Forschung und Politik im Dialog: „Zukunft CO₂-Entnahme”

Die Wissenschaft erforscht Technologien zur Entnahme und Speicherung von Kohlendioxid (CO₂). Welche politischen Weichenstellungen es für die Umsetzung braucht, diskutierten Teilnehmende aus Politik und Forschung bei einem Parlamentarischen Frühstück.

Das Ziel steht fest: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Dazu müssen die CO₂-Emissionen drastisch reduziert werden. Danach sollen nur noch wenige Rest-Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen vollständig ausgeglichen werden. Diese Kompensation müssen durch verschiedene Methoden zur Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre – die sogenannten Carbon Dioxide Removal-Methoden (kurz CDR) erreicht werden. Aktuell erforscht die Wissenschaft verschiedene Wege, die CO₂ an Land oder im Meer speichern.

Doch welche politischen Rahmenbedingungen brauchen diese innovativen Projekte und Technologien, damit sie auch in der Praxis umgesetzt werden können? Beteiligte des Forschungsprogramms CDRterra und der Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung CDRmare, die beide vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert werden, luden am 26. Juni 2025 zum Parlamentarischen Frühstück „Zukunft CO₂-Entnahme – Politische Weichenstellung für morgen" in Berlin ein. Bei dem Treffen ging es darum, den Austausch zwischen Forschung und Politik weiter zu intensivieren und verantwortlichen Personen des Bundestags die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft vorzustellen. Rund 30 Teilnehmende fanden sich im Paul-Löbe-Haus ein – darunter auch Dr. Silke Launert, Parlamentarische Staatssekretärin im BMFTR. Schirmherr des Parlamentarischen Frühstücks war Andreas Jung, Mitglied des Bundestags sowie stellvertretender CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzender für die Themen Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Nachhaltigkeit und stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschland.

In ihrem Grußwort betonte Dr. Silke Launert, es brauche Technologien und Methoden für sogenannte Negativemissionen. Auch das werde in Zukunft unverzichtbarer Bestandteil der Klimaschutzarchitektur sein. Denn ohne neue Technologien für Negativemissionen seien die Klimaziele nicht erreichbar.

Zum Einstieg in das Thema erklärte Dr. Nadine Mengis, Co-Sprecherin von CDRmare und Leiterin der Forschungsgruppe „Erdsystem-Dynamiken" am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, in ihrem Impulsvortrag: „Kein CO₂-Entnahmeverfahren allein wird ausreichen, um unsere Restemissionen auszugleichen. Nur mithilfe eines ausgewogenen Methoden-Portfolios können wir bestehende Entnahmepotenziale ausschöpfen, Risiken begrenzen und Synergien ermöglichen."

Dr. Oliver Geden, Leiter des Forschungsclusters „Klimapolitik" der Stiftung Wissenschaft und Politik sowie Projektpartner bei CDRterra, legte den Fokus in seinem Impulsvortrag auf die anstehenden Weichenstellungen: „Ohne CO₂-Entnahme ist Klimaneutralität nicht erreichbar. Deutschland nimmt in der EU eine Vorreiterrolle bei Forschung und Strategieentwicklung ein. Damit der Hochlauf gelingen kann, braucht es jetzt klare regulatorische Rahmenbedingungen – etwa durch gezielte Fördermechanismen und verbindliche Regeln zur Anrechenbarkeit auf Klimaziele."

Die ersten politischen Schritte zur Umsetzung von CO₂-Entnahme-Methoden sind bereits mit der Novellierung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes auf den Weg gebracht, das demnächst im Bundestag zur Verabschiedung gebracht wird. Mit der Überarbeitung des Gesetzes soll es künftig unter engen Auflagen möglich sein, CO₂ unter dem Meeresboden oder auch in geologischen Formationen unter der Landoberfläche zu speichern.

Hintergründe zu den BMFTR-Forschungsprogrammen CDRterra und CDRmare

Deutschlands Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu sein. Auf dem Weg dahin sollen die Treibhausgas-Emissionen hierzulande bis 2030 um 65 Prozent und bis 2040 um 88 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 sinken. Neben dieser massiven Reduktion von Emissionen ist auch die Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre und die dauerhafte Speicherung des Gases erforderlich. Die BMFTR-Fördermaßnahmen CDRterra und CDRmare erforschen CO₂-Entnahmemethoden an Land bzw. im Meer. In die erste Förderphase investierte das Bundesforschungsministerium insgesamt rund 50 Millionen Euro. Die zweite Förderphase von CDRmare hat bereits begonnen, für CDRterra startet die nächste Förderphase noch in diesem Jahr.

Bei CDRterra geht es zentral um CDR-Methoden an Land – auch mit Fokus darauf, wie sich Methoden kombinieren lassen und dadurch eine höhere Wirksamkeit gewonnen werden kann. Neben der Frage nach dem gesellschaftlich wünschenswerten und nachhaltigen CO₂-Entzugspotenzial sowie der dauerhaften Bindung von CO₂ ist die Entwicklung und Bewertung von geeigneten Politikinstrumenten unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und Stakeholder aus der Zivilgesellschaft ein zentraler Aspekt.

In der Forschungsmission CDRmare im Rahmen der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) steht die Forschung im Mittelpunkt, ob und inwieweit der Ozean eine wesentliche und nachhaltige Rolle bei der Aufnahme und Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre spielen kann. Darüber hinaus werden Zusammenhänge sowie Auswirkungen auf die Meeresumwelt, das Erdsystem und die Gesellschaft ermittelt.