ihrer Wohnsituation besonders gefährdet sind, wurden in eine spezielle Anrufliste aufgenommen. Diese Personen werden aktiv angerufen, wenn vom Deutschen Wetterdienst Hitzewarnungen vorliegen.
Positive Resonanz von Kölner Bürgerinnen und Bürgern auf das Hitzetelefon
Die Resonanz ist positiv: „Manche warten sogar auf unseren Anruf und erzählen dann, dass sie schon eine Flasche Wasser bereitgestellt hätten, da wir das doch immer empfehlen würden.", erzählt Dr. Grüne erfreut. So wirke das Hitzetelefon als Nebeneffekt manchmal auch ein wenig der Einsamkeit entgegen, die gerade alleinstehende ältere Menschen oft empfinden.
Auch wenn eine Evaluation aufgrund fehlender Vergleichsgruppen nicht ohne weiteres möglich ist: Die überaus positive Resonanz der Kölner Bürgerinnen und Bürger gibt erste Hinweise, dass die persönliche Ansprache über ein Hitzetelefon ein sehr gutes Instrument darstellt, um Verhaltensänderungen zum Schutz vor Hitze zu bewirken.
Hintergrund zum Forschungsprojekt iResilience
Das Verbundprojekt iResilience wurde von 2018 bis 2022 vom damaligen BMBF (heutiges BMFTR) gefördert. Für dieses Projekt hat das BMBF ca. zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Projekt iResilience war eines von insgesamt 15 Forschungsprojekten, die das Bundesforschungsministerium im Rahmen der Fördermaßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" unterstützt hat. Mit dem Verbundprojekt iResilience hat das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln anhand eines partizipativen Ansatzes gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern an konkreten Themen der Klimaresilienz gearbeitet, um Beiträge für eine lebenswerte Stadtgestaltung aufzuzeigen. Ziele des Projekts waren die Sensibilisierung für Themen der Klimavorsorge und die Mobilisierung zur Eigenvorsorge, sowie die Vorbereitung konkreter Umsetzungsmaßnahmen zur Klimaanpassung.